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Hitzewelle in der Antarktis
«So etwas haben wir noch nie zuvor gesehen»

An der antarktischen Messstation in Wostok war es in den letzten Tagen deutlich zu warm. 
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Von diversen Messpunkten in der Ostantarktis sind in den vergangenen Tagen Temperaturrekorde gemeldet worden. Mehr als 30 Grad höher als im langjährigen Mittel lagen die Temperaturen seit Ende der Woche vielerorts, und zwar mehrmals.

An der russischen Forschungsstation Wostok zum Beispiel, wo im antarktischen Winter des Jahres 1983 mit –89,2 Grad Celsius die niedrigste jemals auf der Erde gemessene Temperatur registriert wurde, war es am vergangenen Freitag –17,7 Grad warm. So warm wie noch nie in den zurückliegenden 63 Jahren, seit dort die Temperaturen aufgezeichnet werden. Zu dieser Jahreszeit werden dort normalerweise durchschnittlich –53 Grad Celsius gemessen. Die bisherige März-Höchsttemperatur lag bei deutlich unter –30 Grad.

Mit dem nahenden Ende des antarktischen Sommers müssten die 30 Temperaturen um den Südpol eigentlich gerade fallen. Das aktuelle Ereignis sei «völlig beispiellos», sagte der Geowissenschaftler Jonathan Wille von der Universität Grenoble der Washington Post, «es hat unsere Erwartungen an das antarktische Klimasystem auf den Kopf gestellt». «Ich habe bisher nichts Vergleichbares gesehen», sagt auch der Glaziologe Ted Scambos von der University of Colorado.

Feuchte und warme Luft in den Süden gepumpt

Wille sieht einen Zusammenhang der aktuellen Entwicklungen in der Antarktis mit der aussergewöhnlichen Hitzewelle, die im vergangenen Sommer Kanada und Teile der USA ergriffen hatte. Klimatologinnen und Klimatologen hatten damals berechnet, dass diese ohne den Einfluss der Erderwärmung praktisch unmöglich gewesen wäre.

Fachleute halten es für wahrscheinlich, dass die hohen Temperaturen in der Antarktis durch eine Strömung in der Atmosphäre ausgelöst wurden, die feuchte und warme Luft vom Pazifik in den Süden pumpte. Diese Luftmassen prallten letzte Woche am Dienstag auf den Kontinent und brachten heftige Niederschläge.

Ein Hochdrucksystem hatte die feuchten Luftmassen vor dem Wochenende über der Ostantarktis blockiert, weswegen sie nicht abfliessen konnten. Fachleute erwarteten, dass dieses System im Verlauf des Wochenendes zusammenbrechen würde und die Warmluft schliesslich abfliessen könnte. Wille sagt, auf diese Weise werde häufiger Warmluft über die Antarktis geleitet, doch bislang nie derart intensiv. «So etwas haben wir noch nie zuvor gesehen.»

Hitze wird häufiger

Ob die Hitzewelle in der Antarktis tatsächlich durch den Klimawandel ausgelöst wurde, lässt sich nicht beweisen. Allerdings werden weltweit Hitzewellen durch die Erderwärmung häufiger und intensiver. Die Polkappen heizen sich dabei noch schneller auf als der Rest der Welt. Auch die Ausdehnung des antarktischen Meereises hat in diesem Februar den niedrigsten Punkt seit Beginn der Aufzeichnungen. Über den Monat betrachtet lag die Ausdehnung des Eises um 27 Prozent unter dem Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020. Satellitenmessungen zeigen, dass einige Gletscher in der Antarktis schneller schmelzen als in den Alpen.