Auftritt an der Zurich PrideTausende wollten Nemo sehen
Zum ersten Mal nach dem Sieg beim Eurovision Song Contest ist Nemo in der Schweiz aufgetreten – und lieferte wieder ab. Doch die Feier zur Heimkehr fiel etwas verhalten aus.
Erst kurz vor 23 Uhr füllt sich die Landiwiese in Zürich, für 9000 Personen sei Platz, richteten die Veranstalter aus, und es wird richtig voll. Ex-Musicstar Börni hat gerade die Bühne verlassen, und aus den Boxen scheppern Lieder vom diesjährigen Eurovision Song Contest. «La Noia» von Angelina Mango aus Italien, «Europapa» vom ausgeschlossenen Niederländer Joost Klein.
Auf der Bühne tanzen zwei Personen, die Mission eindeutig: Einheizen für Nemo. Doch die Stimmung bleibt zurückhaltend. Denn alle wollen einfach: Nemo sehen.
Endlich, könnte man sagen. Vor einem Monat hat Nemo für die Schweiz den ESC gewonnen, doch abgesehen von einem kurzen Festchen nach der Landung am Flughafen Zürich war Nemo zuletzt vor allem unterwegs: London, Berlin, Paris, TV-Interviews, Studiotermine. Auch am Tag des Auftritts an der Zürich Pride ist Nemo aus London angereist.
Was kann man erwarten? Nicht allzu viel
Schon von vornherein war klar: Nemo würde allein auftreten, ganz ohne Band, und nur einen Song spielen, den einen Song natürlich, «The Code». Was kann man also erwarten? Eigentlich nicht allzu viel.
Um 23:14 Uhr ist die Bühne frei. «Nemo, Nemo»-Rufe aus den ersten Reihen, feine Pianoklänge aus den Boxen. Es kommt kurz Spannung auf. Und dann tatsächlich, aus den Bühnennebelschwaden: Nemo, im Baseballshirt mit Regenbogenaufdruck und mit der übergrossen Kunstfellmütze auf dem Kopf, die zu einem Markenzeichen geworden ist. Tausende Handys gehen in die Höhe und leuchten im Videomodus auf.
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Und bevor Nemo singt, erst noch eine Ansage – denn wo, wenn nicht hier, am grossen Fest der queeren Gemeinschaft. «Uns gibts! Und egal, wie viele Menschen uns nicht anerkennen wollen, uns wirds immer geben. Wir sind hier, um zu bleiben», sagt Nemo. Jubel, Nemo reckt die Faust in die Luft, Streicher setzen ein.
Dann wird es noch einmal politisch
Nemo bietet mehr, als man erwarten konnte. «The Code» wird in einer fast zehnminütigen Version vorgetragen, mit voll ausgekostetem, sphärischem Intro. Der Gesang sitzt, zu 100 Prozent, wie jedes Mal, wenn Nemo zuletzt das Lied performte. Doch Stimmung kommt auch jetzt nicht richtig auf. Die Handys bleiben den ganzen Auftritt über gezückt – Nemo ist gerade der Schweizer Superstar, wenn es so was in der Schweiz überhaupt gibt, und den gilt es festzuhalten. Als Nemo energisch das letzte «Oh-oh-oh» ins Mikrofon ruft und der Song endet, endet wenig später auch schon der Applaus.
Nemo hat geliefert, erneut, und bedankt sich artig beim Publikum. Doch das Publikum, so scheint es, ist vor allem hier, um einfach mal Nemo zu sehen. Die Stimmung bleibt kühl, aber freundlich, wie der Juni-Abend selbst. Es ist das Ergebnis eines Hypes, der vor allem mit einem Ereignis, aber wohl weniger mit der Person, ihrer Musik und deren Inhalt zu tun hat. Nur ganz vorn bei der Bühne wird die Flagge der Nonbinären hochgehalten und etwas länger gejubelt. Da sind tatsächlich Nemo-Fans.
Es gibt noch eine Art Zugabe, Nemo wird auf der Bühne kurz befragt. «Es ist sehr schön, wieder daheim zu sein», sagt Nemo. Und noch einmal wird es politisch, als die Moderatorin fragt, was am 18. Juni beim Treffen mit Bundesrat Beat Jans geplant sei. Das Wichtigste sei, dass es mit dem dritten Geschlechtseintrag vorangehe, antwortet Nemo. Doch das werde wohl noch viel Zeit brauchen. Was man sofort umsetzen könne: «Mehr Sicherheit und mehr Sichtbarkeit für Nonbinäre und Transmenschen.»
Dann joggt Nemo winkend und dankend von der Bühne. Die Moderatorin sagt: «Habt ihr Bock auf Party?» Musik setzt wieder ein.
Am Morgen vor dem Auftritt in Zürich hat Nemo neue Daten für die kommende Europatournee geteilt, es stehen Konzerte in Deutschland, England, Spanien, Polen, Tschechien, Schweden, Dänemark, Finnland an. Für die Fans will Nemo eine Show auf die Beine stellen, an die sie sich «ein Leben lang erinnern» sollen.
Wie es wird, wenn Nemo mal länger als zehn Minuten sowie weitere und neue Lieder singt, wird im Sommer auch an den Schweizer Festivals zu erleben sein. Die Clubkonzerte, die Nemo hierzulande im Herbst spielen wird, sind fast gänzlich ausverkauft. Es wird ein anderes Publikum warten.
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