SNB schwimmt im GeldDer Rekordgewinn ist eine Warnung
58 Milliarden Franken Gewinn in nur drei Monaten. Trotzdem ist es richtig, dass die Schweizer Nationalbank kein Geld an Bund und Kantone ausschüttet.
Die Schweizerische Nationalbank hat in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres 58,8 Milliarden Franken Gewinn eingefahren. Das gab es noch nie. Das bisherige Rekordergebnis von 39 Milliarden im zweiten Quartal 2020 wird damit deutlich übertroffen. Der Quartalsgewinn übersteigt auch das bisher beste Jahresergebnis von 2017.
Der Rekordgewinn könnte zwei Drittel des gesamten Bundeshaushalts finanzieren, also sämtliche Ausgaben für Soziales, Verkehr, Bildung und Forschung, Sicherheit und Landwirtschaft. Und trotzdem hat die SNB nicht vor, 2024 überhaupt einen Gewinn an Bund und Kantone auszuschütten. Wie kann das sein?
Die Nationalbank muss zuerst den Bilanzverlust aus dem letzten Jahr tilgen und die Rückstellungen wieder aufstocken. Sie müsste nach geltender Regelung 65 Milliarden Jahresgewinn machen, um eine Minimalausschüttung von 2 Milliarden vornehmen zu können. Für eine Maximalausschüttung müsste der Gewinn auf mehr als 105 Milliarden steigen, wie Ökonomen der UBS berechnet haben.
Kritiker der Nationalbank argumentieren, sie könnte sich die Ausschüttung von 6 Milliarden problemlos leisten. Mit ihrer Politik werde Bund und Kantonen der ihnen zustehende Anteil am Volksvermögen vorenthalten.
Die Vorsicht der Nationalbankführung um Präsident Thomas Jordan ist jedoch gut begründet. Die Gewinne resultieren aus den sehr hohen Devisenanlagen von derzeit rund 700 Milliarden Franken. Die Bewegungen an den Finanzmärkten wirken sich deshalb extrem auf das Ergebnis der SNB aus.
Der Riesengewinn im 1. Quartal darf nicht zu Euphorie verführen. Im Gegenteil: Er ist ein Warnzeichen. Das Jahr ist noch lang. Wenn die Märkte drehen und der Franken wieder stärker wird, werden aus Rekordgewinnen ebenso schnell Rekordverluste.
So resultierte 2022 ein Riesenverlust von 132 Milliarden Franken, weil der Franken aufwertete und die Finanzmärkte einbrachen. Ein neuerliches Minus in dieser Grössenordnung würde das Eigenkapital der Nationalbank vollständig vernichten. Die vorsichtige Ausschüttungspolitik ergibt Sinn.
Fehler gefunden?Jetzt melden.