Tiefpunkt in RumänienDringend vermisst: Schweizer Nationalteam
Die Schweiz verabschiedet sich mit einem 0:1 in Bukarest aus der Qualifikation zur EM. Damit ist die Position von Nationaltrainer Murat Yakin noch geschwächter als sowieso schon.
So verabschiedet sich die Schweiz also aus dieser Qualifikation zur Europameisterschaft. Nicht mit noch einem Unentschieden. Nein, zum Ende streut sie eine Niederlage ein. Vielleicht ist das ganz gut, weil jetzt niemand mehr erzählen muss, dass die Schweizer ungeschlagen an die Endrunde gekommen sind.
Nein, diese Schweizer taumeln geschlagen und angeschlagen in Richtung Deutschland. Und wer sie an der Hand nehmen soll und ihnen den Weg weisen, das muss nach diesem Abend in Bukarest offener sein denn je.
Eigentlich wäre es die Aufgabe von Nationaltrainer Murat Yakin, aus diesen Bruchstücken und Einzelmasken wieder ein funktionierendes Gefüge zu bilden. Aber ob er das noch kann und ob er das noch darf?
Es ist die Millionen-Franken-Frage, die Pierluigi Tami und Dominique Blanc jetzt beantworten müssen. Der Direktor der Nationalmannschaften und der Präsident des Schweizerischen Fussballverbandes. Diese Redaktion hat schon nach dem 1:1 gegen Israel geschrieben, dass sie nicht mehr daran glaubt, dass unter Yakin eine Wende zum Besseren gelingen kann.
Einmal durchgemischt
In Bukarest mischt der Nationaltrainer bei seiner Aufstellung einmal durch. Er setzt erst zum zweiten Mal in dieser Kampagne auf eine Dreierabwehr. Er lässt im Zentrum Michel Aebischer für Remo Freuler spielen. Dan Ndoye ist für die rechte Aussenbahn zuständig. Und im Tor darf Yvon Mvogo beweisen, dass es ihn immer noch gibt. Und Granit Xhaka? Der spielt neben Aebischer auf der Sechserposition. Also dort, wo es ihn mit all seinem Verlangen hinzieht.
Ist damit alles gut in dieser Schweizer Nationalmannschaft? Natürlich nicht. Wie soll es auch nach einer Qualifikation mit derart vielen Holperern und Stolperern, mit öffentlichen Auseinandersetzungen und höchstens halbwegs ausgeräumten Missverständnissen?
Es gibt so etwas wie ein Schweizer Aufbäumen nach dem 0:1 durch Denis Alibec in der 50. Minute. Das immerhin. Noah Okafor und Ruben Vargas vergeben gute Chancen. In der 96. scheitert Filip Ugrinic mit einem Weitschuss.
Über grosse Teile aber bleibt das Spiel der Schweizer fast schon quälend langsam. Wie zäher Kaugummi zieht sich ihr Spielaufbau dahin. Ganz so halt, wie sich diese Qualifikation seit dem ersten Spiel gegen Rumänien angefühlt hat.
Das ist nicht das «befreite Aufspielen», auf das Yakin am Tag vor dem Spiel gehofft hat. Es ist kein Plädoyer für diese Formation. Es ist kein Befreiungsschlag für den medial angezählten Trainer. Es ist einfach über weite Strecken … nichts.
Das Team hat sich verloren
Nichts, ausser ein weiteres Plädoyer dafür, dass irgendetwas passieren muss mit dieser Schweizer Nationalmannschaft. Dass sie sich irgendwo in den letzten paar Minuten im Hinspiel gegen Rumänien verloren hat. Und seither auf der verzweifelten Suche nach sich selber ist.
Dringend vermisst: Schweizer Nationalmannschaft. Signalement: selbstbewusstes Auftreten, sichere Siege gegen kleinere Nationen, Aspiration auf grosse Taten. Sachdienliche Hinweise werden entgegengenommen vom Schweizerischen Fussballverband in Muri bei Bern.
Neben dem grundsätzlichen Gefühl, mit dem sich die Schweizer aus dieser Qualifikation verabschieden, ging es gegen Rumänien noch um etwas anderes: Darum, in welchem Topf das Zettelchen mit der Aufschrift «Switzerland» am 2. Dezember landet, wenn in Hamburg die Gruppen der Endrunde ausgelost werden.
Nach dem 1:1 gegen Kosovo hatte Yakin die Einteilungsfrage als unerheblich abgestempelt: «Es ist nicht so wichtig, in welchem Topf wir landen.» Am Tag vor der Partie in Bukarest hatte der Gruppensieg für ihn dann doch einen «hohen Stellenwert».
Und als die Partie vorbei ist, wirkt Topf 4 plötzlich erstrebenswerter als Topf 2. Weil in diesem Sammelbecken der vermeintlich Schwächsten nun auch die Italiener und die Serben landen, denen die Schweizer an der Endrunde vielleicht gar nicht mal so ungern aus dem Weg gehen.
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Aber vermutlich hat Yakin mit seiner ersten Aussage recht: Spielen die Schweizer so wie in dieser EM-Qualifikation, ist es wirklich egal, aus welchem Topf sie gezogen werden. Aber nicht, weil sich die Gegner vor den Schweizern in Acht nehmen, wie das Yakin sagt. Sondern, weil sie es gegen jeden Endrundenteilnehmer schwer haben werden.
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«Das isch de Fuessballer Moldovan gsy»
Heute gibt es bei den Rumänen den Goalie Moldovan, einst gab es in der Schweiz den Fussballer Moldovan. Aber sehen Sie selbst (unten) und lesen Sie hier mehr zum legendären Betrugsfall:
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20’
Erst leistet sich Aebischer einen Fehler, Goalie Mvogo muss erstmals eingreifen. Dann gibt Xhaka gleich den Ball wieder her. Die Rumänen werden etwas stärker – und das Publikum honoriert das sofort.
19’
Okafor hat einen linken Fuss, Shaqiri hat nur einen linken Fuss. Nach dem Corner versucht dieser es mal mit rechts, dabei kommt ein ungenaues Flänkchen heraus.
18’ erste Chance für die Schweiz
Okafor wird vor dem Strafraum angespielt, er legt sich den Ball auf den linken Fuss und zieht ab, Moldovan pariert: Eckball für die Schweiz.
Garcia…
… spielt hier einen Querpass vor dem eigenen Strafraum durch. Einer, der allen Juniorencoaches die Haare zu Berge stehen lässt. Aber der Linksverteidiger von YB hat Glück, die Rumänen können den Ball nicht abfangen.
12’
Foul an Shaqiri, dieser schnappt sich den Ball für die Freistoss-Ausführung gleich selbst. Seine Flanke führt zum Abstoss, harmlos.
Die Schweiz startet dominant
Auch heute hat das Team von Yakin wieder viel Ballbesitz, in den ersten zehn Minuten ganze 79 Prozent.
8’
Garcias Flanke wird zum Corner geklärt. Erster Eckball für die Schweiz, Shaqiri tritt diesen. Es kommt keine Gefahr auf, zur Erinnerung: Gegen den Kosovo kamen die Schweizer am Samstag zu 14! Cornern, ohne nennenswertes Ergebnis.
5’
Schöne Verlagerung von Rodriguez auf Shaqiri. Der versucht es mit einem Schlenzer aus spitzem Winkel, kein Problem für Goalie Moldovan.
Schon eine erste Gelbe
Okafor wird nach zwei Minuten gleich rüde gefoult, die Folge: die Gelbe Karte für Marius Marin.
Ein kurzer Kontrollblick
Tatsächlich ist es bei der Schweiz eine defensive Dreierreihe, mit Elvedi im Zentrum. Die Position links, zentral könnte Rodriguez durchaus behagen. Weil dort seine Tempo-Defizite weniger zur Geltung kommen könnten.
1’ Anpfiff
Der italienische Schiedsrichter Davide Massa pfeift, die Partie läuft. Wir sind gespannt.
Die Teams betreten den Platz…
… in der wunderbaren Arena Naționala von Bukarest, die Platz für 55’000 Fans bietet. Jetzt laufen die Hymnen, gleich geht es hier los.
Das sagt Yakin:
Zu Goalie Mvogo: Da steht der Teamgedanke dahinter. Yvon hat sich das verdient, alle unsere Goalies bringen Topleistungen. Die Rochade ist mit Yann Sommer abgesprochen.
Zur Dreierabwehr: Auf der rechten Seite mussten wir nach der Sperre von Edimilson Fernandes umstellen. Nun haben wir dort zwei Offensive. Ich erhoffe mir, dass Ndoye und Shaqiri über die rechte Seite Druck machen.
So spielt die Schweiz
Die offizielle Schweizer Aufstellung ist mit Vorsicht zu geniessen. Tatsächlich dürfte Yakin auf ein 3-4-3 setzen, mit einer Dreierkette bestehend aus Manuel Akanji, Nico Elvedi und Ricardo Rodriguez (von rechts). Rechts und links im Mittelfeld dürften Dan Ndoye, einer von vier Neuen in der Startaufstellung, sowie Ulisses Garcia spielen. Und den Dreiersturm bilden Xherdan Shaqiri, Noah Okafor und Ruben Vargas. Goalie Yann Sommer sitzt auf der Bank, für ihn spielt Yvon Mvogo.
So spielt Rumänien
Die Torschützen beim 2:1 gegen Israel am Samstag, Ianis Hagi und George Puscas, sitzen bei Rumänien vorerst auf der Bank. Hagi, da war doch was? Genau, Ianis ist der Sohn des grossen Gheorghe.
Die Yakin-Frage
Ob ein Erfolg in Bukarest und der damit verbundene Gruppensieg Trainer Murat Yakin den Job rettet, ist offen. Pierluigi Tami, der Direktor der Nationalmannschaften beim Schweizerischen Fussballverband, will sich im Dezember mit dem Trainer und Verbandspräsident Dominique Blanc hinsetzen und eine Analyse machen.
Die Ausgangslage
Die Ausgangslage ist simpel: Gewinnt die Schweiz, holt sie den Gruppensieg. Und der ist mehr wert als bloss Ruhm und Ehre. Die Töpfe für die Gruppenauslosung der Endrunde werden gemäss der Qualifikations-Rangliste eingeteilt. Hätten die Schweizer also Granit Xhakas Vorhaben umgesetzt und alle zehn Spiele gewonnen, wären sie in Topf 1 gelandet und wären den grössten Nationen aus dem Weg gegangen.
Das geht nicht mehr, Topf 1 ist ausser Reichweite. Die Ausgangslage lautet jetzt: Gewinnt die Schweiz, ist sie als einer der schwächsten Gruppensieger in Topf 2. Gewinnt sie nicht, rutscht sie als einer der schwächsten Gruppenzweiten in Topf 4.
Nur, Topf 4 präsentiert sich derzeit fast stärker als Topf 2. Aber sehen Sie selbst:
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Guten Abend …
… und herzlich willkommen zum letzten Spiel der Schweiz in der EM-Qualifikation. Gewinnt sie heute Abend in Rumänien, sichert sie sich doch noch Rang 1. Nach Monaten voller Enttäuschungen wäre das zumindest ein versöhnlicher Abschluss.
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