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Ski-WM: Riesenslalom der Männer
Ein Österreicher siegt vor zwei Schweizern – und im TV wird gegen Odermatt gestichelt

Loic Meillard und Thomas Tumler feiern im Zielbereich des Riesenslaloms bei der FIS Alpinen Ski-WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm.

Irgendwie mag dieser Raphael Haaser nicht ganz zu der Stimmung passen, die herrscht im Zielstadion von Saalbach-Hinterglemm – und allmählich zu überborden droht. Da johlt die Masse erst «Oh, wie ist das schön» und später die Zeilen des Lieds «Major Tom»: «Völlig losgelöst!»

Und der Mann, wegen dem die Tausenden gerade mental mit Major Tom in der Rakete sitzen und Richtung Himmel fliegen? Läuft von Mikrofon zu Mikrofon und redet, als hätte er einen Wadenkrampf zu erklären.

Dabei ist Haaser das: Weltmeister im Riesenslalom, Überraschungs-, nein, Sensationssieger. Ein 7. Rang, das war das Beste, was der Tiroler bislang zustande brachte in dieser Disziplin. Und jetzt schlägt er die gesamte Elite an dem Tag, an dem er vor Heimpublikum nichts zu verlieren hat. «Ich weiss nicht, was ich sagen soll, es ist der Wahnsinn, es ist gewaltig», sagt Haaser, als würde er zu diesen Superlativen gedrängt. Seine monotone Stimme gibt die Euphorie seiner Worte nicht im Ansatz wieder. «Ich habe mir gesagt, dass nur der erste, zweite und dritte Rang etwas zählen – das klingt hart: So gut platziert war ich noch gar nie.»

Die Geschichte des 27-Jährigen ist auch wegen der jüngsten Vergangenheit eine spezielle. Mitte Dezember stürzte Haaser beim Riesenslalom in Val-d’Isère beinahe und musste wegen eines stark überdehnten Kreuzbandes pausieren. Erst in Kitzbühel vor drei Wochen kehrte er zurück – mit Rang 2 im Super-G hinter Marco Odermatt.

Der grosse Schreck für die Familie Haaser

Und dann begann diese WM im Salzburgerland für die Haasers erst noch schlechtestmöglich. Ricarda Haaser, die Schwester von Raphael, erleidet im Super-G einen Kreuzbandriss. Die Reaktion ihres Bruders tags darauf: Er holt Silber im Super-G hinter Odermatt. Und nun also lässt er Gold folgen.

Haaser sorgt damit nicht nur für rot-weiss-roten Freudentaumel, er verhindert den nächsten Schweizer Dreifachsieg, indem er Thomas Tumler, Loïc Meillard und Marco Odermatt auf die Plätze verweist. Darüber ist man beim österreichischen Fernsehsender ORF offensichtlich besonders glücklich.

Erst musste sich schon Timon Haugan als Führender des ersten Laufs anhören, er könne noch verhindern, dass die Schweizer nach Super-G (Odermatt), Abfahrt (Franjo von Allmen) und Teamkombination (von Allmen/Meillard) erneut Gold gewinnen. Nach seinem Wunderlauf ist es Haaser, der vom Moderator diese Spitze Richtung Schweizer Team und vor allem Superstar Odermatt hört: «Sie haben jetzt Gold und Silber geholt – Odermatt hat nur Gold. Was sagen Sie zu dieser Bilanz?» Als ob das oberste Ziel eines Rennfahrers wäre, einfach mehr Medaillen zu gewinnen als der Nidwaldner. Haasers durchaus souveräne Antwort: «Er hat dafür sonst schon mehr gewonnen als ich.»

Aber an diesem Tag, da geht Odermatt leer aus. Es ist eigentlich verrückt. Von den letzten 19 Riesenslaloms hat der Nidwaldner sagenhafte 15 gewonnen. Dass er nun Bronze um sieben Hundertstel verpasst, schmerzt den 27-Jährigen. «Natürlich ist das enttäuschend. Ich, mit meiner Geschichte, kann nicht zufrieden sein mit einem vierten Platz in einem Riesenslalom. Ich habe versucht, Vollgas zu geben, leider ist mir vor der Fläche ein grosser Fehler unterlaufen, der viel Tempo kostete.»

Odermatt opferte die Teamkombination

Was ihn besonders ärgert: Er hat auf einen Auftritt in der Teamkombination am Mittwoch verzichtet, um für den Riesenslalom zu trainieren, «ich habe sie geopfert, um jetzt eine Medaille zu holen. Das tut nun doppelt weh.»

Am Mittwochnachmittag stand Odermatt im Zielraum an vorderster Front, als es den Schweizer Dreifachsieg seiner Teamkollegen zu bejubeln gab. Nun, sagt Odermatt, dürfte er wohl etwas länger brauchen, um sich für sie zu freuen: für Tumler, der Silber holt, und Meillard, der Bronze gewinnt.

Die Reaktionen der Schweizer sind überhaupt bemerkenswert, die Trainer und Betreuer verwerfen die Hände, als Haaser die Führung übernimmt und ihre Athleten danach knapp an der Zeit scheitern. Klar. Aber dass es letztlich dennoch zwei Medaillen gibt? Es scheint hingenommen zu werden.

Das zeigt nur, wie erfolgsverwöhnt das Schweizer Männerteam ist, das nun schon acht Medaillen gewonnen hat von insgesamt zehn der Schweizer Delegation. Die anderen zwei: die beiden Silbermedaillen des Teamevents und in der Teamkombination der Frauen durch Wendy Holdener und Lara Gut-Behrami.

Viel Geduld mit Thomas Tumler

Für Tumler, der schon beim Team-Silber zur Eröffnung dieser WM dabei war, ist es ein wunderbarer Tag. Es ist eine Krönung eines Wegs, der eigentlich schon zu Ende schien. Vor vier Jahren stürzte der Bündner im Training und erlitt einen Bandscheibenvorfall, der operiert werden musste. Die Rückkehr war kompliziert, die Resultate kamen nicht wie gewünscht, in der Folge bestritt Tumler 2022 in Wengen seinen letzten Super-G und setzt seither nur noch auf den Riesenslalom. «Die Verletzung hat, so blöd es tönt, gut getan. Ich war lange ungeduldig und dachte, es müsse alles schneller gehen. Die Verletzung holte mich zurück und zeigte mir, welches Privileg ich habe», sagt Tumler. Und: «Es ist auch schön, das Vertrauen von Swiss-Ski gespürt zu haben. Man hätte mich vor drei Jahren auch aus den Kadern kicken können.»

Doch die Betreuer glaubten an Tumlers Durchbruch, er sei ohnehin schon immer einer gewesen, der etwas länger gebraucht habe für alles, sagt er selbst. Im letzten Dezember dann machte er sich mit seinem Triumph in Beaver Creek erstmals zum Weltcupsieger. Und jetzt also ist er bester Schweizer in diesem WM-Riesenslalom und Silbermedaillengewinner, weil er nach einem Fehler im oberen Teil alles riskiert hat. «Es war am Limit», sagt Tumler, «letzte Rille». Es geht voll auf. Mit 35 erlebt Tumler seinen bisherigen Karrierehöhepunkt.

Meillard, der mit ihm aufs Podest steigt, ist sieben Jahre jünger – und deutlich weniger euphorisch. Er hat ein besseres Resultat mit einem zaghaften Mittelteil vergeben. «Es ist eine kleine Enttäuschung», sagt Meillard. «Ich hätte mehr attackieren müssen.» Er versucht nun, sich am Samstag so gut wie möglich zu erholen, am Sonntag gehört er auch im Slalom zu den Favoriten. Reicht die Kraft dafür aus nach dieser Woche, die ihm Gold in der Teamkombination und Bronze im Riesenslalom eingebracht hat? Meillard sagt: «Ich muss nur zweimal eine Minute Gas geben, den Rest nehme ich gemütlich.»

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Der Ticker zum Nachlesen – Loïc Meillard im Interview

Der Schweizer sagt: «Restlos zufrieden bin ich nicht, es ist sicher eine kleine Enttäuschung da. Es wäre mehr dringelegen. Unten habe ich sehr viel Zeit verloren. Aber Saalbach und ich, das passt schon. Jetzt bin ich müde, aber am Sonntag werde ich genug Energie haben, um noch zweimal Gas zu geben im Slalom.»

Thomas Tumler im Interview

Der Schweizer sagt gegenüber SRF: «Meine Fahrt war voll am Limit, ich dachte unterwegs schon, jetzt ist alles vorbei. Dann riskierte ich alles, es ist super aufgegangen. Es gibt einfach kein Taktieren in einem WM-Rennen. Ich bin so glücklich, das Podest war mein grosses Ziel. Ein vierter oder fünfter Platz hätte überhaupt nichts gebracht. Ich musste 35 werden für diesen Erfolg, aber ich habe immer länger gebraucht, für alles, schon in der Schule früher.»

Die Schweizer Medaillengewinner

Thomas Tumler holt wie im Teamevent Silber. Noch vor zwei Jahren wäre für verrückt erklärt worden, wer solch ein Ergebnis vorausgesagt hätte. Der 35-Jährige kämpfte lange mit Verletzungen, er überlegte sich mehrmals, alles hinzuschmeissen und aufzuhören. Letzte Saison aber startete der Bündner durch, mittlerweile hat er auch schon ein Weltcuprennen gewonnen. Platz 2 heute aber ist dennoch sein grösster Erfolg. Loïc Meillard wiederum verpasste zwar den Sieg mit einem einem fehlerhaften zweiten Streckenteil in der Entscheidung, mit Bronze darf er aber dennoch zufrieden sein. Und im Slalom vom Sonntag wird er nochmals angreifen, da wird er wieder zu den Favoriten gehören.

Marco Odermatt

Der Super-G-Weltmeister hat heute Pech: Nach einem fehlerhaften zweiten Lauf wird er nur Vierter. Er verpasst Bronze um nur sieben Hundertstel.

Der neue Weltmeister

Raphael Haaser lässt die einheimischen Fans ausflippen! Ein Weltcup-Rennen hat er noch nie gewonnen, nun gewinnt er sensationell Gold. Und dabei startete er nur mit Nummer 22.

Schweizer Medaillen 9 und 10

Und wieder überzeugen die Schweizer. Tumler und Meillard holen die Medaillen 9 und 10, es sind schon zwei Rennen vor Schluss die zweitbesten Titelkämpfe aus Schweizer Sicht. Nur in Vail 1989 (11) und in Crans-Montana 1987 (14) war der helvetische Verband noch erfolgreicher. Die Schweizer Männer haben nun schon acht Medaillen gewonnen – so viele wie nie.

1. – Timon Haugan

Und Haugan patzt tatsächlich! Er fällt auf Rang 7 zurück. Der Weltmeister heisst Raphael Haaser. Und die Schweiz gewinnt dank Thomas Tumler und Loïc Meillard Silber und Bronze.

2. – Loïc Meillard

Gibt es denn so etwas! Oben fährt er überragend, hat einen riesigen Vorsprung. Doch in der zweiten Streckenhälfte büsst Meillard alles ein, er fällt gar hinter Thomas Tumler auf Rang 3 zurück. Tumler hat also eine Medaille auf sicher, Odermatt verpasst diese sicher. Und Meillard? Muss nun auf einen Patzer von Haugan hoffen.

3. – Marco Odermatt

Am Start hat er ein Lächeln auf den Lippen. 38 Hundertstel Vorsprung nimmt Odermatt mit auf den Weg, aber das reicht dem Titelverteidiger nicht. Odermatt fällt auf Platz 3 zurück, noch hinter Tumler. Will heissen: Haaser hat die Medaille auf sicher.

4. – Alexander Steen Olsen

Der österreichische Schnee liegt dem Norweger, er gewann in diesem Winter die Rennen in Sölden und Schladming. Steen Olsen, der immer wieder Knieschmerzen bekundet, scheidet kurz vor dem Ziel aus.

5. – Raphael Haaser

Chapeau, Raphael Haaser. Der Österreicher war sechs Wochen verletzt, dann holt er Super-G-Silber und übernimmt nun die Führung. Und nicht zu vergessen: Im ersten Lauf startete er mit der ungünstigen Nummer 22.

6. – Luca De Aliprandini

Der Verlobte von Michelle Gisin hat gegen Tumler keine Chance. Er fällt auf Platz 5 zurück. War Tumlers Fahrt gar der Angriff in Richtung Medaille?

6. – Thomas Tumler

Zeitgleich mit Luca De Aliprandini war Tumler im ersten Lauf Sechster. Bei der zweiten Zwischenzeit liegt er eine halbe Sekunde voraus, trotz einigen Fehlern danach baut er den Vorsprung noch aus. Tumler übernimmt mit 55 Hundertsteln Vorsprung die Spitze!

8. – Marco Schwarz

Bronze holte er 2021 in Cortina, Bronze gewann er vor zwei Jahren in Courchevel. Und heute? Übernimmt er immerhin einmal die Führung. Trotz einem nicht fehlerfreien zweiten Lauf rettet er fünf Hundertstel Vorsprung ins Ziel.

9. – Henrik Kristoffersen

Das Material funktioniere im Riesenslalom viel besser als im letzten Winter, sagt der Norweger. Der Riesenslalom-Weltmeister von 2019 in Are muss sich aber mit Platz 2 begnügen, das wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts mit der Medaille.

10. – Thibaut Favrot

Wir sind bei den Top 10 des 1. Laufs angelangt. Favrot zeigt eine solide Fahrt, er übernimmt mit knapp vier Zehnteln Vorsprung die Spitze. Im Ziel jubelt er ausgelassen. Aber der Angriff Richtung Podest war das eher nicht.

11. – River Radamus

Nach dem Durchbruch im letzten Winter tut sich der Amerikaner in dieser Saison etwas schwerer. Im WM-Rennen gelingt der Befreiungsschlag nicht. Radamus wird nur Achter. Die Abstände sind gering, sein Rückstand beträgt lediglich 43 Hundertstel.

12. – Filip Zubcic

In diesem Winter ist der Kroate schon Vierter, Fünfter und Sechster gewesen. Nur ganz nach vorne hat es ihm nie gereicht. Daran ändert sich heute nichts – im Gegenteil. Zubcic fährt auf Zwischenrang 4. Es ist eine grosse Enttäuschung.

13. – Atle Lie McGrath

Wie Kranjec missglückte auch McGrath der erste Lauf. In der Entscheidung fährt er ganz oben äusserst stark, begeht dann aber einen schweren Fehler. Er rettet vier Hundertstel Vorsprung ins Ziel. Aber auch das war nicht der Angriff nach ganz vorne.

14. – Zan Kranjec

Der Slowene gehört zu den Top 7 der Riesenslalom-Weltrangliste, insofern war sein Auftritt im ersten Lauf mit Platz 14 eine Enttäuschung. Kranjec, Olympia-Zweiter hinter Odermatt 2022 in Peking, übernimmt ganz knapp die Führung, realisiert aber nur die elftbeste Laufzeit. Slowenien hat noch nie eine WM-Medaille im Riesenslalom gewonnen. Das wird sich heute nicht ändern.