Beratungstätigkeit für SignaGeheime Doppelfunktion? Migros kündigt Ermittlungen gegen Dieter Berninghaus an
Der ehemalige Handelschef der Migros soll parallel für René Benkos Signa gearbeitet und Millionen kassiert haben.
Seine Arbeit hat für Dieter Berninghaus doch noch Konsequenzen. Der Auslöser sind Beratungsdienstleistungen, die der ehemalige Handelschef der Migros während seiner Zeit bei der Detailhändlerin für die Signa-Gruppe des österreichischen Immobilienspekulanten René Benko erbrachte. «Davon wussten wir nichts», sagte Ursula Nold, die Präsidentin der Verwaltung des Migros-Genossenschafts-Bundes. Eine externe Anwaltskanzlei soll nun untersuchen, ob es hier Interessenkonflikte oder eine Verletzung des internen Verhaltenskodex der Migros gegeben hat.
Obwohl Ursula Nold keinen Namen nannte und von einem ehemaligen Generaldirektor sprach, der während seiner Anstellung bei der Migros via eine Firma seiner Frau «bedeutende Honorarzahlungen» erhalten habe, ist doch eindeutig, dass Berninghaus gemeint war. Denn wie diese Redaktion gemeinsam mit dem österreichischen Magazin «News» enthüllte, hatte die Schweizer Beratungsfirma seiner Frau von 2013 bis 2015 über 5 Millionen Euro von René Benkos Signa-Konzern kassiert.
Der zwischen Signa und der Obwaldner Aries Partners abgeschlossene Geheimvertrag liegt dieser Redaktion vor. Darin wird festgehalten, dass die Leistung «hauptsächlich durch Dr. Ernst Dieter Berninghaus erbracht» werde. Dafür stelle Berninghaus «sein nationales und internationales Netzwerk bzw. seine persönlichen Kontakte zur Verfügung».
Berninghaus war also Mitglied der Generaldirektion des Migros-Genossenschafts-Bundes und beriet gleichzeitig Signa. Der Verhaltenskodex der Migros gibt für solche Fälle klare Anweisungen: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen Interessenkonflikte vermeiden oder zur angemessenen Zeit melden, heisst es in dem Dokument, das dieser Redaktion vorliegt.
Diese Version des Verhaltenskodex datiert von 2014, zu dieser Zeit war Berninghaus bei der Migros als Handelschef angestellt. Weiter ist darin vermerkt, dass mit vertraulichen Informationen korrekt umgegangen werden müsse und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Migros sich zu einem fairen und freien Wettbewerb verpflichteten. «Die Migros hat klare Anstellungsbedingungen», sagt Nold. In den Verträgen für Mitglieder des Kaders sei geregelt, was es braucht, damit Zusatzaufgaben genehmigt werden können. Diese dürfen nicht zu Interessenkonflikten führen und müssen von der Arbeitszeit her drin liegen. «Und sie sind bewilligungspflichtig», sagt Nold.
Dass die Tätigkeit für Signa mit dem Arbeitsverhältnis bei der Migros nicht vereinbar war, dürfte damals sowohl dem Ehepaar Berninghaus als auch Signa bewusst gewesen sein. Denn im Vertrag heisst es auch, dass der Auftragnehmer nur «unter strenger Geheimhaltung» arbeiten dürfe. Nicht nur sei «absolute Verschwiegenheit» Pflicht. Mehr noch: Alle Dokumente, Unterlagen und Datenträger sollten nach Abschluss der Arbeiten unverzüglich vernichtet werden.
Brisant ist der Beratungsvertrag auch deshalb, weil Berninghaus bei der Migros als Handelschef auch für die Globus-Warenhäuser zuständig war. 2016 aber wechselte er überraschend zu Signa in Zürich, übernahm dort die Handelsgeschäfte und kaufte der Migros die Globus-Kette ab. Hatte er den Verkauf also schon heimlich für Signa während seiner Zeit bei Migros eingefädelt?
Diese Redaktion bat Berninghaus um eine Stellungnahme zu den angekündigten Untersuchungen der Migros. Er antwortet, dass er das Thema «zunächst in aller Transparenz» mit der Migros besprechen werde.
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