Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Eurovision 2025
«Die Zeit drängt»: Eine Co-Leitung muss den Schweizer ESC auf Kurs halten

Die Schweiz plant nach Nemos Sieg den ESC 2025
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Eine Co-Leitung übernimmt die Verantwortung

Reto Peritz und Moritz Stadler werden als Executive Producer die Projektleitung für den Eurovision Song Contest 2025 in der Schweiz übernehmen. Das hat die Geschäftsleitung der SRG beschlossen.

Der 51-jährige Peritz ist aktuell Unterhaltungschef von SRF, der 38-jährige Stadler Abteilungsleiter Operationen bei RTS in der Westschweiz. Beide haben viel Erfahrung mit dem ESC: Reto Peritz war bis 2021 Delegationsleiter für die Schweiz und von 2019 bis 2021 Mitglied der ESC Reference Group, Moritz Stadler war langjähriger Mitarbeiter der European Broadcasting Union (EBU), die den ESC austrägt. Unter Peritz wechselte SRF für 2019 erfolgreich das Auswahlverfahren für den Song Contest.

Die Gesamtleitung sei eine «Herkulesaufgabe», heisst es bei der SRG. Es gilt unter anderem, zeitnah einen geeigneten Austragungsort zu finden und diverse Bereiche aufzubauen und untereinander zu koordinieren. Die Co-Chefs werden ihre derzeitigen Jobs behalten, aber bis Juni 2025 die Leitung laufender Projekte sukzessive abgeben, um sich «voll und ganz auf die Organisation des ESC zu konzentrieren».

Moritz Stadler (links) und Reto Peritz leiten das Grossprojekt Schweizer ESC 2025.

Die Taskforce

Soweit ist der Schweizer ESC auf Kurs. Das schwedische Fernsehen SVT hatte im Vorjahr sein Führungsteam am 14. Juni benannt.

Schon eine Woche vor dem ESC-Finale nahm eine zwölfköpfige Taskforce die Arbeit an einem allfälligen Schweizer ESC 2025 auf, sagt Edi Estermann, Leiter der Medienstelle SRG. «In der Taskforce sind Personen aus allen Unternehmenseinheiten und Sprachregionen dabei, alle haben sich bisher schon mit dem ESC beschäftigt und wissen, was es braucht.» Darunter auch Reto Peritz oder der aktuelle ESC-Delegationsleiter Yves Schifferle.

Dass die SRG 2025 den ESC ausrichten wird – und damit eines der global grössten Fernsehereignisse – ist seit den ersten Stunden des 12. Mai klar. Nachdem Nemo mit «The Code» die 68. Austragung in Malmö zugunsten der Schweiz entschieden hatte, wurde noch in der gleichen Nacht an der Medienorientierung an Schifferle die formale Anfrage gestellt. Laut Reglement übernimmt die öffentliche Sendeanstalt des siegreichen Landes die Produktion der Show im Folgejahr.

Am ersten Tag nach Nemos Sieg traf sich die SRG-Geschäftsleitung zu einer ersten Sitzung, am Montag nahm die Taskforce die Planungsarbeit auf. Sie schlug der Geschäftsleitung Kandidatinnen und Kandidaten für die Aufgabe der Projektleitung vor.

Die Frage nach der richtigen Stadt

Die Stadt, die den ESC ausrichtet, muss auch ein Rahmenprogramm bieten: Konzert im Eurovision Village im Folkets Park in Malmö.

«So einen Event in einem Jahr zu stemmen, ist ein ziemlicher Hoselupf», sagt Estermann. «Die Zeit drängt.»

Inzwischen wurden den Städten, die sich für eine Austragung interessieren, die sogenannten Host City Bid Books zugeschickt – das sind umfassende Anforderungskataloge für die Bewerbungen. Neben einer geeigneten Eventhalle, Flughafenanschluss und der Finanzierung geht es dabei auch darum, dass die Städte eine eigene Vision des ESC aufzeigen, mitsamt Rahmenprogramm.

Für die Gestaltung der Kataloge konnte die SRG-Taskforce auf bestehende Unterlagen zurückgreifen, die sie von der European Broadcasting Union (EBU) sowie den Vorgängerländern direkt erhalten und «eingeschweizert» hat. Wie viele Städte zurzeit im Rennen sind, gibt die SRG nicht bekannt, einige hätten sich selbst interessiert gezeigt, andere seien von der SRG angefragt worden.

Estermann betont, dass kleinere Städte gegenüber grösseren nicht im Nachteil seien, auch die Sprachregion werde nicht den Ausschlag geben. «Es gibt keine Favoriten.»

Ein Ziel ist festgelegt: «Ende August wollen wir entschieden haben, wo der ESC Mitte Mai 2025 ausgetragen wird», sagt Estermann. Damit wäre das Schweizer Projekt gut im Zeitplan: In den Jahren zuvor wurde die Entscheidung auch schon erst im Oktober kommuniziert. Bis Ende Juni haben die Städte gemeinsam mit den jeweiligen Hallenbetreibern und den Kantonen nun Zeit, ihr Dossier auszuarbeiten. An welchem Datum genau im Mai die Shows stattfinden werden, ist noch nicht bestimmt.

Die Finanzen

Die Eurovision-Bühne in der Malmö Arena

Parallel zum Auswahlverfahren wird die Projektstruktur des Schweizer ESC erarbeitet. Es braucht Personal für Produktion, Technik, Sicherheit, Finanzen, Kommunikation, Marketing, Sponsoring, Rechtsfragen. Insgesamt werden es letztlich Hunderte Involvierte sein, sagt Estermann. Viele würden SRG-intern rekrutiert und freigespielt, diverse Spezialisten von der EBU übernommen, aber auch externe Kräfte werden mitarbeiten.

Dass die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft den Grossevent finanziell stemmen kann, steht für Estermann ausser Frage. «Der letzte Schweizer ESC liegt 36 Jahre zurück. Wir haben all die Jahre von einer tollen Show profitiert und konnten diese ausstrahlen. Jetzt sind wir mal an der Reihe und zeigen uns solidarisch.» Zudem sei der ESC ein attraktiver Auftrag. «Wir spüren die Euphorie und die Begeisterung schon jetzt», sagt Estermann.

This photograph taken on April 16, 2024 shows the Geneva's landmark fountain, known as "Jet d'Eau, downtown Geneva. (Photo by Fabrice COFFRINI / AFP)

Im aktuellen politischen Umfeld der Halbierungsinitiative sei es aber wichtig, dass der Schweizer ESC das Budget möglichst wenig belastet. Wie teuer der Schweizer ESC wird, hängt davon ab, wo und wie er stattfinden wird. «Es kommt drauf an, was für einen ESC die Stadt plant, die ihn durchführt», sagt Estermann.

Die SRG wird einen substanziellen Beitrag leisten müssen, zwischen 10 und 20 Millionen Franken sind es in der Regel. Es kommt aber auch Geld aus anderen Quellen, etwa von der EBU, die einen Sockel von 6 Millionen Franken entrichtet, und den Ticketverkäufen.

Letztlich haben im Auswahlverfahren Städte einen Vorteil, die mehr zur Finanzierung beitragen – über Sponsoring oder Beiträge von Stadt und Kanton. So hatte auch Liverpool vor zwei Jahren den Zuschlag erhalten. «Man hat gesehen, dass der ESC für eine Region sehr lukrativ sein kann. Die Wertschöpfung war in Liverpool deutlich höher als die Investitionen», sagt Estermann.