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Hohe Kosten von Aduhelm
Nächster Rückschlag für in der Schweiz entwickeltes Alzheimer-Medikament

Das US-Pharmaunternehmen Biogen hat in Baar einen Sitz für Märkte ausserhalb der USA. Es erwarb die Lizenz an der Schweizer Entwicklung Aduhelm. Bisher ist die Bilanz ernüchternd.
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Die öffentliche US-Krankenversicherung will die Übernahme der Kosten für das umstrittene neue Alzheimer-Medikament Aduhelm stark begrenzen. Das in der Schweiz entwickelte Medikament wurde in den USA im Juni 2021 zugelassen. In der Schweiz wurde der Antrag auf Zulassung letzten Frühling gestellt, Swissmedic prüft noch.

Die vorläufige Beschränkung der Aduhelm-Kostenübernahme in den USA auf Patienten, die an klinischen Versuchen teilnehmen, könnte einen entscheidenden Rückschlag für die Zukunft Aduhelms bedeuten. Die Kosten für die Behandlung betragen pro Jahr und Patient etwa 28'000 Dollar. Ursprünglich war es sogar doppelt so teuer, aber im Dezember 2021 senkte das Pharmaunternehmen Biogen, welches den Wirkstoff vertreibt, den Preis erheblich. Dies hing auch mit den ersten Verkaufszahlen in den USA zusammen, die Biogen im November bekanntgab. Von Juli bis September brachte der Wirkstoff demnach 300’000 Dollar ein. Der Börsenkurs sackte deutlich ab.

In der Schweiz entwickelt und produziert

Das Mittel wurde von Forscherinnen und Forschern der Universität Zürich (UZH) und der Firma Neurimmune in Schlieren, einem Spin-off der UZH, entwickelt. Seine Wirksamkeit beruht auf der Hemmung der für Alzheimer typischen Plaques. Biogen hat die Lizenz erworben. Luterbach SO ist einer der Produktions-Standorte.

Wie gut Aducanumab wirkt, ist umstritten: Ein internes Beratergremium der US-Arzneimittelbehörde FDA hatte sich gegen die Zulassung ausgesprochen, mehrere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatten sich öffentlich skeptisch geäussert. Die FDA liess Aduhelm im letzten Sommer nach einem beschleunigten Verfahren trotzdem provisorisch zu. Der Wirkstoff Aducanumab sei die erste neuartige Behandlungsmethode gegen die neurodegenerative Erkrankung, die seit 2003 zugelassen worden sei.

Den beschleunigten Prozess der FDA und ob es dabei zur unerlaubten Einflussnahme von Biogen gekommen ist, untersuchen derzeit zwei Ausschüsse des US-Kongresses. Im Gegensatz zur FDA hat die Europäische Arzneimittelbehörde EMA den Antrag auf Zulassung des Wirkstoffes Aducanumab zur Alzheimer-Behandlung in der EU abgelehnt. Die Risiken des Wirkstoffes seien grösser als der Nutzen, so die Begründung der EMA.

Datenauswertung in der Kritik

Einige renommierte US-Kliniken verkündeten, das Präparat nicht zu verschreiben, da sie von der Wirksamkeit und Sicherheit noch nicht überzeugt seien. Zahlreiche Patienten-Organisationen hatten sich jedoch für die Zulassung stark gemacht – auch deswegen, weil diese die Forschung auf dem Gebiet stärke.

In der Kritik stand auch die Datenauswertung der zwei Zulassungsstudien von Biogen. Diese wurden nach einer geplanten Zwischenanalyse gestoppt, weil es keine deutlichen Unterschiede zwischen den Behandelten und der Kontrollgruppe gab. Bei einer erneuten Auswertung der verfügbaren Daten fanden die Firmenforscherinnen und –forscher aber positive Effekte bei den Personen, die über den längstmöglichen Zeitraum die höchste Dosis des Medikaments erhalten hatten.

Mehrere Forschende bleiben daher zuversichtlich. So sagte Oliver Peters von der Berliner Charité, dass Aduhelm das Nervensterben bei Betroffenen mindern könne. Dennoch erlebte das Schweizer Medikament mit der Entscheidung der US-Krankenversicherung nach einem schlechten Start einen weiteren Rückschlag.