Gefahr für MinderjährigeEuropol warnt vor Suizidsekten im Internet
Eine kultartige Onlinegemeinschaft zielt auf vulnerable Minderjährige ab, um sie zu manipulieren und zu selbst verletzendem Verhalten zu treiben. Im Extremfall sogar bis zum Tod.

Am Donnerstag hat die europäische Polizeibehörde Europol eine Warnmeldung veröffentlicht, in der vor einer besonders gewaltverherrlichenden Onlinegemeinschaft gewarnt wird. Dabei ist die Rede von einem «Aufstieg von kultartigen Onlinegemeinschaften», die insbesondere auf vulnerable Minderjährige zwischen 8 und 17 Jahren abzielen, um diese dazu zu animieren, Sexaufnahmen zu teilen, sich selbst zu verletzen oder sich gar das Leben zu nehmen.
In ihrer Mitteilung spricht die Behörde von einer weltweit operierenden Gruppierung und einem «ernsthaften Risiko für die öffentliche Sicherheit». Die Mitglieder dieser Gruppierung halten sich vor allem auf bei Kindern und Jugendlichen beliebten Gamingplattformen und Streamingdiensten auf, um dort neue Mitglieder zu finden und zu rekrutieren. «Die Gruppen funktionieren ähnlich wie Sekten, in denen charismatische Führer die Anhänger täuschen und manipulieren, um sie gehorsam und abhängig zu machen», schreibt Europol.
Die Kontaktaufnahme beginnt oft mit fürsorglichem Verhalten und dem sogenanntem Love-Bombing. Dabei handelt es sich um eine manipulative Beziehungstaktik, bei der jemand von einem Love-Bomber oder einer Love-Bomberin mit Aufmerksamkeit, Geschenken, Komplimenten und Versprechen regelrecht überschüttet wird.
Das deutsche Nachrichtenmagazin «Spiegel» hatte im Dezember in einer gemeinsamen Recherche mit der «Washington Post» über eine besonders skrupellose Gruppierung innerhalb der nun von Europol erwähnten Szene berichtet. Die Mitglieder der Gruppe 764 hatten einen 25-jährigen Amerikaner in den Suizid getrieben und ihn sogar noch angefeuert, als er die Tat live im Internet übertrug.
Worauf Eltern achten sollten
Europol ruft Eltern und Erziehende auf, wachsam zu sein und Minderjährige zu befähigen, sich gegen Onlinemanipulationen zu wehren. Die europäische Polizeibehörde tausche mit anderen Behörden Informationen aus und ziehe Täter zur Rechenschaft, um «diese gefährlichen Gemeinschaften zu bekämpfen», sagt Europol-Direktorin Catherine de Bolle.

Eltern sollen insbesondere dann hellhörig werden, wenn ihre Kinder ein Geheimnis um ihre Onlineaktivitäten machen, wenn sie sich zurückziehen, Interesse an Gewaltdarstellungen zeigen, wenn sie Anzeichen von Selbstverletzungen an ihrem Körper verbergen und wenn sich ihre Sprache verändert.
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