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Slalom-Gold für Loïc Meillard
Ein kurzer, inniger Moment mit der Freundin – und dann der riesige Coup

Loic Meillard feiert den Sieg im Herrenslalom bei den FIS-Alpine-Skiweltmeisterschaften 2025 in Saalbach, hebt seine Skier triumphierend über den Kopf.

Es ist ein kurzer, inniger Moment mitten im riesigen Trubel. Eine Umarmung über die Hürde einer Absperrung hinweg. Loïc Meillard herzt im Zielraum von Saalbach-Hinterglemm seine Lebensgefährtin Zoé Chastan, die auch Medienverantwortliche des Schweizer Skiverbandes ist. Dann geht sie ihren Weg, zurück zu den anderen Athleten – und er seinen, zurück Richtung weisse Manege, wo die Slalomfahrer einfahren, frenetisch empfangen von den Tausenden auf den Tribünen.

Meillard und Chastan führen seit Jahren eine Beziehung Seite an Seite – und im Winter eben doch oft aneinander vorbei. Meillard sagt es so: «Wir sehen uns oft, ohne uns wirklich zu sehen. Wir haben beide sehr viel zu tun und sind im Frühling jeweils froh, wenn wir mehr Zeit haben füreinander.»

Erst aber ist noch Winter. Und was für ein Winter das ist für das Schweizer Skiteam. Natürlich passt auch der Abschluss dieser WM perfekt dazu: Meillard steht nun in diesem Ziel von Saalbach und schaut gebannt auf die Leinwand. Dort sieht er den letzten Athleten starten, der ihm den riesigen Coup noch vermiesen kann. Clément Noël fährt langsamer los als er, und dann, bei einem Linksschwung, fädelt der gross gewachsene Franzose ein.

Meillard fasst sich an den Helm, lächelt gleich danach in den Nachmittagshimmel, kniet sich hin und klatscht schliesslich mit Atle Lie McGrath und Linus Strasser ab, dem Norweger und dem Deutschen, die ihn aufs Podest begleiten. Dort stehen sie links und rechts von ihm, Meillard in der Mitte, als Sieger dieses letzten WM-Rennens, als Slalomweltmeister.

Loic Meillard, Weltmeister im Slalom bei der Alpine Ski-WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm, steht mit seiner Freundin Zoe im Zielbereich.

Bei der Siegerehrung fliessen keine Tränen, es würde irgendwie auch nicht passen zum 28-Jährigen, der immer so beherrscht wirkt, die Emotionen aber sind in seinen Augen dennoch abzulesen, immer wieder macht er sie für mehrere Sekunden zu.

Meillard schliesst geradezu überragende Titelkämpfe für die Schweiz mit der fünften Goldmedaille ab, mit dem 13. Podestplatz, erfolgreicher war in der 94-jährigen WM-Geschichte nur die Wunderdelegation von 1987 in Crans-Montana um Pirmin Zurbriggen, Peter Müller, Maria Walliser, Erika Hess und Vreni Schneider.

Gold – 75 Jahre nach Georges Schneider

Es passt so gut zu diesen zwei Wochen im Salzburgerland, dass auch Meillard am letzten Wettkampftag Sporthistorisches schafft: Er wird direkter Nachfolger von Georges Schneider, der 1950 in Aspen letzter Schweizer Slalomweltmeister wurde. Es war in einer anderen Epoche, in einer anderen Zeitmessung. Seither gab es noch ganze drei Medaillen zu bejubeln für die Schweizer in dieser Disziplin, letztmals Silber durch Silvan Zurbriggen 2003 in St. Moritz.

Und jetzt also steht Meillard ganz oben, er, der in all den letzten Jahren so fantastisch und traumwandlerisch sicher Ski gefahren ist – und irgendwie doch immer im Schatten anderer stand. Allen voran in jenem von Marco Odermatt. Mal für Mal schnappte ihm der Nidwaldner den Sieg weg. Zuletzt Mitte Januar in Adelboden, wo Meillard zur Halbzeit führte – und sich dann mit Rang 2 begnügen musste. Dass Odermatt hinterher sagte, er habe fast ein wenig ein schlechtes Gewissen, dürfte Meillard nur noch mehr angestachelt haben.

In Saalbach geht alles auf für den Bruder von Slalom-Ass Mélanie Meillard. Nicht nur an diesem Sonntag, überhaupt in dieser eng getakteten zweiten Wettkampfwoche. Am Mittwoch holt er zusammen mit Abfahrts-Shootingstar Franjo von Allmen Gold in der Teamkombination, am Freitag gibt es im Riesenslalom Bronze hinter Raphael Haaser und Teamkollege Thomas Tumler. Und jetzt also noch Gold in der Sparte, in der gleich ein Dutzend Athleten infrage kommen für die Medaillen.

Meillard fasst seine Hatz von Podest zu Podest so zusammen: «An einer WM zählt nur die Medaille. Ich habe in jedem Rennen eine geholt, das ist einfach genial – und ziemlich perfekt.» Slalomgold sei «richtig schön, ein Traum, der in Erfüllung geht». Und: Es ist alles andere als selbstverständlich.

Die Rückenprobleme zum Saisonstart

Meillard hat zu Beginn des Winters mit Rückenproblemen zu kämpfen, beim Einfahren für den Saisonauftakt in Sölden erwischt er einen Schlag und verzichtet auf das Rennen. Die Untersuchungen ergeben einen Riss in der Hülle einer Bandscheibe. Es ist eine schmerzhafte und mitunter langwierige Verletzung. Meillard startet im Slalom dennoch solid in die Saison, im Riesenslalom allerdings sehr zaghaft.

Odermatt, der seinen Landsmann als ersten Gegner im Kampf um den Gesamtweltcup ausgemacht hat, sagt im Dezember: «Eigentlich nannte ich ja immer Loïc als grössten Konkurrenten, aber der hat jetzt ähnliche Schwierigkeiten im Riesenslalom wie ich.» Jüngst hat sich Meillard auch in dieser Disziplin gesteigert – bis zu WM-Bronze. Und in der Gesamtwertung ist er auch schon wieder Dritter, nur knapp hinter Henrik Kristoffersen.

Eine kontroverse Entscheidung scheint damit im Rückblick wortwörtlich goldrichtig gewesen zu sein: 2022 plädierten die Trainer dafür, dass sich Meillard aus dem starken Riesenslalomteam um Odermatt, Tumler und Gino Caviezel verabschiedet und sich den Slalom-Assen um Daniel Yule und Marc Rochat anschliesst. Meillard sagte damals: «Der Wechsel tut weh. Das Riesenslalomteam ist für mich wie eine Familie.» Der Eindruck damals: Man wollte Meillard auch von Odermatt lösen, an dem er sich manchmal fast schon aufzureiben schien. Doch egal, was zu dieser Massnahme führte: Es fruchtet nun, gerade in dieser meillardschen Traumwoche.

Meillard kam dabei entgegen, dass er nach dem letzten Rennen, dem Slalom in Schladming Ende Januar, eine Wettkampfpause von zwei Wochen hatte. «Ich hatte Ruhe, konnte mich gut erholen und erlebte wieder Trainingstage, die mir Spass machten. Es half, um hier an den Start zu gehen und es einfach zu geniessen», sagt er. Am Mittwoch, beim Gold in der Teamkombination, habe er gar nicht richtig gemerkt, dass er einen Titel gewonnen habe, sagt Meillard, der nun schon sechsmal auf dem Podest eines WM-Rennens stand. «Es waren so viele Schweizer um mich, das war das Schönste an diesem Tag.» Es gab einen Dreifachsieg, sechs Medaillen also. Nun ist Meillard selbst doppelter Goldjunge und sagt: «Es wird schwierig, diese WM zu toppen. Es ist einfach nur genial, Teil dieses Teams zu sein.»

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Schweizer Slalom-Erfolge an Weltmeisterschaften

Man glaubt es kaum, aber in den letzten 70 Jahren hat die Schweiz im Slalom gerade einmal drei WM-Medaillen gewonnen. 1980 holte Jacques Lüthy in Lake Placid Bronze, es waren aber eigentlich Olympische Spiele, die damals auch noch als Weltmeisterschaften galten. 1996 in der Sierra Nevada fuhr Michael von Grünigen auf Rang 3, 2003 in St. Moritz verblüffte Silvan Zurbriggen mit der Silbermedaille. Den letzten WM-Titel im Slalom gab es 1950 in Aspen, als Georges Schneider reüssierte. Der Neuenburger verstarb später bei einem Jagdunfall.

Das Schweizer Quartett

Auch im letzten Rennen dieser Titelkämpfe hat die Schweiz Medaillenanwärter am Start. Loïc Meillard ist in dieser Saison schon viermal auf dem Slalom-Podest gestanden, in der Disziplinenwertung liegt er auf Rang 3. Daniel Yule und Tanguy Nef können zwar noch keinen Top-3-Platz vorweisen in diesem Winter, die Form aber passt. Und Marc Rochat, der bis Anfang Januar überhaupt nicht auf Touren kam, überzeugte am Mittwoch mit einem starken Lauf in der Team-Kombination -- mit Stefan Rogentin holte er Bronze.

Herzlich willkommen

Um 9.45 Uhr geht es los mit dem ersten Lauf des WM-Slaloms. Verfolgen Sie das Rennen im Liveticker.