Memoiren einer Ex-Mitarbeiterin«Zuckerberg arbeitete Hand in Hand mit China»
Sarah Wynn-Williams berichtet über Facebooks Versuche, in China Fuss zu fassen. Man habe gemeinsam an Zensurprojekten gearbeitet.

- Sarah Wynn-Williams, eine ehemalige Facebook-Mitarbeiterin, äussert sich über eine angebliche Kooperation zwischen dem Unternehmen und China.
- Mark Zuckerberg arbeitete laut ihren Memoiren eng mit der Kommunistischen Partei zusammen.
- Facebook erwog angeblich, China Zugang zu Nutzerdaten zu gewähren.
Sarah Wynn-Williams arbeitete von 2011 bis 2017 bei Facebook (heute Meta). Sie war globale Direktorin für öffentliche Politik. In ihren Memoiren «Careless People» schildert sie, wie eng Facebook mit China kooperiert habe. Laut ihr hat Zuckerberg unter anderem überlegt, wie Facebook China die Zensur und Kontrolle von Inhalten ermöglichen könnte.
«Er arbeitete Hand in Hand mit der Kommunistischen Partei Chinas, um ein Zensurinstrument zu entwickeln», sagt Sarah Wynn-Williams der BBC. Facebook habe Mitte der 2010er-Jahre im Rahmen der Verhandlungen mit der chinesischen Regierung in Erwägung gezogen, dieser künftig Zugang zu den Nutzerdaten der chinesischen Bürgerinnen und Bürger zu gewähren.
Für China sei Facebook ein offenes Buch gewesen
Die Ex-Angestellte behauptet ausserdem, dass Facebook China Informationen zur Funktionsweise der Software des sozialen Netzwerks geliefert habe. Der US-Regierung hingegen habe man diese Informationen nicht gegeben.
«Als es um die Chinesen ging, wurde der Vorhang zurückgezogen», sagt sie. Chinesische Ingenieure seien durch jeden Aspekt der Funktionsweisen von Facebook geführt worden. Laut Sarah Wynn-Williams durften sie «Facebooks Zensurversion» ausführlich testen.
Meta verweist auf Abbruch der Verhandlungen
Meta sagt dazu auf Nachfrage der BBC, dass solche Behauptungen über China damals «breit berichtet» worden seien. Es sei «kein Geheimnis, dass wir einmal daran interessiert waren», Dienste in China zu betreiben, heisst es weiter. «Letztendlich haben wir uns entschieden, die Ideen, die wir geprüft hatten, nicht weiterzuverfolgen.»

Meta verwies zudem auf Aussagen, die Mark Zuckerberg im Jahr 2019 öffentlich machte. Damals sagte er: «Wir konnten uns nie darauf einigen, was wir brauchen würden, um dort zu operieren, und sie [China] haben uns nie reingelassen.» Über Sarah Wynn-Williams sagt das Unternehmen, dass sie im Jahr 2017 wegen «schlechter Leistung» entlassen wurde.
Facebook habe verletzliche Teenager ins Visier genommen
Wynn-Williams schreibt in ihrem Buch über ein weiteres Thema, das vor einigen Jahren öffentlich diskutiert wurde. Laut ihr stimmen Berichte von 2017, dass Facebook Algorithmen nutze, um verletzliche Teenager zu identifizieren.
«Der Algorithmus konnte aus dem Verhalten schliessen, dass sich ein Teenager wertlos oder unglücklich fühlt», behauptet sie. Das Unternehmen könne erkennen, wann ein Mädchen im Teenageralter ein Selfie auf seinen Plattformen gelöscht habe. Das würde man zum Beispiel zum Anlass nehmen, einem Kosmetikunternehmen mitzuteilen, dass es ein guter Zeitpunkt sei, um das Mädchen mit Werbung anzusprechen.
Das dementiert Meta gegenüber BBC. Das Unternehmen habe nie Tools angeboten, um Menschen basierend auf ihrem emotionalen Zustand anzusprechen. Frühere Forschungen hätten dazu gedient, Vermarktern zu helfen, zu verstehen, wie sich Menschen auf Facebook ausdrücken. Sie seien nicht dafür gedacht gewesen, um Anzeigen zu schalten.
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