Drei Züge fürs KlimaZürich soll Nachtzüge kaufen
Die Grünen lancieren eine neue Idee: Die Stadt soll sich drei Nachtzüge beschaffen. Woher das Geld nehmen? Aus den Flughafen-Dividenden. Andere Parteien lachen.
Drei Staatszüge fürs Klima. Die Zürcher Grünen wollen die Stadt Zürich auf Shoppingtour schicken. Sie soll drei Nachtzüge kaufen und diese zu «sehr günstigen Konditionen» einem Betreiber von Nachtzugverbindungen, zum Beispiel den ÖBB, zur Verfügung stellen. Das geht aus einer am Mittwochabend eingereichten Motion hervor.
Die beiden Gemeinderäte Markus Knauss und Roland Hohmann wollen mit den Staatszügen das Nachtnetz ab Zürich verbessern. Mit den zusätzlichen Kompositionen sollen die Betreiber neue Verbindungen von und nach Zürich erschliessen. Das Ziel: mehr internationale Zug-, weniger Flugreisen. Der Preis: rund 60 Millionen Franken.
Geld aus Flughafenaktiven
Die 60 Millionen würden etwa den gesamten Dividenden entsprechen, welche die Stadt Zürich aus ihrer Flughafenbeteiligung (rund 5 Prozent des Aktienkapitals) seit 2012 jährlich erhalten habe, sagt Markus Knauss.
Diese Gelder beschäftigen ihn schon länger. Die Grünen würden die Aktien am liebsten verkaufen, weil die Beteiligung im Widerspruch mit den Klimazielen stünden. Sie scheiterten aber mit einem entsprechenden Vorstoss damit. «Die Stadt verdient viel Geld mit dem sehr klimaschädlichen Fliegen, mit dem Kauf von Nachtzügen könnte dieses Geld nun in klimafreundliches Reisen investiert werden», sagt Knauss.
Bislang ist der Vorstoss ein Alleingang der Grünen. «Wir lancieren mit dieser Idee eine Diskussion und sind gespannt auf die Reaktionen der anderen Parteien und des Stadtrats», sagt Knauss. Die Stadtregierung betone jeweils, sie wünsche sich, dass der internationale Bahnverkehr ab Zürich gefördert würde. «Es reicht aber nicht, einfach Briefe nach Bern zur schreiben», sagt Knauss, «die Gemeinden habe auch andere, sehr konkrete Möglichkeiten, wie unser Vorstoss zeigt.»
Lachen auf der Gegenseite
Die Idee der Grünen erntet bei anderen Parteien zuerst einmal ein Lachen. Sven Sobernheim, Co-Fraktionschef der Grünliberalen, winkt ab: «Zwar haben sich in der Vergangenheit Gemeinden immer wieder als Eisenbähnler betätigt, gut kam es allerdings nie.» Es sei keine städtische Aufgabe, Rollmaterial zu kaufen und zu betreiben.
Ähnlich klingt es von der FDP. «Die Linke kommt auf immer fantasievollere Ideen, wie sie das viele Steuergeld ausgeben könnte», sagt Fraktionspräsident Michael Schmid. Der Ausbau des Nachtzugnetzes sei ein grosses Thema auf Bundesebene, und dort sei es am richtigen Ort.
Unterstützung für den Nachtzugkauf könnte es von links geben. Die SP werde den «originellen» Vorstoss prüfen, sagt Co-Fraktionschef Florian Utz. Denn die Schweiz müsse den Ausbau des Nachtzugnetzes vorantreiben und beschleunigen.
Dass die Grünen in ihrem Vorstoss explizit die ÖBB nennen, welche die Nachtzüge aus Zürich auf Reisen schicken könnten, liegt auf der Hand. Die Österreichischen Bundesbahnen sind zurzeit führend im europäischen Nachtzugnetz, kämpfen aber mit der Zuverlässigkeit und mit dem Rollmaterial. Aktuell kommt man von Zürich mit dem Nachtzug unter anderem nach Amsterdam, Berlin, Hamburg, Prag, Wien oder Zagreb.
33 neue Nightjets haben die ÖBB bestellt. Mehr sei für die österreichische Bahn nicht zu stemmen, sagte der Leiter des Fernverkehrs der ÖBB jüngst dieser Redaktion. Um Verbindungen nach Barcelona oder Stockholm sollten sich andere Bahnverwaltungen kümmern, sagte er. Die SBB möchten in Zukunft Nachtzüge nach Rom und Barcelona führen, wann die ersten Züge rollen, ist aber noch unklar. Vielleicht mit Staatszügen aus Zürich.
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