Rückzieher bei Impfdeal Lonza-Präsident: «Ich möchte leicht korrigieren»
In einem Interview korrigiert Albert Baehny eine Aussage vom vergangenen Sonntag. Er habe dem Bund im Mai 2020 doch keine eigene Impfstoff-Produktionsstrasse in Aussicht gestellt.
Die Konfusion rund um den gescheiterten Impfstoffdeal zwischen Bund und Lonza wächst. In einem Interview, das am Sonntag erschienen ist, sagte Lonza-Präsident Albert Baehny, er habe im Mai angeregt, dass sich der Bund eine eigene Produktionslinie für Moderna-Impfstoff für 60 Millionen Franken sichert. Das sei «eine Option unter anderen denkbaren Möglichkeiten» gewesen, die er an einer Sitzung mit Bundesvertretern in den Raum gestellt habe. Baehny suggerierte damit, der Bund habe im Frühling 2020 eine grosse Chance auf eine rasche und selbst kontrollierte Versorgung mit Covid-Impfstoff verpasst.
Jetzt relativiert Baehny seine Äusserung vom Sonntag. In einem heute veröffentlichten Interview mit der «Rundschau» von SRF sagt er: «Ich möchte leicht korrigieren. Ich habe gefragt: Ist der Bund allenfalls interessiert, in Kapazitäten zu investieren?»
«Man hätte mit Moderna weiterverhandeln müssen, denn wir besitzen den Impfstoff ja nicht, der gehört Moderna.»
Eine Beteiligung an den Kapazitäten, stellt Baehny weiter klar, hätte dem Bund nicht automatisch einen Zugriff auf den in Visp produzierten Impfstoff ermöglicht. «Man hätte mit Moderna weiterverhandeln müssen, denn wir besitzen den Impfstoff ja nicht, der gehört Moderna.» Auf Nachfrage gibt sich Baehny überzeugt, dass Moderna damals an einer solchen Möglichkeit interessiert gewesen wäre.
Der gescheiterte Impfdeal zwischen dem Bund und Lonza beschäftigt die Öffentlichkeit seit mehreren Wochen. Umstritten war bisher insbesondere, was zwischen dem Bund und Lonza im Frühling 2020 genau gelaufen ist.
Differenzen kleiner geworden
Während es aus dem Umfeld von Lonza hiess, der Bund habe im Mai 2020 konkrete Angebote für eine staatliche Impfstoff-Produktionsstrasse in Visp ignoriert oder sogar abgelehnt, hat Alain Berset dies dementiert. «Es war nie eine Frage, eine Produktionslinie zu kaufen. Es wäre auch nicht möglich gewesen, Zugang zur Impfung von Moderna zu erhalten, indem wir mit Lonza verhandeln», sagte der Innenminister an einer Medienkonferenz Mitte März. (Lesen Sie hier, was ein Pharma-Jurist zu Bersets Aussagen meint.)
Am Sonntag noch schien es, als gebe es einen klaren Widerspruch zwischen den Aussagen von Baehny und Berset. Nach der Präzisierung Baehnys am Mittwoch sind die Differenzen kleiner geworden. Baehny selbst spricht im Interview mit der «Rundschau» von einem «Missverständnis». Das Interview wird heute Abend ausgestrahlt.
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