Pariser Reaktion auf TrumpMacron sieht sich als Propheten und will nun die Führungsrolle
Frankreichs Präsident beeilt sich mit Glückwünschen an Donald Trump. Seine Expertise im Umgang mit dem US-Präsidenten soll ihn wieder auf die Bühne befördern.
Emmanuel Macron gehörte zu Donald Trumps ersten Gratulanten, und das ist kein Zufall. Trump hielt gerade seine Siegesrede, etwas vor der Zeit, da postete der französische Präsident schon auf X, dem früheren Twitter: «Félicitations, Président Donald Trump.»
Er sei bereit, mit Trump zusammenzuarbeiten, wie er das schon einmal während vier Jahren getan habe, schrieb Macron und fügte an: «Mit Ihren Überzeugungen und meinen. Mit Respekt und Ambitionen. Für mehr Frieden und Prosperität.» In diesem Post ist schon alles drin.
Macron wollte zunächst daran erinnern, dass er, im Gegensatz zu anderen Anführern grosser Länder des Westens (und Olaf Scholz im Besonderen), schon an der Macht war, als Trump das erste Mal US-Präsident war, von 2017 bis 2021, dass er ihn also kenne.
Es war keine Idylle zwischen den zwei Männern, jedenfalls nicht immer. In der ersten Phase versuchte es Macron mit virilem Gebaren und Charme: mit demonstrativ hartem Händedruck und einer Einladung zur Militärparade am französischen Nationalfeiertag, dem 14 juillet. Trump war beeindruckt.
Trump äffte Macron gerne nach
Doch bald schon dunkelte die Beziehung ein. In den vergangenen Jahren äffte Trump Macron bei Auftritten oft nach. Er hielt dem Franzosen auch vor, der krieche Xi Jinping, dem chinesischen Staatschef, «in den Hintern». Macron hofft also, dass man international – und dabei vor allem in Europa – seine Anciennität und seine Expertise im Umgang mit Trump gebührend zur Kenntnis nimmt.
Das ist ihm umso wichtiger, als er seit dem Debakel seiner Partei bei den jüngsten Parlamentswahlen innenpolitisch arg geschwächt ist: Es bleiben ihm nur noch die Aussen- und die Verteidigungspolitik – in Frankreich sind die beiden Ressorts Chefsache, selbst wenn der Präsident keine Mehrheit mehr hat im Parlament. Und in diesen Fragen wird Macron, ein langjähriger Verfechter einer stärkeren europäischen Verteidigungspolitik, nun seine Akzente setzen wollen, gerade mit Trump im Weissen Haus.
Macrons Appell an die Europäer
Im vergangenen April hatte Macron in einer eindringlichen Rede an der Pariser Universität Sorbonne Europa dazu aufgefordert, seine Verteidigung auszubauen, auch im Hinblick eines möglichen Wahlsieges Trumps und eines verminderten Engagements der USA in Europa.
Im Nachhinein wirkt der Appell fast prophetisch. Macron verortete Europa in «Todesgefahr», wenn es sich nicht für die Zukunft rüste, auch bei seiner militärischen Wehrbarkeit. Wladimir Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine habe gezeigt, wie dramatisch die Lage tatsächlich sei.
Bei der Gelegenheit verwies Macron darauf, dass Frankreich seit dem Brexit die einzige Nuklearmacht der EU sei. Sein Land, sagte er, sei bereit, den Schirm über die ganze Union zu spannen. Kritiker monierten, Macron spiele sich auf, der französische Nuklearschirm allein reiche nirgendwo hin.
Er musste sich damals auch rechtfertigen, dass er die Eventualität einer Entsendung von Bodentruppen in die Ukraine thematisiert hatte. «Wenn wir immer nur unsere Grenzen ansprechen, sind wir nicht glaubwürdig, dann schrecken wir nicht ab», sagte er. In Frankreich wurde das als Breitseite gegen Scholz gewertet.
Die Furcht vor Zöllen auf Wein und Liköre
Wirtschaftlich fürchtet Frankreich eine mögliche Rückkehr des trumpschen Protektionismus etwas weniger als Deutschland, doch einige Exportzweige könnten unter Druck geraten: die Luftfahrt (von Airbus in Toulouse), Pharma, die Automobilbranche – und vor allem Wein und Liköre.
Die USA sind der wichtigste Kunde für alkoholische französische Getränke, mit einem Volumen von 3,6 Milliarden Euro im Jahr 2023. Erhebt Washington bald hohe Importzölle auf Weine und Liköre, dann wäre das ein harter Schlag für ein Geschäft, das bereits unter einer schrumpfenden Nachfrage im eigenen Land leidet.
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