Nach Vorfall auf Alaska-Airlines-FlugEin Grosskunde warnt Boeing
Der Chef der weltgrössten Flugzeugleasingfirma sagt, dass sich der US-Flugzeughersteller keinen weiteren Fehler mehr leisten könne – und fordert einen Kulturwandel.
Der jüngste Zwischenfall kam zum schlechtestmöglichen Zeitpunkt: Boeing hatte sich gerade langsam von der Krise nach den Abstürzen von zwei 737-Max-Flugzeugen und dem Einschnitt der Corona-Krise erholt, als sich am 5. Januar die Seitenwand samt Fenster von einer Boeing 737-9 Max der Alaska Airlines löste. Nur durch sehr viel Glück gab es keine Opfer. Der Imageschaden für das Traditionsunternehmen ist enorm.
Nun fordert Aengus Kelly, Chef der weltweit grössten Flugzeugleasinggesellschaft Aercap, einen Kulturwandel. Der Flugzeughersteller müsse seine finanziellen Ziele beiseiteschieben und sich auf die Qualität und die Sicherheit konzentrieren, sagt Kelly in einem Interview mit der «Financial Times».
«Angesichts der beiden tödlichen Abstürze und dieses Vorfalls müssen die finanziellen Ziele für Boeing und seine Lieferkette in den Hintergrund treten.» Da die 737-Max-Flugzeugreihe das Rückgrat des Konzerns darstelle, dürfe sich Boeing keine weiteren Fehler leisten: «Kurz- bis mittelfristig muss alles getan werden, um die Qualität des Produkts zu gewährleisten. Sie können sich keinen weiteren Ausrutscher leisten. Wenn es ein weiteres Problem mit der Produktlinie gäbe, wäre es für die Kunden sehr schwer, zusätzliche Flugzeuge zu bestellen.»
Die Leasinggesellschaft Aercap besitzt 53 Max-Flugzeuge, darunter eine Handvoll Max 9, die zurzeit alle an Fluggesellschaften vermietet sind. Das Unternehmen hat weitere 124 Max-Flugzeuge bestellt. Aercap verfügt über mehr als 1400 Passagierflugzeuge verschiedener Boeing- und Airbus-Modelle.
Externe Qualitätskontrollen
Die US-Luftfahrtbehörde FAA, die für die Sicherheit der in den USA hergestellten Flugzeuge zuständig ist, hat 171 Flugzeuge des Typs Max 9 mit einem Flugverbot belegt, während die Ermittlungen zu den Ursachen des Zwischenfalls am Laufen sind.
Boeing ist sich des Reputationsschadens und des Vertrauensverlusts durch den neuen Vorfall bewusst: Das Unternehmen hat inzwischen angekündigt, seine Fabriken für Fluggesellschaften, die Maschinen bestellt haben, zu öffnen. Zudem wurde am Dienstag ein pensionierter US-Marineadmiral mit der Leitung einer externen Überprüfung der Qualitätsmanagementsysteme des Flugzeugherstellers beauftragt.
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