Finanzinstitute schütten Reserven ausJetzt dürfen die Banken wieder klotzen
Wegen der Corona-Krise mahnte die Aufsicht die Finanzinstitute dazu, möglichst dicke Polster aufzubauen. Das ist vorbei: Julius Bär will nun im grossen Stil eigene Aktien zurückkaufen und die Dividende erhöhen.
Von der Corona-Depression, die in weiten Teilen der Wirtschaft um sich greift, ist bei den Banken nichts zu spüren. Die Bank Julius Bär schreibt im abgelaufenen Jahr einen Gewinn von gegen 700 Millionen Franken. «Das Geschäftsmodell hat sich trotz der Turbulenzen bewährt», so Julius-Bär-Chef Philipp Rickenbacher. Gespart werden soll trotzdem: Die Bank plant, die Ausgaben um 70 Millionen zu senken. Davon betroffen sind 280 Arbeitsplätze.
Vom guten Geschäftsgang sollen dafür die Aktionäre profitieren. Die Bank will für 450 Millionen eigene Aktien zurückkaufen. Zudem wird die Dividende erhöht. Die Ausschüttung steigt um 17 Prozent auf 1.75 Franken pro Aktie. Das sind also noch einmal mehr als 350 Millionen Franken. Das Kapitalpolster sei komfortabel und die Gewinne hoch, daher sei es ein guter Zeitpunkt, um das Geld den Aktionären zurückzugeben, so die Bär-Spitze.
Noch vor einem Jahr sah es anders aus. Damals warnte die Finma eindringlich. Finma-Chef Mark Branson sagte Ende März 2020: «Starke Institute, die freiwillig ihre Ausschüttungen beschränken oder verschieben, werden länger stark bleiben.» Die Sorge war gross, dass sich die Covid-Krise auf die Banken auswirken könnte und diese in Schieflage geraten könnten. Die Bankchefs gaben zwar nach, hatten aber eher wenig Verständnis für die Vorsichtsmassnahme. Nun müssen sie sich ohnehin nicht mehr danach richten, denn der Aufruf zur Zurückhaltung gilt nicht mehr. «Die Finma betrachtet die Frage von Dividendenausschüttungen und Aktienrückkaufprogrammen differenziert und individuell für jedes einzelne betroffene Institut», so ein Sprecher.
Banken seien für Krise gerüstet
Zwar sei die Situation auf den Finanzmärkten weiterhin fragil und die Unsicherheit über die mittelfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie hoch, doch sei die Unsicherheit weniger ausgeprägt als im Frühling 2020, so der Finma-Sprecher. Zudem hätten die Stresstests gezeigt, dass die Kapitalausstattung der Institute auch für strenge Krisenszenarien ausreichend wäre.
Nicht nur bei Julius Bär ist das Kapitalpolster genügend dick, um den Aktionären eine Freude zu machen. So hat die UBS vergangene Woche angekündigt, dass zwar die Dividende kleiner ausfallen soll, dafür wird aber das Aktienrückkaufprogramm deutlich ausgebaut. Die Bank will alleine im 1. Quartal 2021 Aktien im Umfang von mehr als 1 Milliarde Franken zurückkaufen. Insgesamt sollen rund 4 Milliarden Franken in eigene Aktien fliessen.
Bereits Ende des letzten Jahres hat die US-Notenbank Fed ihre Vorgaben geändert. Dort dürfen Banken seit Ende Dezember wieder Dividenden ausschütten und Aktien zurückkaufen, solange die Transaktionen kleiner sind als die Gewinne des letzten Jahres. Kurz darauf kündigte die US-Grossbank JP Morgan an, Aktien im Umfang von 30 Milliarden Dollar zurückzukaufen.
Finnische Bank setzt sich über EU-Regeln hinweg
Etwas strenger ist das geltende Regime in Europa. Vor wenigen Tagen warnte die Europäische Zentralbank (EZB) eindringlich davor, dass faule Kredite für die Banken zur Gefahr werden könnten. Die EZB will daher, dass sich die Banken bis Ende Jahr bei den Boni einschränken, höchstens eine kleine Dividende ausschütten oder auf Aktienrückkäufe verzichten. Prompt missachtete die finnische Alandsbanken die EZB-Vorgabe. Sie schüttete 59 Prozent des Gewinns an die Aktionäre aus. Bei Bär sind es 41 Prozent. Den Alandsbanken-Aktionären gefiel die Erhöhung offenbar, denn der Kurs kletterte zwischenzeitlich stark an.
Hingegen hat die Bär-Aktie von der millionenschweren Kurspflege kurzfristig nicht profitiert. Die Aktie verlor nach Bekanntgabe der Ergebnisse etwas mehr als 1 Prozent.
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