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Sticheln gegen den Facebook-Boss
Bluesky-Chefin macht sich über Zuckerberg lustig und verdient Geld damit

Jay Graber beim Vortrag "The Future of Social" während der SXSW-Konferenz 2025 im Austin Convention Center, hält ein Mikrofon und lächelt.
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Mark Zuckerberg sah lange aus wie ein Mensch gewordener Algorithmus. Er kleidete sich stets in einen grauen Kapuzenpulli. Seine Auftritte besagten, ich bin ein Nerd und stolz darauf. Doch längst hat sich der Herrscher über Facebook, Whatsapp und Instagram auf eine Zeitgeist-Reise zu seinem neuen Selbst gemacht. Er fordert jetzt mehr «maskuline Energie» in Unternehmen, trägt Goldketten und zeigt seinen Kampfsport-trainierten Körper.

Neben der Führung seines Konzerns Meta, der Erziehung seiner drei Kinder und der Herstellung von KI-gestützten Brillen hat Zuckerberg nun offenbar ein neues Ziel: Er will sich als Modedesigner einen Namen machen. Letzten Sommer tauchte er plötzlich in einem kastenförmigen Oversize-T-Shirt auf, auf dem in griechischen Buchstaben «Pathei mathos» stand. Zu Deutsch: «Lernen durch leiden». Zuckerberg verkaufte den Spruch als «eine kleine Familienweisheit».

Um das T-Shirt zu entwerfen, brauchte der Milliardär Hilfe. Er spannte mit Mike Amiri zusammen, einem Modedesigner aus Los Angeles. Der nächste textile Wurf des Duos folgte umgehend. Diesmal setzte Zuckerberg auf die Kraft des Lateinischen: Auf seinem neuen T-Shirt stand nun in Dunkelgrau auf schwarzem Grund: «Aut Zuck, aut nihil». Dies in Anlehnung an den lateinischen Ausspruch, «aut Caesar, aut nihil. Übersetzt: «Entweder Cäsar, oder nichts».

Mark Zuckerberg, CEO von Meta Platforms Inc., präsentiert sich während der Meta Connect Veranstaltung in Menlo Park, Kalifornien, am 25. September 2024. Er trägt ein schwarzes T-Shirt und spricht gestikulierend über die Einführung der ersten Augmented-Reality-Brille von Meta.

Von Zuckerberg weiss man, dass er ein grosser Bewunderer des Römischen Reiches ist. Er lernte schon in der Highschool Latein und liess sich in den Flitterwochen in Rom laut seiner Frau Priscilla Chan neben jeder Statue von Kaiser Augustus fotografieren. «Es war, als wären wir zu dritt», sagte sie danach. Später liess Zuckerberg eine grosse Statue seiner Frau erstellen in der «römischen Tradition, Skulpturen der eigenen Ehefrau anfertigen zu lassen». Seine Faszination für das alte Rom schlug auch bei der Namensgebung seiner drei Töchter voll durch: Sie heissen Maxima, August und Aurelia.

«Eine Welt ohne Cäsaren»

Lateinische Liebe hin oder her: Die Allmachtsfantasien hinter dem T-Shirt-Spruch «Aut Zuck, aut nihil» kamen bei vielen nicht gut an. Erst recht, weil Zuckerberg seit Monaten bemüht scheint, den neuen US-Präsidenten Donald Trump dienstfertig zu hofieren.

Der Gegenschlag kam von Jay Graber. Sie steht Bluesky vor, dem Netzwerk, das manchem Musk-müden Twitterer als X-Alternative dient. Bei einer Veranstaltung trug sie ein T-Shirt, das Zuckerbergs zum Verwechseln ähnlich sah. Allerdings hatte sie es mit einem anderen Spruch bedrucken lassen: «Mundus sine Caesaribus». Zu Deutsch: «Eine Welt ohne Cäsaren». In ihrer Rede betonte Graber, dass Bluesky niemals von einem Einzelnen monopolisiert werden könne.

Der Seitenhieb sass. Graber wurde für ihre Chuzpe gefeiert – und Bluesky erkannte das Potenzial des Shirts. Innerhalb eines Tages verdiente das Netzwerk laut eigenen Aussagen mit dem Verkauf der T-Shirts mehr als in den vergangenen zwei Jahren mit dem Verkauf von benutzerdefinierten Domains. Die erste Auflage des T-Shirts war schnell weg, der Verkauf der zweiten, natürlich streng limitierten Edition endet am Dienstag. So schön wie von Graber wurde Zuckerbergs Selbstüberschätzung noch nicht entlarvt, frohlocken nun dessen Gegner.

Übrigens, das vom Tech-Gladiator abgewandelte Zitat «Aut Caesar, aut nihil» wird gar nicht dem gleichnamigen römischen Kaiser zugeschrieben, sondern dem italienischen Kardinal und Feldherr Cesare Borgia. Dieser inspirierte Niccolò Machiavelli zu seinem Buch «Der Fürst». Am Ende blieb dem kaltblütigen Tyrannen Borgia die Macht und das ewige Imperium verwehrt. Er wurde im Alter von 31 Jahren erstochen.

nlu