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Rekordmeister in Not
Versagen und Verschwendung: Wie Manchester United abstürzte

MANCHESTER, ENGLAND - OCTOBER 30: Bruno Fernandes of Manchester United looks dejected during the Carabao Cup Fourth Round match between Manchester United and Leicester City at Old Trafford on October 30, 2024 in Manchester, England. (Photo by Simon Stacpoole/Offside/Offside via Getty Images)
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In Kürze:
  • Manchester United leidet unter sportlichen und finanziellen Problemen seit Alex Fergusons Rückzug.
  • Trotz vieler Investitionen hat der Rekordmeister seit Jahren kaum Erfolg.
  • Der neueste Hoffnungsträger ist der Portugiese Ruben Amorim.

Eine kleine Freude haben die Fans von Manchester United diese Woche schon einmal gefunden. City, ihr ungeliebter Nachbar aus dem Osten der Stadt, ging in der Champions League bei Sporting Lissabon 1:4 unter. Diese Nachricht tut ihnen doppelt gut, weil bei Sporting noch der Trainer auf der Bank sass, der ab nächsten Montag bei ihnen in Old Trafford für den Aufbruch sorgen soll.

Ruben Amorim heisst dieser Mann, Portugiese, 39 erst und einer dieser Trainer, denen eine grosse internationale Karriere zugetraut wird. Sein Palmarès nach viereinhalb Jahren bei Sporting liest sich mit zwei Meistertiteln und drei Ligacupsiegen recht gut. Der «Guardian» hat noch mehr gefunden, was für diesen Amorim spricht: «Auch die Optik ist überzeugend. Er sieht gut aus. Bart, Haare, Kiefer, Augen.» Und Smart-Fahrer ist Amorim zudem. Wenn das alles dann mal nichts verspricht für die United.

LISBON, PORTUGAL - NOVEMBER 05: Ruben Amorim, Head Coach of Sporting CP, is thrown into the air by his players to celebrate his last home match as manager at the end of the UEFA Champions League 2024/25 League Phase MD4 match between Sporting Clube de Portugal and Manchester City at Estadio Jose Alvalade on November 05, 2024 in Lisbon, Portugal. (Photo by Gualter Fatia/Getty Images)

Amorim wollte eigentlich nicht schon weg aus Lissabon, lieber wollte er die Saison da beenden, bevor er danach wie längst geplant weiterzieht. Drei Tage lang bat er die Verantwortlichen aus Manchester, ihm diesen Wunsch zu erfüllen. Aber sie sagten ihm: «Jetzt oder nie.» So erzählt er selbst das. Am Ende wurde er für 9,5 Millionen Franken aus seinem Vertrag freigekauft.

Der fatale 19. Mai 2013

Dass sein neuer Club hart geblieben ist, liegt nahe: Er braucht dringend einen neuen Trainer, der im Old Trafford wieder Hoffnung verbreiten kann. Da liegt gar so viel darnieder, dass es nur noch besser werden kann. Zum einen das Sportliche: Platz 13 in der Premier League, Platz 21 in der Europa League nach drei frustrierenden Unentschieden. Zum anderen das Finanzielle: in der letzten Saison wieder ein Verlust, diesmal von 127 Millionen Franken, damit ein Minus von 370 Millionen in den letzten fünf Saisons.

Das eine hängt mit dem anderen zusammen. Oder anders: Old Trafford, die einstmals übermächtige Trutzburg, ist in ihren Grundmauern erschüttert und gefährlich brüchig. Das Datum, an dem der Zerfall begonnen hat, lässt sich gut bestimmen: Das ist der 19. Mai 2013, als Alex Ferguson zum letzten Mal die United betreute, zum letzten Mal nach genau 1500 Spielen. Er trat als Meister ab, als was sonst? Allein 13-mal war er in seinen 26 Jahren Meister geworden, neun Cupsiege und zwei Champions-League-Siege kamen dazu. Schliesslich waren es 38 Pokale, die er ins Old Trafford holte.

Zu seinem Abschied hinterliess er eine Weltmarke und ein entsprechend mächtiges Erbe. Und überdies ein Versprechen. «Der Verein ist so gut strukturiert, dass er langfristig glänzende Aussichten hat», sagte er. Selten hat er sich so geirrt wie in diesem Fall.

Seit seinem Rückzug auf die Tribüne und den honorigen Posten als Botschafter, für den er grosszügig mit 2,4 Millionen Franken pro Jahr entlöhnt wird, hat der Club keine Meisterschaft und keine Champions League mehr gewonnen. Fünf andere Titel müssen reichen, um die Wunden zu lecken: der FA-Cup 2016 und 2024, die Europa League 2017, der Ligacup 2017 und 2023. Als Frustverstärker dient die Bilanz von City, das im gleichen Zeitraum auf 16 Erfolge in den relevanten Wettbewerben kommt.

Am Einsatz von Geld hat es der United nie gefehlt. Das ist immer mit vollen Händen ausgegeben worden. Ein Blick in die Bilanzen seit 2013 liefert jedenfalls ein einziges Zeugnis des Versagens und der Verschwendung. Ein paar Kennzahlen verdeutlichen das. Ausgaben: 6,8 Milliarden Franken. Löhne: 3,6 Milliarden (allein für Cristiano Ronaldo waren es während seiner erfolglosen Rückkehr 580’000 Franken in der Woche). Transferausgaben brutto: 1,9 Milliarden.

409 Millionen allein für die Löhne

Allein in der vergangenen Saison beliefen sich der Umsatz auf 741, die um zehn Prozent gestiegenen Personalkosten auf 409 und die Transferausgaben für fünf Spieler auf 202 Millionen. In Fergusons Abschiedsjahr waren die Löhne noch knapp halb so hoch gewesen, dafür war die Mannschaft erfolgreich.

Viele unterschiedliche Cheftrainer durften versuchen, den alten Glanz zurückzuholen. David Moyes war der Erste, der kläglich scheiterte, dabei war er von Ferguson als Nachfolger ausgesucht worden. Louis van Gaal war da, José Mourinho, so selbstherrlich wie sein direkter Vorgänger, der unscheinbare Ole Gunnar Solskjaer und zuletzt Erik ten Hag. Der Anti-Charismatiker aus den Niederlanden rettete sich im Frühjahr mit dem Sieg im Cupfinal gegen City in die neue Saison, erstaunlicherweise wurde er gar mit einer Vertragsverlängerung um ein zusätzliches Jahr bis 2026 belohnt. Dabei musste damals schon klar sein, dass es für ihn nur ein Sterben auf Raten war, was er bei der United erlebte.

MANCHESTER, ENGLAND - SEPTEMBER 29: Erik ten Hag, Manager of Manchester United, reacts during the Premier League match between Manchester United FC and Tottenham Hotspur FC at Old Trafford on September 29, 2024 in Manchester, England. (Photo by Michael Regan/Getty Images)

Der Mann, der für diese Vertragsverlängerung verantwortlich war, ist Jim Ratcliffe, Gründer von Ineos und mit einem Vermögen von rund 15 Milliarden einer der reichsten Briten. Seit er 27,7 Prozent der Aktien für 1,4 Milliarden erworben hat, ist er bei der United für den Sport zuständig. Im Sommer gab er sich auf gewisse Art bescheiden. In der neuen Saison sollte ihm schon ein Platz in der Champions League zu seinem Glück reichen.

Aber bislang ist die United davon weit entfernt, mit drei Siegen und zwölf Punkten in zehn Runden der Premier League. Am Ende habe ten Hag nur noch wie «ein dem Untergang geweihter Ritter» ausgesehen, «der stur sein Pferd rückwärts in die Schlacht reitet», diagnostiziert der «Guardian». Nüchterner formuliert: ten Hag ist in Manchester nie wirklich angekommen. Er ist nie einer gewesen, der die Fans für sich eingenommen und von sich überzeugt hat. Der Triumph im FA-Cup hat nicht vergessen lassen, dass Rang 8 in der Meisterschaft das schlechteste Ergebnis in der Geschichte der Premier League war.

Oder verglüht auch Amorim?

Trotz aller Fehlentwicklungen, Planlosigkeiten bei Transfers und selbstzerstörerischen Kräfte ist die United weiterhin eine gut geölte Werbemaschine. Auf 340 Millionen Franken oder 46,7 Prozent des Umsatzes belaufen sich allein die kommerziellen Einnahmen, davon wiederum kommen 212 Millionen vornehmlich dank der zwei Grosssponsoren Adidas und Snapdragon zusammen. Der Ausrüster zahlt bis 2035 jährlich 85 Millionen, das amerikanische Softwareunternehmen bis 2029 jährlich 68 Millionen. So lassen sich offensichtlich manche Dummheiten finanzieren. Und Schulden bedienen, die sich weiterhin auf 630 Millionen belaufen.

Nun heisst also der neue sportliche Hoffnungsträger der Club-Chefs Ruben Amorim, ausgestattet mit einem Vertrag bis 2027. Und die Frage heisst: Kann er aus einem über die Jahre konzeptlos zusammengestellten Kader mehr herausholen als ten Hag? Oder verglüht sein Stern als Trainertalent in diesem Kosmos Old Trafford?

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