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Mamablog: Die Superkraft der Bücher
Nach dem Sturm folgt das Lesen 

Herrlich ruhig: Wenn Kinder in Büchern abtauchen, macht das Alltagschaos eine Pause.

Es rappelt vor dem Eingang, Schuhe werden abgestrampelt, Arme aus Jackenärmeln geschüttelt. Die Türe prallt auf, drei muntere Weltentdecker landen mit Wucht in der Basis, unserer Wohnung. Fetzen von Gesprächen fliegen mit ihnen mit, hinein in die vier Wände, die sie längst eingenommen haben. Wie die Gezeiten sorgen sie für einen erhöhten Pegel an Lautstärke, Präsenz und Lebendigkeit. Sie zieht sich hinter – oder viel mehr vor ihnen – her durch jegliche Räume, fliesst mit ihnen, bedeckt freie Ablagen und den Wohnzimmerboden. Bis es plötzlich still wird. 

Die Erde mit all ihren schwierigen und schönen Seiten scheint eine Auszeit zu nehmen.

Die Stille, sie ist meine Freundin geworden, seit ich Mutter bin. Früher eher ein bisschen rastlos gewesen, ist das Belebte immer noch eher meins; nun jedoch gern gepaart mit ein bisschen Ruhe für eigene Gedanken. Die Geräuschkulisse, die aufgeräumt wirkt, als wäre Marie Kondo bei uns zu Besuch gewesen, könnte misstrauisch machen – wenn ich nicht wüsste, was ihr vorausgegangen ist. 

Wertvolle Bibliotheksausbeute

Der Blick wandert von einer Jacke, die den Haken verfehlt hat, über den halb leer getrunkenen Wasserbecher zur umgekrempelten Stofftasche, deren Inhalt breit gefächert auf dem dickbeinigen Wohnzimmertischchen liegt. Es ist die Ausbeute aus dem Ort, der uns regelmässig und in unglaublicher Zuverlässigkeit eine ganz wunderbare, einvernehmliche Ruhe verschafft: der Bibliothek. 

Alles andere kann warten: Denn Bücher nehmen uns mit auf eine Reise.

Comic, Bilderbuch, Lesebuch, Sachbuch, in sechs kleinen bis mittelgrossen Bubenhänden, das nächste bereits gesichert und bereitgelegt für den Moment, in dem die Hinterseite des Buchrückens mit einem dumpfen Klatschen das Ende besiegelt. Und damit einen Neuanfang einläutet, neue Geschichten, die erzählt, neue Bilder, die erfasst und Erkenntnisse, die bunt gemalt erklärt werden möchten. 

Die Welt steht einen Moment still

Die Erde mit all ihren schwierigen und schönen Seiten scheint eine Auszeit zu nehmen. Eine Verschnaufpause, die sich in unserem Wohnzimmer mit uns auf das Sofa setzt. Ich setze mich mit einem Kaffee in der einen, der Zeitung in der anderen, gestützt auf mein angewinkeltes Knie, dazu. 

Wir tauchen ab, ohne Sauerstoff zu benötigen, nur von knirschenden Seiten unterbrochen, die einmal nach vorn, dann wieder mit schnellen, exakten Handgriffen nach hinten geblättert werden. Einfach, um noch einmal eine besondere Stelle zu sehen, ein Bild nochmals genau zu betrachten oder einer Frage nachzugehen, die sich in den Weg der fortlaufenden Geschichte gestellt hat. Einer greift nach der weichen Decke, ein anderer räkelt sich, ein dritter streckt die Finger nach dem nächsten Schmöker aus, gerade so, als müsste er haushälterisch mit seinen Kräften umgehen, um sie für das nächste Bilderbuchwerk zu sparen. 

Eine Festung der Zufriedenheit

Der Minutenzeiger ruckelt bedächtig vorwärts, nur um wieder an demselben Ort zu landen. Auch auf dem Sofa hat sich wenig verändert, Bubenaugen, die konzentriert von Zeile zu Zeile huschen, Münder, die einmal lächeln, sich dann wieder staunend öffnen. Eine Festung der Zufriedenheit, geknüpft an Geschichten und Gedanken, die sich irgendjemand irgendwo auf dieser Welt ausgedacht hat. Nach und nach werden die herbeigeschafften Beigen abgetragen. Je nach Wetterlage und Ausseneinflüssen wie Sporttrainings und Abmachungen dauert die Bücherfreundschaft an. Eine Freundschaft, die das Leben durch ihre Geschichten nicht nur hin und wieder ein bisschen ruhiger, sondern auch um ein Vielfaches interessanter und erlebnisreicher macht; Seite für Seite.