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Nach einem Hundertstel-Krimi
Mujinga Kambundji siegt und verteidigt ihren EM-Titel

Gold medalist Mujinga Kambundji of Switzerland celebrates during the women's 200 meters final at the European Athletics Championships, in the Olympic stadium, in Rome, Italy, Tuesday, June 11, 2024. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)
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Sie wird am nächsten Montag 32 Jahre alt, und sie gewinnt die wichtigen Rennen immer noch. Das ist seit je ihre Stärke, und Mujinga Kambundji spielte sie auch am späten Dienstagabend im Stadio Olimpico in Rom wieder aus: Wenn es zählt, dann ist sie mit ihrer Klasse da. Sie startete über 200 m mit der goldgelben Startnummer der Titelverteidigerin – und sie darf dies auch in zwei Jahren wieder tun.

Kambundji stürmte in 22,49 Sekunden ins Ziel, konnte da aber noch nicht wissen, ob ihr der grosse Coup gelungen war. Denn den Atem der härtesten Konkurrentin, der Britin Daryll Neita, hatte sie zuletzt ganz nah im Nacken gespürt. Doch dann die Anzeige: Der Hundertstel-Krimi ging an sie und damit auch Gold – nie zuvor ist es jemandem in der Schweizer Leichtathletik gelungen, einen EM-Titel erfolgreich zu verteidigen.

Dieser Triumph ist in vielerlei Hinsicht speziell, Kambundji sagte nachher sogar: «Irgendwie ist es ein wenig surreal.»

Speziell ist er sicher, wenn man die Vorgeschichte ein wenig kennt. Die Bernerin ist mit einiger Ungewissheit nach Rom gekommen, weil ihr Saisonaufbau ohne Hallenwettkämpfe ein ganz anderer als sonst gewesen war. Ihre hartnäckige Fussverletzung, die sie fast die ganze letzte Saison gebremst hatte, liess lange nicht das normale Training zu. Sie sass auch viel auf dem Hometrainer, bis sich die Situation im Frühling dann normalisierte. Dennoch sagte sie: «Ich bin noch nie mit so wenig Zuversicht an internationale Titelkämpfe gereist. Der Weg hierher war länger und härter.»

Die Ungewissheit aber verflog schon im 100-m-Halbfinal am Samstag, da habe sich der Knoten gelöst. «Ich merkte, es ist alles da. Bisher hatte es einfach nicht zusammengepasst.» Kambundji gewann bereits ihre neunte internationale Medaille, die erste vor acht Jahren in Amsterdam. Und wenn man bedenkt, dass sie bereits 2014 an der EM in Zürich in den beiden Sprint-Finalrennen stand, erscheint der jetzige Goldgewinn erst recht in einem speziellen Licht.

Was sich seither getan hat in der Schweizer Leichtathletik, lässt sich momentan am besten am Medaillenspiegel von Rom ablesen: Vor Kambundji standen bereits sieben Athletinnen und Athleten auf dem Podest. Mit Stabspringerin Angelica Moser (26) ist eine längst erfolgreiche Athletin ebenfalls Europameisterin geworden, mit dem 21-jährigen Sprinter Timothé Mumenthaler aber einer, der schon fast der nächsten Generation angehört und erstmals bei den Aktiven startete.

Für sie alle war Kambundji ein Vorbild, eine Vorkämpferin, die beweisen wollte, dass man es auch aus der kleinen Schweiz ganz nach vorne schaffen kann, wie sie einmal sagte.

Drei Medaillen für ihre Trainingsgruppe

Und speziell war ihr Titelgewinn auch, «weil es die dritte Medaille für unsere Trainingsgruppe war», sagte sie. Ihrer Schwester Ditaji, sie gewann Silber im Hürdensprint, habe sie dies zugetraut, «sie ist ein krasser Wettkampftyp». Es habe sie aber enorm stolz gemacht, William Reais (Bronze über 200 m) «so zu sehen, wir trainieren nun doch schon zwei Jahre miteinander». Dass sie den Medaillensatz habe komplettieren können, sei cool. Der gemeinsame Trainer ist Florian Clivaz, der Lebenspartner von Mujinga Kambundji.

Wie erleichtert und erfreut sie über den 12. EM-Titel für die Schweiz war, liess sich aus jedem ihrer Sätze heraushören. Der Druck sei abgefallen, dank guter Zeiten und guter Läufe die Zuversicht hinsichtlich der Olympischen Spiele nun da. Und sie schob beherzt nach: «Jetzt können wir an die Säcke! Im Kopf dreht sich schon vieles um Paris. Ich will nun zurück in die Schweiz und weiterarbeiten.»