Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Vorwürfe gegen Ex-Manager
Männer essen im Golfclub, Frauen im «Vogelkäfig»: Wirbel um CS-Kundenevent

Die CS führte eine interne Untersuchung gegen Investmentchef Brian Chin durch. 

Vor einem Jahr hat die Credit Suisse mit dem Zusammenbruch des US-Hedgefund Archegos Capital Management über fünf Milliarden Dollar verloren. Der Leiter der Investmentbank, Brian Chin, wurde damals mit einer Gehaltskürzung von 18 Millionen Dollar entlassen. Die Gehaltskürzung war aber nicht allein seiner Rolle im Archegos-Fall geschuldet, sondern auch Verstössen gegen den «Code of Conduct». 

So berichtet das «Wall Street Journal» am Mittwoch, dass schon vor Archegos Untersuchungen gegen Chin und seine Abteilung im Gange gewesen seien, unter anderem wegen Fehlverhaltens gegenüber Frauen. Entfacht wurde das Ganze durch einen anonymen Hinweis, der 2020 bei der Hotline der Bank eingegangen war.

Unklar ist, welche Vorwürfe die Anruferin damals erhob. Bekannt ist aber, dass die Bank eine Anwaltskanzlei mit der Untersuchung Chins beauftragte. Die Kanzlei untersuchte daraufhin eine Veranstaltung, die Chin jedes Jahr für seine Kunden in einem Golfclub in den Hamptons nördlich von New York ausrichtete. Berichten zufolge war es Frauen im Golfclub nicht erlaubt, im Hauptspeisesaal zu essen. Sie mussten stattdessen in einem als «Vogelkäfig» bezeichneten Bereich auf der Terrasse speisen.

Einige Frauen hatten sich deswegen bei Chin und der CS beschwert. Chin habe nach den Beschwerden mindestens eine weitere Veranstaltung im Club abgehalten. Und die CS habe den Club auch für andere Veranstaltungen genutzt, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Der Golfclub wollte sich zu seinen Richtlinien nicht äussern.

Schwerwiegende Verstösse

Die Verstösse Chins stufte die CS als so schwerwiegend ein, dass sie gemäss einem bankinternen Bewertungssystem möglicherweise eine Kündigung rechtfertigen würden. Unklar sei, welche Anschuldigungen zu dem Schluss geführt hätten. Brian Chin beantwortete die Fragen des «Wall Street Journal» nicht.

Gemäss Verhaltenskodex der CS müssen sich Mitarbeiter respektvoll, sittlich und professionell verhalten. Vorgesetzte können disziplinarisch belangt werden, wenn sie die ihnen unterstellten Mitarbeiter nicht angemessen beaufsichtigen.

Zu den Vorwürfen heisst es: «Credit Suisse hat diese Vorwürfe sehr ernstgenommen, führte deshalb umgehend eine umfassende, unabhängige Untersuchung durch und ergriff entsprechend geeignete Massnahmen. Respektloses Verhalten gegenüber Kollegen und Kunden dulden wir nicht und wir akzeptieren keinerlei Handlungen, die gegen die Verhaltensstandards oder Richtlinien der Bank verstossen», wie eine Sprecherin auf Anfrage der Tamedia-Redaktion sagt. 

Chin wurde erst nach Archegos-Skandal entlassen 

Die Bank entliess Chin und acht weitere Mitarbeiter wegen ihrer Rolle beim Archegos-Debakel. Die Ergebnisse aus der Untersuchung betreffend Fehlverhalten seien gemäss internen Quellen aber dafür ausschlaggebend gewesen, Chin eine Entschädigung in Höhe von etwa 18 Millionen Dollar vorzuenthalten.

Chin war 2003 zur CS gestossen. Im Jahr 2012 wurde er zum globalen Leiter der Gruppe für verbriefte Produkte befördert. Im Sommer 2020 wurde er von CEO Thomas Gottstein zum Investmentchef befördert. Das Team, das für die Strukturierung und den Handel mit Hypothekenanleihen und forderungsbesicherten Wertpapieren zuständig ist, gehörte nach Angaben von Führungskräften und der Bank zu den leistungsstärksten der Bank.