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Verblüffende Lara Gut-Behrami
Sie hält einen ganz speziellen Rekord – und die Legenden schwärmen

Lara Gut-Behrami of Switzerland poses during a press conference at the Alpine Skiing FIS Ski World Cup, in Crans-Montana, Switzerland, Wednesday, February 14, 2024. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)
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Es hat sie immer wieder gegeben, diese Dauerbrenner im Skisport, die Winter für Winter ein Abonnement besassen auf Podestplätze. Renate Götschl etwa, Lindsey Vonn oder Tessa Worley. Ingemar Stenmark, Didier Cuche oder Aksel Svindal. Sie alle gewannen Rennen, während 13, 14 Saisons. Aber nicht einmal diese Legenden hatten den langen Atem jener Frau, die wieder einmal die Ski-Welt im grossen Stil erobert.

Seit 2008 fährt Lara Gut-Behrami im Weltcup, phasenweise schien es, als schaue ihr die halbe Schweiz beim Erwachsenwerden zu. 17 war sie, als sie mit dem Super-G in St. Moritz ihr erstes Rennen gewann, letzten Samstag triumphierte sie im Riesenslalom von Soldeu, mit 32. 15 Jahre, ein Monat und 22 Tage liegen zwischen den beiden Erfolgen, es ist eine Rekordmarke, die kaum bekannt ist, aber umso mehr aussagt.

In Crans-Montana, wo vieles geschah

Anderthalb Jahrzehnte lang gehört Gut-Behrami nun zur Weltspitze. Sie siegte als unbeschwerter Teenager, als rebellische Mittzwanzigerin, sie tut es als gereifte Ehefrau. Es gibt Stimmen, die sie für besser denn je halten, wobei das mit den Vergleichen so eine Sache ist. Gut-Behrami aber könnte ihren Rekord an Saisonsiegen brechen (7), den sie vor zehn Jahren aufgestellt hat, sie müsste noch zweimal reüssieren.

Sie kann zum zweiten Mal den Gesamtweltcup gewinnen, an der Riesenslalom-Kugel hat sie schon eine Hand, in der Super-G-Wertung liegt sie vorne, in jener der Abfahrt fährt sie um den Sieg mit. Kurz: Es könnte ihre beste Weltcup-Saison werden, mit Abstand. «Ich habe das Glück, gesund zu sein, wie man sieht, ist es nicht selbstverständlich», hält sie fest. «Meine Erfahrung ist viel wert, und im Team finden wir immer Lösungen auf Probleme, auch im physischen Bereich.»

Natürlich profitiert Gut-Behrami von den Verletzungen Petra Vlhovas und Mikaela Shiffrins. Noch vor drei Wochen lag die Amerikanerin 420 Punkte voraus, nach dem Sturz in Cortina und fünf verpassten Rennen liegt sie fünf Zähler zurück. Nach Crans-Montana ist sie nicht gereist.

Auf den Gesamtweltcup angesprochen, sagt Gut-Behrami, träumen könne jede Athletin, «aber auf der Piste bringt Träumen nichts». Für sie sei die Wertung kein Thema, «selbst wenn ich hier dreimal gewinne, die Entscheidung fällt im Finale in Saalbach».

Lara Gut-Behrami of Switzerland in action during a training session for the women's Downhill race at the Alpine Skiing FIS Ski World Cup, in Crans-Montana, Switzerland, Wednesday, February 14, 2024. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)

Wie auch immer: Es sieht gut aus für die Tessinerin, zumal noch neun Speedrennen anstehen und ihre Form kaum besser sein könnte. Die zwei Abfahrten sowie der Super-G im Wallis dürften wegweisend sein, ausgerechnet auf dem Hochplateau, wo sie manch aufwühlenden Moment erlebt hat. 2020 gewann sie beide Abfahrten, es waren ihre ersten Erfolge nach zwei komplizierten Jahren.

2021 sorgte sie mit einer ihrer Kontroversen für ungeheures Aufsehen: Sie bezeichnete die Piste als widerlich, worauf OK-Präsident Marius Robyr in einen Furor geriet, beinahe hätte er die Veranstaltung abgeblasen. Robyr verlangte eine Entschuldigung, er kriegte sie nicht. Und so liess er während Gut-Behramis Trainingsfahrt die Musik abschalten und wies den Speaker an, zu schweigen. Kindergarten erster Güte.

«Sie ist mit sich im Reinen»

Nebenschauplätze hat Gut-Behrami zuletzt gemieden, und so sagt Sonja Nef, einst Riesenslalom-Weltmeisterin und Frau von Swiss-Ski-Alpinchef Hans Flatscher: «Sie scheint im Gleichgewicht zu sein, im Kopf, im Privatleben, aber auch bezüglich Material. Offensichtlich ist sie mit sich im Reinen.» Nef sagt, Gut-Behrami sei zweimal gravierend verletzt gewesen, «sie hatte Probleme mit dem Verband, war nicht immer die Einfachste. Aber jetzt ist sie eine reife, zufriedene Frau, die genau weiss, was sie will.» So wird sie etwa nicht mehr ins Sommercamp nach Argentinien fliegen, weil es ihrem Knie nicht guttut.

Gut-Behrami fahre die engste Linie von allen, «sie hat riesiges Vertrauen in sich», hält Nef fest. «Früher driftete sie, weil es die Männer vormachten. Aber sie hat sich weiterentwickelt, ihre Technik angepasst, und das im höheren Ski-Alter. So etwas gelingt nur Champions.» Zur Erinnerung: 2019 war Gut-Behrami noch die Nummer 25 der Riesenslalom-Weltrangliste.

Ins Schwärmen gerät Vreni Schneider, die erfolgreichste Schweizerin der Geschichte. «Lara gewinnt Rennen, ohne 120 Prozent riskieren zu müssen. Ihre Selbstsicherheit muss fantastisch sein.» Schneider traut Gut-Behrami gar zu, ihre eigene Schweizer Bestmarke (55 Erfolge) zu übertreffen, wobei hierfür 12 Siege fehlen.

Noch vor zwei Jahren liess Gut-Behrami verlauten, Olympia 2026 sei kein Thema, da habe sie Besseres zu tun. Mittlerweile schliesst sie nicht mehr aus, bis dahin zu fahren. «Seit einigen Jahren fühle ich mich in 99 Prozent der Fälle wohl auf den Ski, unabhängig von der Piste, der Kurssetzung, den Schneeverhältnissen. Das gibt mir das Gefühl, alles in den eigenen Händen zu haben.»