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Brisante Personalrochade
Mit dem neuen Präsidenten macht SBB Cargo eine Kehrtwende

Damit der Güterverkehr konkurrenzfähig wird, sollten die alten Kupplungen ersetzt werden. Einen Teil der Kosten sollen die Steuerzahler übernehmen. Der neue Cargo-Verwaltungsrat muss nun die Politiker davon überzeugen.
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Auf den ersten Blick sieht es nach einem unbedeutenden Sesseltanz aus: Der bisherige Präsident eines Verwaltungsrats, Eric Grob, tritt in die zweite Reihe zurück. Dafür übernimmt ein anderes Mitglied den Vorsitz: Franz Steiger wird neuer Verwaltungsratspräsident von SBB Cargo. Der 50-Jährige arbeitet seit einem Jahr als Finanzchef bei den SBB und vertritt diese seither auch im Verwaltungsrat von SBB Cargo.

Doch der erste Eindruck täuscht: Die Rochade im Verwaltungsrat von SBB Cargo ist brisant – sie ist eine Kehrtwende. Sie läuft einem Entscheid zuwider, den der Bundesrat vor wenigen Jahren gefällt hat. Bei der Teilprivatisierung des Unternehmens hat die Regierung festgelegt, dass das Verwaltungsratspräsidium «mit einer Drittperson besetzt» werden muss – also einer Person, die weder für die SBB noch fürs Unternehmen Swiss Combi arbeitet, das einen Drittel der SBB-Cargo-Aktien übernommen hat und im Besitz von vier grossen Speditionsunternehmen ist. Gereift ist dieser Entscheid noch unter Doris Leuthard, die damals Verkehrsministerin war. Nun wird er rückgängig gemacht. 

Die Wahl fiel damals auf Eric Grob, der sich beruflich dem Aufbau postmoderner Golf- und Vergnügungszentren widmet und früher beim Beratungsunternehmen McKinsey arbeitete. Nach nur zwei Jahren muss Grob den Sessel nun aber zugunsten eines SBB-Mannes freigeben. Die Wahl von Steiger sei einstimmig erfolgt. Darauf weist ein Mediensprecher der SBB hin. Und: «Der Bund als Eigner wurde vorgängig über den Wechsel informiert.» 

Franz Steiger übernimmt das Präsidium des Verwaltungsrats von SBB Cargo. Damit wird das teilprivatisierte Transportunternehmen wieder stärker an die SBB gebunden. 

Bei der Eidgenossenschaft bestehen keine grundsätzlichen Einwände gegen die Personalie – obwohl der Entscheid den eigenen Vorgaben an die SBB für die Zeit bis 2022 zuwiderläuft. Man habe «den von den SBB getroffenen Entscheid zur Kenntnis genommen», so eine Sprecherin des zuständigen Departements.

Benötigt SBB Cargo mehr Bundesgelder?

Der Hintergrund für das Ganze ist, dass SBB Cargo unter grossem Druck steht. Das Unternehmen ist noch immer stark defizitär – wegen der Pandemie, aber längst nicht nur deswegen. Noch vor wenigen Jahren erhielt der Verwaltungsrat einen klaren Auftrag: SBB Cargo müsse «marktorientierte» Dienstleistungen anbieten. Als Désirée Bär 2020 neue Chefin bei SBB Cargo wurde, war klar: SBB Cargo muss eigenwirtschaftlich funktionieren.

Keine zwei Jahre später ist offenbar alles anders. Der neue Konsens ist: Ohne Bundesmittel wird es nicht gehen. 

Der Bundesrat hat das Verkehrsdepartement damit beauftragt, Stossrichtungen für den zukünftigen Güterverkehr auf der Schiene aufzeigen. Dabei geht es um nicht weniger als die Frage: Soll die Schweiz am defizitären Wagenladungsverkehr festhalten – und damit am Ziel, möglichst viel Güterverkehr von der Strasse auf die Schiene zu bringen? 

In diesem Zusammenhang ist auch die Neubesetzung zu sehen. Der SBB-Sprecher begründet die Wahl von Franz Steiger so: «Die anstehende politische Weichenstellung im Schienengüterverkehr erfordert eine möglichst direkte und enge Abstimmung zwischen SBB Cargo und der SBB als Mehrheitsaktionärin.» 

Im Verwaltungsrat trifft SBB-Finanzchef Steiger dabei – unter anderen Vorzeichen – auf seinen Vorgesetzten: Vincent Ducrot, CEO bei den Bundesbahnen, ist Vizepräsident des Verwaltungsrats von SBB Cargo.