Naher OstenIran verfügt über grösstes Raketenarsenal
Im letzten Jahrzehnt hat der Iran erheblich investiert, um die Präzision und Tödlichkeit seiner Waffen zu verbessern. Eine Übersicht.
Die iranische Armee griff am Samstag israelische Ziele mit mehr als 300 Raketen und Drohnen an. Das israelische Militär wehrte nach eigenen Angaben die Attacke erfolgreich ab – unterstützt von den USA, Grossbritannien, Frankreich und Jordanien.
Der Iran demonstrierte mit dem Angriff auch seine militärischen Fähigkeiten. Laut Experten des Thinktanks «Center for Strategic and International Studies» (CSIS) besitzt das iranische Militär das umfangreichste Raketen- und Drohnenarsenal im Nahen Osten, einschliesslich über 3000 ballistischer Raketen.
Die militärische Drohnenkapazität, vor allem aus der Shahed-Serie, ist aufgrund ihrer kostengünstigen und einfachen Produktion schwer zu quantifizieren.
Wichtigstes Ziel des Raketen-«Vaters»: Sie muss Israel erreichen
Seit den 1980er-Jahren hat der Iran sein Arsenal von einfachen Scud-Raketen zu einem vielfältigen Angebot an Flugkörpern, darunter Mittel- und Langstreckenraketen, weiterentwickelt. Diese Entwicklung wurde massgeblich von Brigadegeneral Hassan Tehrani Moghaddam vorangetrieben, der bis zu seinem Tod vor 13 Jahren das Programm leitete.
Trotz internationaler Embargos gelang es dem Iran, durch begrenzte Kooperationen mit China, Russland und Nordkorea seinen technologischen Rückstand teilweise aufzuholen. Laut CSIS-Experten könnten einige der iranischen Raketen sogar Ziele in Griechenland und Teilen Europas erreichen.
Dazu gehört die Shahab-3. Nach dem Kauf einer nordkoreanischen No-Dong-1 -Rakete Mitte der 1990er-Jahre baute Teheran die notwendige Infrastruktur für den Bau der inländischen Version namens Shahab-3. Sie wird in verschiedenen Varianten gebaut und kann Sprengköpfe mit einem Gewicht von rund einer Tonne transportieren. Allerdings verfügt der Iran über keine Atomwaffen, wie mehrere Quellen bekräftigen.
Trotz der Fokussierung auf Raketen und Drohnen verfügt der Iran auch über die grösste Bodenstreitmacht – etwa 650’000 Soldaten und rund 350’000 Reservisten in der Region –, allerdings mit veralteter Ausrüstung, die teils noch vom «grossen Feind», den USA, stammt.
Zuletzt rüstete der Iran schiitische Milizgruppen im Irak mit Raketen und anderen kleinen Projektilen aus, um sie gegen militärische und diplomatische Einrichtungen des Irak und der USA einzusetzen. Denn der Iran gilt auch als wichtiger Knotenpunkt für die Verbreitung von Waffen und versorgt Partner- und Stellvertretergruppen wie die Hisbollah und das syrische Al-Assad-Regime mit Nachschub an Raketen. Seit 2015 versorgt der Iran die Huthi-Rebellen im Jemen mit immer fortschrittlicheren ballistischen Raketen und Marschflugkörpern sowie unbemannten Langstreckenflugzeugen.
Angriffe des Iran
Laut CSIS setzt der Iran seit 2017 seine Raketentruppen in Kampfeinsätzen gegen zahlreiche Gegner im gesamten Nahen Osten ein.
Im Juni 2017 feuerte der Iran als Vergeltung für Angriffe der Islamischen Staaten in Teheran sechs Raketen in Ostsyrien ab und zielte auf Stellungen der Islamischen Staaten in der Nähe von Deir al-Zor. Ein Jahr später, im Oktober 2018, führte der Iran einen ähnlichen Angriff gegen den Islamischen Staat durch. Im September 2018 feuerte der Iran sieben Fateh-110-Raketen auf das angebliche Hauptquartier der Demokratischen Partei Kurdistans Iran und der Demokratischen Partei Iranisch-Kurdistans in Koya, Irak.
Im September 2019 startete der Iran koordinierte Angriffe mit unbemannten Luftfahrzeugen und Marschflugkörpern gegen die Ölanlagen Saudiarabiens. Präzise Angriffen führten damals zu einem vorübergehenden Produktionsstopp in der Ölraffinerie Abqaiq, die täglich fünf bis sieben Prozent des weltweiten Erdöls liefert.
Im Januar 2020 bombardierte der Iran als Vergeltung für die Tötung von Qassim Soleimani durch die USA mehrere Stunden lang US-Truppen im Irak mit bis zu 22 ballistischen Raketen. Die Angriffe beschädigten US-Einrichtungen auf dem Luftwaffenstützpunkt Al-Asad westlich von Bagdad und führten zu traumatischen Hirnverletzungen bei mehr als 100 US-Soldaten.
red/nag
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