Manor kündigt langjährigen Angestellten
Die Warenhauskette baut ihre Onlinestrategie weiter aus, schliesst Filialen und entlässt Mitarbeitende. Für den Aufbruch ins digitale Zeitalter schafft sie neue Jobs.
Bei Manor bleibt kein Stein auf dem anderen: Ende Januar muss das Warenhaus seinen traditionsreichen Standort an der Zürcher Bahnhofstrasse schliessen. Das Warenhaus in Bachenbülach ZH macht Ende April zu, und 2 der 31 Supermärkte werden verkauft. Insgesamt verlieren 87 Mitarbeitende ihre Stelle, darunter ein Dutzend Warenhausdirektoren. 27 Jobs fallen der Schliessung des Warenhauses in Bachenbülach zum Opfer.
Das gibt Manor in einer Mitteilung bekannt. Dem vorangegangen war eine Meldung des Nachrichtenportals Nau.ch, das von dem Stellenabbau berichtete. Die Gründe für Abbau und Schliessungen sind vielfältig: Um für die Supermärkte in Liestal und Delsberg einen neuen Betreiber zu finden, sei man bereits in Gesprächen mit Mitbewerbern, heisst es im Communiqué.
Zuversicht für Angestellte an der Bahnhofstrasse
«Wir haben dort die kritische Grösse und nötige Kundenfrequenz nicht erreicht, um ein Geschäft profitabel zu betreiben», sagt Fabian Hildbrand, der Pressesprecher von Manor. Die dazugehörigen Warenhäuser blieben jedoch bestehen.
Der Stellenabbau hängt, anders als zu erwarten, nicht mit der geplanten Filialschliessung an der Zürcher Bahnhofstrasse Ende Januar zusammen. Zumindest bisher. Im Flagshipstore in Zürich habe man bis jetzt die Hälfte der Mitarbeitenden intern oder extern unterbringen können. Derzeit sei die Stellenvermittlung in der intensiven Phase. «Wir sind zuversichtlich, dass in den nächsten Monaten noch deutlich mehr Mitarbeitende eine Anstellung finden werden», sagt Hildbrand.
Wie Nau.ch mit Verweis auf Insider berichtet, seien Filialleiter aus der ganzen Schweiz von den Kündigungen betroffen. Etliche gefeuerte Mitarbeiter hätten zudem über 30 Jahre für das Warenhaus gearbeitet. Auch Filialleiter in Spreitenbach AG und im Shoppyland in Schönbühl BE seien entlassen worden.
«Wir bekommen sehr viele Klagen vom Verkaufspersonal zu hören, dass der Stress zu hoch und die Anzahl Mitarbeiter zu klein ist.»
Die Gewerkschaft Unia sieht die Entwicklungen beim Warenhaus kritisch: In den letzten Jahren habe es bei Manor Hunderte Entlassungen gegeben. Den Sozialplan für das Verkaufspersonal wertet die Unia als ungenügend. Zudem kritisiert sie, Manor habe sich viel zu lange Zeit gelassen, die digitale Wende einzuleiten, und es versäumt, das Personal umzuschulen.
«Wir bekommen sehr viele Klagen vom Verkaufspersonal zu hören, dass der Stress zu hoch und die Anzahl Mitarbeiter zu klein ist», sagt Anne Rubin, Detailhandelsverantwortliche der Unia. «Weil Manor den Strukturwandel im Detailhandel nicht früh genug antizipiert hat, zahlt das Personal jetzt die Rechnung.»
Es entstehen über 30 neue Stellen
Bei Manor setze man alles daran, dass die betroffenen Mitarbeitenden innerhalb der Manor-Gruppe oder auf dem regionalen Arbeitsmarkt eine Weiterbeschäftigung finden. Ein Sozialplan werde erarbeitet. Leider könne man Mitarbeitende in einem Warenhaus nicht zu Programmierern oder Webmastern umschulen, dafür brauche man Fachpersonal.
Denn der Wandel bei Manor schreitet nun stark voran – digital wie stationär. Vor zwei Jahren wurde damit begonnen, einzelne Warenhäuser in einem Verbund zusammenzuschliessen. Ende Januar werden die 60 Warenhäuser in 28 Verkaufseinheiten gebündelt, die jeweils von einem Store Director geführt werden. In diesem Bereich verlieren die rund zwölf Warenhausdirektoren ihren Job.
Manor, genau wie andere Detailhändler, spielt jetzt die digitale Karte und baut die Strukturen um.
Den Fokus legt das Warenhaus auch verstärkt auf die Digitalstrategie – und schafft neue Stellen. Allerdings nicht im Verkauf, sondern im IT- und Digitalbereich. Noch dieses Jahr sollen über 30 neue Jobs entstehen. Denn Manor, genau wie andere Detailhändler, spielt jetzt die digitale Karte und baut die Strukturen um. Auf die Onlineplattform Linkedin stellt Manor seit einigen Wochen fast täglich neue Stellenausschreibungen. Gesucht werden «Business Intelligence Data Analysts», «Online Developer Ecommerce», «Digital Designer» oder «IT Solution Architect».
Know-how geht verloren
Denn das von Manor eigens erklärte Ziel ist es, das grösste Omnichannel-Warenhaus der Schweiz werden. Im stationären Geschäft ist dies bereits der Fall. Laut Schätzungen der E-Commerce-Beratungsfirma Carpathia setzte Manor im Onlinegeschäft 2018 rund 63 Millionen Franken um. Die Warenhauskette Globus machte im selben Jahr mit dem Onlinehandel rund 30 Millionen und Jelmoli geschätzte 6 Millionen Franken. Das Berner Warenhaus Loeb hält an seiner Strategie fest und betreibt keinen Onlineshop.
Dass Manor jetzt so intensiv in die Digitalisierung investiert,sehen andere Branchenexperten aber nicht nur positiv: «Kündigt man langjährigen Mitarbeitern, geht auch das Know-how verloren.» Jüngere seien günstiger, aber Erfahrung könne man so nicht einkaufen. Zudem sei der Markt für diese Stellenprofile ausgetrocknet, da sie sehr gefragt seien.
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