Kolumne «Dorfgeflüster»Mit fabelhaften Wesen über den See
Zwischen Wädenswil und Stäfa verkehren derzeit äusserst eigenwillige Kreaturen.
Ungewöhnliche Passagiere sieht man derzeit auf den Querschiffen von Wädenswil nach Stäfa: An einem Tag etwa reisen auf dem Aussendeck ein rosaroter Delfin und ein Zirkuspferd mit, die beiden Ballone hüpfen im Gleichtakt mit den Wellen in der Luft. Auch Zuckerwatte und Schleckstängel sind an Bord – ein untrügliches Zeichen dafür, dass in Wädenswil wieder Chilbi ist und etliche Stäfnerinnen und Stäfner auf die andere Seite reisen und etwas später mit vollen Händen, vollem Magen und leeren Hosentaschen zurückkehren.
Denn ja, die Wädenswiler Chilbi ist auch für viele Rechtsufrige ein Magnet. Schon in meiner Kindheit galt sie als grösste und beste am Zürichsee, die man unbedingt besucht haben musste. Und heute? Dieses Jahr fällt sie Corona-bedingt kleiner aus als sonst. Es ist deshalb schwierig, zu sagen, ob sie heuer immer noch die grösste und beste ist. Da die Chilbi vielerorts dieses Jahr erneut ausfällt, sind Vergleiche wohl auch nicht angebracht. Einigen wir uns also darauf, zu sagen: Es ist wenigstens – nun, eine Art Chilbi.
Nur den Patrioten auf der anderen Seeseite scheint dies nicht besonders zu interessieren. Die Statue auf dem steinernen Sockel in der Oetiker Haab kehrt Wädenswil wie gewohnt den Rücken und schaut demonstrativ in die andere Richtung, als das Schiff in Stäfa anlegt und der rosarote Delfin und das Zirkuspferd über den Schiffssteg wackeln.
Fehler gefunden?Jetzt melden.