Beziehung zu den USAMacron und Scholz blockieren Europa ausgerechnet jetzt, da Trump allen droht
Während die Welt sich gerade rasend schnell verändert, lahmt die Hauptachse der Europäischen Union.
Noch mal Paris, noch mal Palais de l’Élysée. Olaf Scholz schaute wohl zum letzten Mal vor der deutschen Bundestagswahl bei Emmanuel Macron vorbei – kurz, ein paar Stunden nur, für ein «Arbeitsessen». Sie würden sich nicht vermissen, wenn sie sich dann bald einmal nicht mehr treffen müssten.
Zu den unglücklichen Fügungen in dieser an unglücklichen Fügungen nicht gerade armen Zeit der Weltgeschichte gehört, dass Paris und Berlin miteinander fremdeln. Das hat mit dem zu tun, was man gemeinhin Chemie nennt: Zwischen Macron und Scholz stimmte sie nicht. Das sah man ihnen an, wenn sie gemeinsam auftraten. Jedes Treffen wurde von Spezialisten der Körpersprache analysiert – da war nichts.
Der französische Präsident versuchte es einmal mit einem Dîner mit Gattinnen in seinem Lieblingsrestaurant am Boulevard du Montparnasse: privat, aber absichtlich durchgestochen. Brachte auch nichts. Macron hielt Scholz für einen Bremser, Scholz Macron für einen Plauderer.
Sogar Mitterrand und Kohl verstanden sich besser
Von allen deutsch-französischen Führungsduos, die sich seit dem Zweiten Weltkrieg bildeten, funktionierte wohl keines so schlecht wie ihres. Es lief selbst dann besser, wenn die ideologischen Welten zwischen Präsident und Kanzler viel weiter auseinanderlagen – etwa beim Sozialisten François Mitterrand und dem Christdemokraten Helmut Kohl.
Ohne Chemie ist kein Antrieb auf der Hauptachse Europas. Und das ausgerechnet in dieser Zeit, da wieder Krieg ist in Europa und da in Washington einer an die Macht zurückgekehrt ist, der die transatlantische Allianz höchstens als kommerzielle und finanzielle Kategorie sieht: Donald Trump und seine oligarchische Kumpanei. Sie fordern die EU auch kulturell und politisch heraus.
Etwas haben Macron und Scholz gemein: Sie sind fast im Gleichschritt schwächer geworden, ja abgestürzt. Der Franzose kann sich nur halten, weil ihn die Verfassung schützt. Dieses vielleicht letzte Bild der beiden auf der Treppe des Élysées steht für die momentane Ohnmacht Europas, symbolisch und wuchtig.
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