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Milliardendeal im Detailhandel
Mexikanischer Multi will Schweizer Kiosk-Konzern übernehmen – locken Migros oder Coop mit Gegengebot?

Bald in mexikanischem Besitz? Kiosk-Filiale am Bahnhof Oerlikon.

Valora soll von der mexikanischen Firma Femsa übernommen werden. Die mexikanische Ladenkette wird ein Barangebot von 260 Franken je Valora-Aktie zum Erwerb aller sich im Publikum befindenden Namenaktien vorlegen. Das entspricht einem Kaufpreis von 1,1 Milliarden Franken. Der Valora-Verwaltungsrat empfiehlt den Aktionären, das Angebot anzunehmen, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte.

«Es ist ein historischer Tag für Valora. Diese einzigartige Vereinbarung ist gut für unsere Angestellten, für die Konsumentinnen, die lokalen Anbieter, die Aktionäre und auch für die Schweiz», so Verwaltungsratspräsident Sascha Zahnd, der erst seit April im Amt ist und es eben wegen der Femsa-Übernahme auch bald wieder abgeben wird. 

Durch den Zusammenschluss entstehe ein «neuer, kompetitiver Player» im europäischen Convenience-Geschäft. Die Marken und Formate von Valora sollen im Einklang mit den Expansions- und Geschäftsplänen des aktuellen Managements weitergeführt werden.

Hauptsitz und Angestellte sollen in der Schweiz bleiben 

Die DNA von Valora und auch der Name sollen laut Femsa-Chef Daniel Rodríguez bestehen bleiben. Ebenso wird der Hauptsitz weiterhin in Muttenz BL sein. Wie lange er dort bleiben wird, ist unklar. Konkrete Pläne den Hauptsitz zu verlegen, gebe es derzeit aber nicht. 

Auch was die Angestellten anbelangt, soll sich laut Valora-Chef Michael Müller nichts ändern: «Wir haben wichtiges Talent, und das behalten wir auch.» Rodríguez sagt dazu, man habe aus der Pandemie wichtige Lehren gezogen, wie dass man Leute von überall aus der Welt anstellen könne und sie sich nicht mehr an einem spezifischen Ort befinden müssten. 

Für Valora ist es allemal ein gutes Geschäft, nachdem es in den zwei Jahren Pandemie mit viel Gegenwind zu kämpfen hatte: So entspricht der Kaufpreis einer Prämie von 52 Prozent zum gestrigen Schlusskurs der Aktie. Der grösste Hauptaktionär von Valora Ernst Peter Ditsch, der gegenwärtig rund 17 Prozent an Valora hält, unterstütze das Angebot.

Den Preis von 260 Franken pro Aktie, den Femsa für die Valora-Übernahme zahlen will, findet ZKB-Analyst Gian Marco Werro stattlich. «Wir hätten das Angebot bei einem Aktienpreis von 200 Franken auch noch als fair erachtet.» Die grossen Investitionspläne von Valora, 100 Millionen Franken pro Jahr über die nächsten Jahre zu investieren, können mit dem neuen Mutterunternehmen aber sicherlich einfacher gestemmt werden.

Mexikanisches Pendant

Die Käuferin Fomento Económico Mexicano (Femsa) ist ein Detailhandelsunternehmen mit Sitz in der mexikanischen Metropole Monterrey, das den Angaben zufolge 2021 einen Gesamtumsatz von 27 Milliarden US-Dollar erzielte. Ihr gehört Oxxo, die grösste Convenience-Shop-Kette in Lateinamerika, und betreibt über 3600 Apotheken in vier lateinamerikanischen Ländern. Weltweit beschäftigt Femsa 320’000 Angestellte mit über 25’000 Verkaufsstandorten in 13 Ländern.

Die 1890 als Brauerei gegründete Fomento Económico Mexicano S.A.B. de C.V. ist im gesamten lateinamerikanischen Raum der grösste Getränkehersteller. Am Umsatz gemessen ist Femsa der weltweit grösste Franchise-Abfüller für Coca-Cola-Produkte und der zweitgrösste Aktionär der Heineken-Gruppe. Das Unternehmen ist an der mexikanischen und der New Yorker Börse kotiert.

1,1 Milliarden Franken: So viel will das mexikanische Unternehmen Femsa für die Übernahme von Valora zahlen.  

Femsa hat bei den Expansionsplänen aber nicht nur den europäischen Markt unter die Lupe genommen. Laut Rodríguez wäre eine Akquisition in den USA aber aufgrund der Inflation teurer und durchaus schwieriger geworden.

Migros und Coop könnten Marge aufbessern 

Seit drei Jahren finden die Diskussionen um eine Übernahme durch Femsa bereits statt. Es gab auch Gerüchte, dass Migros und Coop an einer Übernahme interessiert waren, was sich von offizieller Seite jedoch nicht bestätigen lässt. Auf Anfrage von Tamedia wollen sich weder Coop noch Migros dazu äussern.

Ein möglicher Counterbid von der Migros ist laut ZKB aber nicht auszuschliessen. «Wir sahen Valora als mögliches strategisches Übernahmeziel für die Migros oder auch für Coop. Beide Schweizer Grossretailer hätten strategische Beweggründe gehabt, da beide unter Margendruck stehen, bereits stark in Travel-Retailflächen investieren, schon im Food-Service tätig sind bzw. waren mit Transgourmet und früher Saviva und auch Grossbäckereien betreiben (Coop Bakeries, Jowa)», so Analyst Gian Marco Werro.

Dass es tatsächlich zu den Gegengeboten komme, sei jedoch eher unwahrscheinlich, da die Verhandlungen bereits weit fortgeschritten seien. Im Falle einer Übernahme von Grosskonzernen müsste auch die Wettbewerbskommission Weko informiert werden. Sie kommt ins Spiel, wenn mindestens zwei der beteiligten Unternehmen einen Umsatz in der Schweiz von je mindestens 100 Millionen Franken pro Jahr erzielen. Ansonsten wäre ein Zusammenschluss ohne Weko-Prüfung möglich.

Des Weiteren unterliegt das Übernahmeangebot den für diese Art von Transaktionen üblichen Bedingungen und behördlichen Genehmigungen. Der Vollzug der Transaktion wird für Ende September oder Anfang Oktober erwartet. Anschliessend soll Valora von der SIX Schweizer Börse dekotiert werden.