2:3 gegen SpanienAm Ende passt der wilde Ritt auf Teneriffa doch ins Schweizer Bild
Das Team von Murat Yakin kann bis kurz vor Schluss mit der Überraschung liebäugeln. Dann steht es sich einmal mehr selbst im Weg.
Und dann können die spanischen Fans doch noch jubeln. Gerade eben musste ihr Team den Ausgleich zum 2:2 durch einen Penalty des eingewechselten Andi Zeqiri hinnehmen. Nun aber führt Bryan Zaragoza die Spanier in der 93. Minute trotzdem zum Sieg. Auch er trifft mittels Elfmeter, weil der eingewechselte Vincent Sierro keine bessere Idee hatte, als im Strafraum das Bein stehen zu lassen.
Es passt zum tristen und fehlerhaften Herbst der Schweizer: Sie machen ihre geleistete Arbeit einmal mehr gleich selbst zunichte. Bis zur Nachspielzeit können sie mit der Überraschung liebäugeln, sie haben schon deutlich schwächere Auftritte gezeigt als an diesem Montagabend auf Teneriffa. Aber es ändert nichts daran, dass ihr Länderspieljahr, das in den emotionalen Sommerwochen in Deutschland seinen Höhepunkt erreichte, begleitet von Zweifeln und Fragezeichen endet. Diese kann das Nationalteam erst im Frühjahr ausräumen, wenn es voraussichtlich in die WM-Qualifikation startet.
Die 2:3-Niederlage in Spanien hat auf dieses Bild keinen Einfluss, dafür ist der Rahmen zu bedeutungslos. Das Heimteam steht als Gruppensieger fest, die Schweizer sind schon abgestiegen. Es ist ein als Pflichtspiel verkleideter Test.
Bei den Spaniern beginnen mit Fabian Ruiz, Nico Williams und Captain Alvaro Morata drei Spieler, die beim EM-Triumph gegen England in der Startaufstellung standen. Aber das bedeutet höchstens einen kleinen Qualitätsverlust, so gross ist das Reservoir an formidablen Fussballern. Erwähnt sei das Barça-Trio Cubarsi (17), Casado (21) und Pedri (21), das mit einer Ruhe und Eleganz auftritt, als sei es länger dabei als Ricardo Rodriguez.
Chance für die Unerprobten
Gerade Pedri steht im Fokus, das liegt daran, dass er unweit des Estadio Heliodoro Rodriguez Lopez aufwuchs. Ihm wird von den Einheimischen mit Stolz und Bewunderung begegnet. Dass die Kanarische Insel mit ihren rund 800’000 Einwohnern dereinst einen Weltfussballer stellt, ist bei dessen Talent kein abwegiger Gedanke.
Nach einer halben Stunde skandieren die Fans seinen Namen. Nach einem Foul von Rodriguez an Morata macht sich der Gefoulte an die Ausführung des Elfmeters. Doch das Publikum hat eine andere Idee, und es spricht für das Feingefühl Moratas, dass er dieser nachgibt. Die Szene zeigt, weshalb er für den Europameister so ein wertvoller Spieler ist, obwohl es im Land viele feinere Fussballer gibt als ihn.
Morata also überlässt Pedri die Ausführung, es fehlt bloss die Vollendung. Doch Yvon Mvogo avanciert zum Spielverderber, er pariert den Penalty – und ist Sekunden später dennoch geschlagen: Den ersten Nachschuss von Nico Williams vermag Remo Freuler vor der Torlinie zu blocken, Yeremi Pino staubt jedoch zum 1:0 ab.
Dass Mvogo zwischen den Pfosten steht und nicht Gregor Kobel, sagt schon alles über den Charakter dieser Partie. Er ist im Vergleich zum 1:1 am Freitag in Zürich gegen Serbien, das den Abstieg besiegelte, eine von fünf Veränderungen. Miro Muheim kommt hinten links zu seinem Länderspieldebüt. Dereck Kutesa und Filip Ugrinic, zwei der besten Super-League-Spieler, stehen erstmals in der Startaufstellung. Und Simon Sohm ist erstmals seit vier Jahren wieder dabei.
Monteiros herrliches Solo
Der Erkenntnisgewinn über ihre Darbietungen hält sich in Grenzen. Dafür sind die Spanier zu dominant, und die Schweizer müssen zu oft dem Ball nachrennen. Aber mit ihrer aufsässigen Spielweise können sie die Spanier gerade in der zweiten Halbzeit ärgern.
Und sie können mit der Überraschung liebäugeln. Nach gut einer Stunde nimmt es Joël Monteiro im Alleingang mit der spanischen Abwehr auf. Er ist zur Pause für seinen YB-Mitstreiter Ugrinic gekommen und lässt nun Grimaldo stehen, düpiert dann Paredes und erwischt Sanchez zwischen den Beinen. Das 1:1 ist nicht nur herrlich, es zeigt auch, weshalb Yakin den Flügel trotz dessen inkonstanter Leistungen in Bern als Nationalspieler sieht. Diese Dynamik im Dribbling können nur ganz wenige mit Schweizer Pass bieten.
Doch Monteiro kann sich nicht lange über sein Kunststück freuen. Ein paar Minuten später steht er erneut im Mittelpunkt, diesmal ist er sich im eigenen Strafraum mit Freuler uneinig, wer klären soll. Bryan Gil profitiert und lässt Mvogo mit einem satten Schuss keine Chance. Und so liebäugeln die Schweizer zwar mit der Überraschung, am Ende agieren sie aber einmal mehr zu fehlerhaft.
Die Welle macht die Runde
Und schon ein erstes Mal macht die «la ola» die Runde. die Zuschauenden unterhalten sich. Auf dem Feld ist es gerade ruhiger. Die Schweiz steht defensiv diszipliniert, die Spanier haben aber auch noch keine Eile in ihren Angriffsbemühungen.
Williams im Gegenzug
Das spanische Pendant zu Kutesa zeigt sich hier wesentlich entschlossener. Doch der Schuss des Flügels landet über dem Schweizer Goal.
Sohm zeigt sich
Der Mittelfeldmann zeigt in seinem zweiten Länderspiel nun den ersten Offensiven Akzent und kombiniert sich geschickt mit seinen Mitspielern nach vorne. Doch dort weiss Kutesa nicht viel zu machen und passt wieder zurück. Chance vertan.
Mvogo mit kleinen Schwierigkeiten
Ein scheinbar ungefährlicher Flankenball lässt Mvogo erst prallen und kann den Ball im Nachfassen festhalten. Fazit: Nichts passiert.
Spanien im Vorteil
Was den Ballbesitz angeht, ist das Heimteam hier klar im Vorteil. Die Schweizer sind schon früh mit der Defensive beschäftigt.
Weggeräumt
Der erste Freistoss der Spanier tritt Williams und er schiesst übers Goal. Zuvor ging Ugrinic etwas sehr motiviert in den Zweikampf und räumte seinen Gegner ab.
Morata auch im Spiel
Beinahe 40 Länderspieltore erzielte Morata schon für Spanien, nun holt er den zweiten Eckball für sein Team heraus. Mingueza köpfelt die anschliessende Flanke übers Schweizer Goal.
Spanier legen auch los
Und nun steht das Heimteam im Schweizer Strafraum, doch sie sind noch etwas zu verspielt. Es gibt aber Eckball, der wird aber weggeköpft von der Schweizer Abwehr.
Und los gehts!
Die Partie läuft und gleich hat die Schweiz schon den ersten Eckball. Daraus folgt aber noch kein Abschluss.
Die Hymnen ertönen
Die Spieler und das Publikum lauschen den Hymnen. Und gleich geht es los mit dem letzten Länderspiel des Jahres für die Schweiz.
Die Aufstellung der Schweiz
Es wird ein wenig experimentiert im Hause Murat Yakin. Simon Sohm kommt zu seinem zweiten Einsatz für die Nationalmannschaft. Neben ihm im offensiven Mittelfeld spielen Dereck Kutesa (2 Länderspiele) und Filip Ugrinic (3). Miro Muheim bestreitet heute sein erstes Länderspiel. Und Yvon Mvogo darf im Tor ran. Eines ist sicher: So wenig Länderspiel-Erfahrung stand schon seit geraumer Zeit nicht mehr von Beginn an für die Schweiz auf dem Platz. Man darf gespannt sein.
Die Aufstellung von Spanien
Sie kennen nicht alle Spieler aus der Startformation des Europameisters? Keine Sorge, auch die Spanier haben eine etwas experimentierfreudigere Aufstellung als sonst. Ich stelle einige Spieler vor: Alejandro Remiro (Real Sociedad/Goalie), Oscar Mingueza (Celta Vigo/Rechtsverteidiger) und Marc Casado (Barcelona/Mittelfeld) machen heute je ihr drittes Länderspiel für das A-Nationalteam. Und Aitor Paredes (Bilbao) gibt sein Debüt. Mit dem Barca-Spieler Pau Cubarsi (17) spielt der jüngste Mann der Partie heute bei Spanien in der Innenverteidigung – es ist dies heute sein fünftes Länderspiel.
Die Analyse
«Immerhin verbleibt das Nationalteam trotz Abstieg mit grösster Wahrscheinlichkeit in Topf 1», schreibt mein Kollege Dominic Wuillemin vor dieser Partie. Nach dem 1:1 gegen Serbien, das den Gang der Schweiz von Liga A in Liga B der Nations League besiegelte, analysierte Wuillemin: «So stehen sie wieder ohne Sieg und nach fünf Partien nur mit zwei Punkten da. Sie haben vier Tore erzielt, aber elf erhalten. Für diese Bilanz kann es keine Ausreden geben. Vielmehr sollte sie als Weckruf dienen.»
Das Jahr der Schweizer Nationalmannschaft lebt von den Erfolgen an der EM in Deutschland. Vieles, was ausserhalb dieses Turniers gezeigt wurde, war nicht sehr prickelnd. Heute wäre die Chance das Jahr noch einigermassen versöhnlich abzuschliessen.
Die Abwesenden
Die lange Absenzenliste um Abwehrchef Manuel Akanji ist noch etwas länger geworden. Aurèle Amenda ist aufgrund einer Knieprellung und Ardon Jashari wegen Grippe nicht nach Teneriffa gereist. Zudem fehlt Breel Embolo gesperrt. Dafür wurde Cédric Zesiger für die heutige Partie nachnominiert. Immerhin stehen auch Spanien einige Spieler nicht zur Verfügung, unter anderem das junge Supertalent Lamine Yamal. Auch er ist verletzt.
Hallo…
…und herzlich Willkommen zum letzten Spiel des Jahres der Schweizer Nationalmannschaft. In diesem geht es um 20:45 Uhr auf Teneriffa gegen Europameister Spanien. Das Heimteam steht in der Gruppe 4 der Nations League schon als Gruppensieger fest, die Schweizer als Absteiger. Es geht also um nicht mehr als einen würdigen Jahresabschluss.
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