Interview mit Migros-PräsidentinWie ist das für Sie, wenn Sie mit Hotelplan ein Stück Migros-Geschichte verkaufen?
Der Entscheid sei ihr nicht leichtgefallen, sagt Ursula Nold. Die Migros wolle die Stellung als Nummer eins bei den Supermärkten wieder festigen.
Frau Nold, die Migros ist fast hundert Jahre gewachsen, hat expandiert, aufgebaut und war erfolgreich. Jetzt baut sie ab und ist nicht mehr erfolgreich.
Dieser Eindruck ist falsch. Die Migros-Gruppe hat erneut einen Umsatzrekord erzielt. Wir sind finanziell kerngesund. Aber uns ist wichtig, dass wir jetzt die Weichen für die Zukunft stellen, damit wir eben auch in Zukunft erfolgreich sind.
Die Migros hat Schwierigkeiten im Supermarktgeschäft, und die Fachmärkte konnte sie nicht zum Erfolg bringen. Hat die Migros ein ernsthaftes Führungsproblem?
Wir sind die klare Nummer eins im Schweizer Detailhandel, stationär wie auch online. Wir sind daran, unsere Hausaufgaben zu machen, um profitabler zu werden und die Kosten runterzubringen. Ich bin überzeugt, dass wir sehr gute Führungspersönlichkeiten haben.
Wie ist das für Sie, wenn Sie mit Hotelplan und Mibelle quasi ein Stück Migros-Geschichte verkaufen?
Darum ist uns der Entscheid nicht leichtgefallen. Aber auch Gottlieb Duttweiler war höchst disruptiv. Er hat Unternehmen aufgebaut und wieder zurückgebaut, wenn sie nicht erfolgreich waren. Oder verkauft, wenn sie anderswo eine bessere Zukunft hatten.
Wie kann der jetzige Schritt das Kerngeschäft stärken?
Die Migros ist historisch in ganz vielen Bereichen gewachsen, und das Hauptgeschäft hat an Aufmerksamkeit verloren. Wir haben im Kerngeschäft Marktanteile und Profitabilität verloren. Jetzt wollen wir die Stellung als Nummer eins wieder festigen und stärken.
Zum Kerngeschäft zählen Sie nebst dem Detailhandel auch den Gesundheitsbereich. Wo kann er zum Wachstum beitragen? Und wie kann die Migros dazu beitragen, dass die Gesundheitskosten sinken?
Die Migros hat ein ausserordentliches Ökosystem mit Detailhandelsunternehmen und einer integrierten Gesundheitsversorgung mit Allgemeinmedizin, Apotheken und Zahnarztzentrum. Da haben wir viel zu bieten. Wir können diese Aktivitäten gut bündeln als integrierter Gesundheitsversorger.
Ist das Geschäft heute profitabel?
Jawohl.
Wenn Sie erfolgreich sind in diesem Geschäft, wird das dann nicht eher zu steigenden Gesundheitskosten führen?
Nein, wir können nachweisen, dass wir durch Zusammenarbeit mit Krankenkassen und durch integrierte Gesundheitsversorgungsmodelle die Kosten reduzieren können.
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