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Pläne des französischen Präsidenten
Macron schafft Elite-Hochschule ab

Der Reformpräsident ist zurück: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. 
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Der Reformpräsident ist zurück. Am Donnerstag kündigte Emmanuel Macron vor Hunderten von Frankreichs höchsten Beamten, bei der «Conférence des Managers de l’État», wie es in schickstem Business-Französisch hiess, die Abschaffung der Verwaltungshochschule Ena an. Eine Entscheidung, die im Vorfeld vom Élysée «revolutionär» und «beispiellos» genannt wurde. An der École Nationale d’Administration (Ena) werden seit 1945 Frankreichs höchste Beamte ausgebildet. Zugang zur Hochschule erhält nur, wer die anspruchsvolle Aufnahmeprüfung besteht. Das System wurde von Charles de Gaulle erdacht, um Leistung und Intelligenz zu Kriterien für den Zugang zur Staatsspitze zu machen und nicht, wie bis dahin, allein Beziehungen über die Karriere entscheiden zu lassen.

Doch die Ena steht schon lange nicht mehr im Ruf, ein Instrument zur Schaffung von Chancengleichheit zu sein. Im Gegenteil. Ihre Absolventen rekrutieren sich grossteils aus einem homogenen Milieu der Bessergestellten, denen nach Besuch der Hochschule die exklusivsten Jobs garantiert sind. Als im Winter 2018/19 in ganz Frankreich die Gelbwesten auf die Strasse gingen, um ihre Wut über das politische System zu zeigen, von dem sie sich missachtet und vergessen fühlten, stand auch immer wieder die Ena in der Kritik. Es war eine Reaktion auf ebendiese Wut, als Macron im April 2019 verkündete, er werde die Ena abschaffen. Ein Versprechen, dass der Präsident nun mit zweijähriger Verspätung einlöst.

Die Kinder der Republik

Im Februar dieses Jahres hatte es noch so gewirkt, als sei Macron von seinen Plänen abgerückt. Er versprach, neue Zugangswege zur Ena zu schaffen, um so mehr soziale Durchmischung bei den Absolventen zu erreichen. Macron sagte damals über die Ena: «Kein Kind der Republik soll sich sagen, das ist nichts für mich.» Der «soziale Fahrstuhl», also der Aufstieg durch Leistung, für den die Ena in der Theorie stehen sollte, «funktioniert heute schlechter als noch vor 50 Jahren».

Diese Analyse, dass weite Teile des Landes sich von der führenden Elite des Staates abgehängt und nicht gesehen fühlen, machte Macron bereits 2017 als Kandidat. «Das heutige Frankreich ist geteilt und zerrissen. Auf der einen Seite das Frankreich der Metropolen, auf der anderen Seite das Frankreich, das wir ‹Peripherie› nennen. Diesem Frankreich der Peripherie fehlt oft die grundlegende Infrastruktur, öffentlicher Nahverkehr, Krippen, Kulturveranstaltungen.»

So schrieb es Macron in seinem Buch «Revolution», mit dem er sich für die Präsidentschaft bewarb. Macron sprach sogar konkret von einer «Revolte», die durch «die Sichtbarkeit sozialer Ungleichheiten» genährt werden könnte. Durch die Gilets jaunes kam es kurz darauf tatsächlich zu genau dieser Art von Aufstand. Nur dass die Gilets jaunes in Macron niemanden sahen, der ihre Lage verstand. Sondern das Symbol schlechthin für einen abgehobenen, arroganten Staatschef.

Macron selbst ist «Enarch»

Ob dieses Bild durch die Abschaffung der Kaderschmiede Ena zurechtgerückt werden kann, wird sich zeigen. Macron selbst ist «Enarch», sein erster Premierminister Édouard Philippe war es, ebenso dessen jetzt amtierender Nachfolger Jean Castex. Auch Wirtschaftsminister Bruno Le Maire und Europa-Staatssekretär Clément Beaune absolvierten die Ena. Macrons Spitzenkandidatin für die Europawahl 2019, Nathalie Loiseau, war sogar Direktorin der Ena. Es ist also nicht so, als würde Macron der Qualität der Ausbildung der Hochschule misstrauen.

An dem Grundprinzip einer zentralen Ausbildungsstätte für die wichtigsten Frauen und Männer der Verwaltung soll sich auch künftig nichts ändern. Die Ena soll durch das Institut du Service Publique, das Institut des öffentlichen Dienstes, ersetzt werden. Die neue Hochschule folgt laut Élysée derselben «Philosophie» wie Macron seit Amtsantritt: Es solle ein «menschlicherer Staat» geschaffen werden, der «näher am Bürger» arbeite.