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Sparprogramm ausgehandelt
Lohneinbussen und weniger Ferien für Swiss-Kabinenpersonal

Kampf um die Arbeitsbedingungen: Ein Crewmitglied der Swiss bereitet einen Flug nach London für die Landung vor.
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Im Kampf um das Überleben der Swiss müssen sich die rund 4000 Mitglieder des Kabinenpersonals auf schmerzhafte Einschnitte gefasst machen. Der Sparplan, den die Airline mit der Gewerkschaft Kapers ausgehandelt hat, sieht neben Lohnsenkungen auch das Streichen von Ferientagen vor. Zudem werden die Crews auf Langstreckenflügen personell ausgedünnt und fliegen öfter.

Diese sind die Eckpunkte der Einigung zwischen der Swiss und der Kabinenpersonalgewerkschaft Kapers, die dieser Zeitung vorliegt. Kapers und Swiss veröffentlichten am Freitagabend zudem je Medienmitteilung, bei der sie die Einigung zu den Sparplänen ankündigten, ohne aber Details dazu nennen. «Der Swiss erlaubt das gesamte Sparpaket bis Ende 2023, im Schnitt 10 Prozent beim Kabinenpersonal einzusparen», teilte Kapers lediglich mit.

Weniger Begleiterinnen auf der Langstrecke

Die Sparanstrengungen betreffen die kommenden drei Jahre. Den grössten Sparbrocken wird eine Ausdünnung der Crewbesatzungen auf der Langstrecke liefern. So soll die Swiss ab kommendem März Destinationen wie Hongkong, Singapur oder San Francisco mit mindestens einem Flugbegleiter weniger anfliegen. Beispiel: Bei einer Boeing 777 kümmern sich normalerweise 14 Kabinencrewmitglieder um die Passagiere. Ab März werden es nur 13 sein.

Zudem sollen die Crews schneller rotieren. Statt wie sonst nach einem Langstreckenflug nach Hongkong zwei Nächte vor Ort zu bleiben, verkürzt sich der Aufenthalt auf nur noch eine Nacht. Das heisst: Weniger Personal braucht vor Ort weniger Hotelnächte und fliegt stattdessen häufiger. Das spart Geld.

Schmerzhafte Lohneinbussen

Dennoch kommt es zu Lohnkürzungen: Ab März bis August 2021 will die Swiss die Kurzarbeitsgehälter von Mitarbeitenden, die weniger als 4000 Franken beziehen, nicht mehr auf 100, sondern nur noch auf 95 Prozent aufstocken.

In den Monaten nach Auslaufen der Kurzarbeit ab September bis Dezember 2021 müssen sich dann alle Crewmitglieder auf Lohneinbussen einstellen. Es gilt das Prinzip: «Wer mehr fliegt, kriegt mehr Lohn.»

Ein Beispiel hierzu: Fliegt eine Flugbegleiterin 100 Prozent ihrer geplanten Einsätze, bekommt sie dennoch nur 95 Prozent ihres Lohns. Kann sie dagegen nur 30 Prozent ihrer Einsätze wahrnehmen, fällt der Lohn um maximal 10 Prozent auf 90 Prozent. Einen grösseren Abschlag soll es nicht geben.

Kein 13. Gehalt mehr

Weitere Einschnitte folgen: So fällt 2022 für ein Jahr das 13. Monatsgehalt für die Kabinenchefs weg. Für die gesamte Kabinencrew werden die Ferien um bis zu zwei Tage reduziert. Und im Jahr 2023 wird für alle Betroffene ein sonst anstehender Salärschritt aufgeschoben.

Die Gewerkschaftsmitglieder müssen dem Sparplan noch zustimmen. Erforderlich ist eine Zustimmung von zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen. Die Abstimmung dürfte vermutlich erst im Januar stattfinden.

Die Verantwortlichen der Gewerkschaften versuchen ihren Mitgliedern diese bittere Pille damit zu versüssen, dass die Sparmassnahmen «klar zeitlich begrenzt» sind. Für die Zeit danach soll es einen neuen Gesamtarbeitsvertrag geben, der wieder Verbesserungen bringe und zu dessen Abschluss die Swiss weiterhin bereit sei, wenn sie jetzt in der Krise auf die Solidarität der Kabinencrews setzen könne.

Das Sparpaket soll mithelfen, dass die Swiss keine Entlassungen aussprechen muss. Der geplante Abbau von 1000 Stellen soll über Frühpensionierungen und die natürliche Fluktuation gelingen. Laut Swiss soll sowohl der Personalabbau wie das Sparpaket bei der Kabinencrew die Kosten um je 10 Prozent pro Jahr senken.

Wenn der Plan nicht reicht

Ob das reicht, entscheidet sich im Frühling des nächsten Jahres. Sollten dann dennoch Kündigungen nötig werden, hat sich Kapers bereits mit der Swiss auf Eckpunkte für einen Teil-Sozialplan geeinigt. Er betrifft jene Mitarbeiter, die erst zwischen einem und drei Jahren bei Swiss auf dem Lohnzettel stehen. Sprich, wer als Letzter angeheuert hat, muss als Erster wieder gehen.

Den Planungen zufolge sollen die Betroffenen in der Kündigungsfrist den vollen Lohn plus einmalig 2000 Franken pro Kind bekommen. Weitere Zahlungen sind nicht vorgesehen.

Jahresverlust in Sicht

Wegen der Reisebeschränkungen ist das Geschäft der Swiss eingebrochen: In den ersten neun Monaten hat die Lufthansa-Tochter 70 Prozent weniger Passagiere als im Vorjahreszeitraum befördert. Operativ fiel Verlust von rund 415 Millionen Franken an. Pro Tag verliert derzeit die Swiss 1,5 bis 2 Millionen Franken. Dank der Bundeshilfen und der Bankkredite sei die Liquidität nicht gefährdet, hatte Finanzchef Markus Binkert versichert.