Mütter, bleibt schlank!
Warum unsere Autorin für einen schnellen Wiedereinstieg ins Leben vor 20 Kilos plus plädiert.

Tipps für Schwangere sind in etwa so sinnvoll wie Cellulite, Tupperware oder elektrische Pfeffermühlen. Ich halte es mit Ratschlägen wie mit Wein: Es gibt zu viele, die einem Kopfschmerzen bereiten. Darum sollte man auf den ultimativen Fingerzeig warten – und hier ist er: Nehmen Sie in der Schwangerschaft nicht unnötig zu.
Und als Fortsetzung nach der Schwangerschaft: Nehmen Sie ab – so viel wie nötig, so früh wie möglich. Sobald Sie sich mit der bitteren (körpereigenen) Realität auseinander gesetzt haben, werden Sie die Trugschlüsse um Sie herum erkennen. Der grösste Irrtum ist wohl, zu meinen, man gelte jetzt lebenslang als schön, nur weil man in der Schwangerschaft mal gesagt bekommen hat: «Es gibt nichts Sinnlicheres, als schwangere Frauen.» Bilden Sie sich nichts darauf ein: Sobald der Balg draussen ist, schwindet auch die Güte Ihrer Mitmenschen. Nur die Kilos bleiben. Dann wirds richtig brutal. Denn dann kommt die Quittung dafür, dass Sie sich neun Monate lang haben gehen lassen.
Darum plädiere ich für einen schnellen Wiedereinstieg ins Leben vor 20 Kilos plus. Schonfrist gibt es nur für stillende Mütter. Natürlich auch für die üblichen paar Wochen nach einer Geburt. Ausgenommen sind ebenfalls Gebärende von Zwillingen, Drillingen oder gar mehr. Die haben genug zu tun. Abnehmen geht ganz einfach, selbst mit Kind(ern). Man isst einfach weniger. Die Nahrungsaufnahme drosseln, abends keine Kohlenhydrate, moderater Verzicht auf Süsses und – schwups! – schwinden die Kilos. Vielleicht nicht so schnell, wie sich Frau das wünscht, aber: Sie purzeln. Schritt für Schritt kann man dann noch leichte Übungen im Alltag einbauen.
Sie dürfen alles, nur das eine nicht: sich in Sicherheit wähnen. Denn Kritik lauert überall. Am unerbittlichsten im eigenen Spiegelbild. Nicht nur das eigene Ego stören die überschüssigen Pfunde, auch der Partner darf noch was erwarten. Er würde es niemals zugeben, ist der stolzeste Papa auf Erden, sorgt sich (immer noch) rührend um die Frau. Schlimmstenfalls genügt das und sie leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Doch das Ende unserer Tage kommt statistisch gesehen noch lange nicht nach der Geburt von Kindern. Deshalb sollten wir uns gut daran tun, die verbleibende Zeit zu nutzen. Für Glückseligkeit, Seelenfrieden – und auch Attraktivität. Denn es ist ein Ammenmärchen, dass nur das Innere zählt. Das wissen wir schon länger als neun Monate, nur haben wir es verdrängt. Weil was anderes, Wichtigeres, wichtig ist. Zu Recht. Doch man selbst ist es eben auch noch. Immer mehr, je weiter eine Geburt zurück liegt. Mit der Zeit schwindet das Hormon-Hoch und die Realität setzt wieder ein.
Natürlich haben Sie ein Recht darauf, ihre Schwangerschaftsblessuren stolz zu zeigen. Doch, honestly, niemand will sie sehen. Zuspruch gibt es nicht mal von Frauen, oder ich kenne keine. Die wollen nämlich körperlich alle dasselbe: wieder fit sein und gut aussehen. Und 20 Kilos mehr auf der Waage, Wasser in den Beinen und ein ausgedehnter Bauch sind nun mal nicht sexy. So sorry for that. Abgesehen davon kommt noch ein gesundheitlicher Aspekt hinzu: Schwangerschaftskilos können sehr hartnäckig sein. Oftmals führt eine Gewichtszunahme während der Schwangerschaft zu lebenslangem Übergewicht. So wurde in der 10-Jahres-Studio NHANES (The First National Health and Nutrition Examination Survey) ermittelt, dass sich das Risiko, leicht übergewichtig zu werden, durch eine Schwangerschaft um 60 Prozent erhöht. Das Risiko schwer übergewichtig (adipös) zu werden, steigt sogar um 110 Prozent.
Doch Übergewicht nach der Schwangerschaft ist kein Schicksal. Es gibt Möglichkeiten, zum Normalgewicht zurückzukehren. Der Trost: Der Körper vollbringt mit einer Geburt Höchstleistung, da klappt in der Regel auch das Abnehmen noch. Muttersein heisst nicht, sich körperlich gehen zu lassen. Dasselbe gilt übrigens auch für den Kindsvater. Es gibt keinen Grund für Laissez-faire. Alles andere ist Augenwischerei.
Dieser Artikel wurde erstmals am 6. Juni 2013 publiziert und am 31. Juli 2023 in dieses Redaktionssystem übertragen.
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