Eklat in SizilienSohn von Mafiaboss schockiert mit Instagram-Post
In Corleone ist man wütend auf Salvuccio Riina, den dritten Sohn des 2017 im Gefängnis verstorbenen Mafiabosses Totò Riina. Sein Social-Media-Beitrag sei «abscheulich».
«Salvuccio» Giuseppe Salvatore Riina, der dritte Sohn des 2017 gestorbenen Anführers der sizilianischen Mafia Salvatore «Totò» Riina, sorgte mit einem Social-Media-Post just zum Start des italienischen Sommerhöhepunktes Ferragosto für einen Eklat.
Der 47-Jährige, der sich nie klar von der Mafia abgegrenzt hatte, wünschte seinen (wenigen) Followern «Frohe Feiertage aus der Via Scorsone 24, 90034 Corleone».
Das Skandalöse an dem Post des Sohnes eines 26-mal lebenslänglich verurteilten Mafiabosses ist die Adresse. Sie war jahrelang die Heimat der Familie Riina. 2018 wurde die Strasse jedoch in Via Terranova umbenannt, als Hommage an den Anti-Mafia-Richter Cesare Terranova, der 1979 in einen Hinterhalt gelockt und zusammen mit seinem Chauffeur und Leibwächter, dem Polizeibeamten Lenin Mancuso, in Palermo in seinem Auto erschossen wurde. Auftraggeber war unter anderen Salvatore Riina.
Konter von Corleones jungem Bürgermeister
Seit Juni dieses Jahres ist der 33-jährige Walter Rà Bürgermeister von Corleone. Er bezeichnete den Post von Riina als «feigen Angriff auf den Staat und die Institutionen». Rà bekräftigte, dass die Stadt ihre dunkle Geschichte hinter sich gelassen habe und sich nicht einschüchtern lassen werde. Rà machte gegenüber italienischen Medien deutlich, dass Corleone keine Infiltrationsversuche oder Berichte von Personen tolerieren werde, die mit der Organisierten Kriminalität in Verbindung stehen.
Als Reaktion darauf erhielt der Bürgermeister grosse Unterstützung aus der Gemeinde. Viele Bürger brachten ihre Bewunderung für seine Haltung zum Ausdruck und ermutigten ihn, den Weg des Wandels fortzusetzen. «Wir haben hier ein neues Kapitel aufgeschlagen, niemand wird uns zwingen, rückwärts zu gehen», sagte Rà.
Die Last der Mafia
Tatsache ist aber auch, dass der Name Riina den Italienern immer noch durch Mark und Bein geht, auch Jahre nach dem Tod von Salvatore «Totò» Riina.
Er war der wohl brutalste und skrupelloseste Pate, den die Cosa Nostra, Siziliens Mafia, jemals hatte. Der «Capo dei capi», der Boss der Bosse aus Corleone, liess Bomben legen, ein Kind eines Rivalen in Säure auflösen, die Richter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino töten. Mehr als hundert Morde wurden ihm angelastet. Riina war so gefürchtet, dass sich auch während seiner langen Haft kein Clan traute, die Nachfolge an der Spitze zu regeln. Reue zeigte er nie. Totò Riina starb 2017 im Gefängnis.
Sein dritter Sohn, Salvuccio, kehrte 2023 nach Corleone zurück, nachdem er wegen Verbindungen zur Mafia, Geldwäsche und Erpressung fast neun Jahre im Gefängnis verbracht und danach eine Zeit lang zwischen Venetien und den Abruzzen verbracht hatte, wo er einem Sozialhilfeprogramm anvertraut worden war. Die frühere Verwaltung von Corleone hatte versucht, ihn auszuweisen, um die Stadt vor «Rufschäden» zu schützen.
«Verschwinde!»
Der Gemeinderat hatte Riina jr. zur Persona non grata erklärt und ihn aufgefordert, Corleone zu verlassen – für immer. Man sei es leid, immer nur mit der Filmfigur des Paten und mit dem mörderischen Riina-Clan in Verbindung gebracht zu werden. «Wir wollen dich hier nicht, verschwinde», titelte «Palermo Today».
Erst im Juni soll Salvuccio Riina in Spanien seine spanische Partnerin geheiratet und nach der Hochzeit eine Party mit 200 Gästen in einem Restaurant in Corleone veranstaltet haben. 2016 schrieb er das umstrittene Buch «Riina Family Life», das viele Buchhandlungen nicht mehr verkaufen wollten.
Totò Riina hatte drei weitere Kinder: Maria, Giovanni und sein jüngstes Kind, Lucia. Giovanni, ebenfalls ein Mafioso der Cosa Nostra, wurde 1996 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. 2019 eröffnete Lucia, von der es heisst, sie habe erst erfahren, wer ihr Vater ist, als sie ihn festnahmen, in der Nähe des Arc de Triomphe in Paris ein Restaurant namens Corleone. Es ging nach wenigen Monaten pleite.
red/nag
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