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Krieg in Nahost
Die Drohung schwebt weiter über Israel

TOPSHOT - This photo taken from a position in northern Israel shows a Hezbollah UAV intercepted by Israeli air forces over north Israel on August 25, 2024. The Israeli military announced early August 25, 2024 that it was conducting pre-emptive strikes in Lebanon after detecting preparations for "large-scale" attacks by the Iran-backed militant group Hezbollah. Hezbollah said it had launched more than 320 rockets at Israel overnight, targeting a string of military positions, even as Israel's military said it was carrying out pre-emptive strikes against the group. (Photo by Jalaa MAREY / AFP)
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In den Stunden danach ist es schon wieder die Rhetorik, die zählt. So war es im April, als das iranische Regime zum ersten Mal direkt Israel angriff und, kaum war es Morgen, verkündete, das sei es jetzt von seiner Seite aus mit Angriffen gewesen. Und so ist es auch an diesem Sonntag. Es ist mal wieder ein Tag danach im Nahen Osten. Einer, an dem mal wieder die Frage im Raum steht: Was folgt jetzt? Was kommt da noch?

Wochenlang hatte die Region die Eskalation gefürchtet. Ende Juli hatte mutmasslich Israel in Beirut Fuad Schukr getötet, einen führenden Mann der libanesischen Schiitenmiliz Hizbollah, und nur Stunden später in Teheran dann Ismail Haniya, den Hamas-Anführer. Ein Doppelschlag, der die Region in eine extrem gefährliche Lage brachte, nicht zum ersten Mal seit dem 7. Oktober 2023, also seit dem Angriff der Hamas auf Israel. In Treue zur Hamas hatte die Hizbollah seither Israel mit mehreren Tausend Raketen beschossen. Beide Organisationen gehören zur «Achse des Widerstands», dem iranisch angeführten Bündnis gegen Israel.

Der Krieg in Gaza fand nie nur in einem Landstrich statt, sondern auch an der libanesisch-israelischen Grenze und anderswo in der Region. Darum lebt der Nahe Osten seitdem mit der Gefahr eines noch grösseren Kriegs. Kaum ein Tag verging zuletzt ohne eine Drohung seitens der Hizbollah oder des Iran, man werde die israelischen Tötungen rächen, man werde das «zionistische Regime», wie sie dort zu Israel sagen, «bestrafen».

«Nur eine erste Reaktion», droht die Hizbollah

Und jetzt, an diesem Sonntag? Klingt die Hizbollah jedenfalls nicht so milde wie im April das iranische Regime. Die 320 Raketen, die sie in der Nacht auf Israel abfeuerte, seien nur «eine erste Reaktion», heisst es in einem Statement der Miliz. Die Militäroperationen würden noch «einige Zeit dauern».

Der Hizbollah-Chef Hassan Nasrallah sagte kürzlich, dass Israel so lange auf den Vergeltungsschlag warte, sei Teil der Strafe. Nasrallah geniesst es wohl, dass sich Israel vor seinen Raketen fürchtet. Auf über 150’000 Stück wird das Arsenal der Hizbollah geschätzt.

Die elf Ziele, die die Hizbollah selbst am Sonntagmorgen auflistete, sind eher keine Kriegserklärung. Sie liegen im Norden von Israel, einige auf den annektierten Golanhöhen. Es sind Orte, die die Hizbollah seit Oktober teils immer wieder beschossen hat.

Supporters raise their fists and cheer as they watch a speech given by Hezbollah leader Sayyed Hassan Nasrallah on a screen during a ceremony to commemorate the death of top commander Fouad Shukur, who was killed by an Israeli airstrike last week, in Beirut, Lebanon, Tuesday, Aug. 6, 2024. (AP Photo/Mustafa Jamalddine)

Die Organisation befindet sich genau wie der Iran seit dem 7. Oktober in einer ambivalenten Lage. Einerseits attackiert sie fast täglich Israel, sie hat im Südlibanon eine «Unterstützungsfront» eröffnet, wie sie es nennt. Ideologisch gesehen würde Nasrallah am liebsten sofort in den grossen Krieg gegen den jüdischen Staat ziehen. Andererseits haben das iranische Regime und die Hizbollah die Eskalation gemieden, weil beide mehr zu verlieren als zu gewinnen haben. Gerade im krisengeplagten Libanon fände die Hizbollah mit einem Krieg gegen Israel wenig Sympathien, und auch der Iran sucht gerade eher mehr Nähe zum Westen.

Dazu wissen Israels Feinde um die Armee mit Flugzeugträgern, U-Booten und Tausenden Soldaten, die die USA in die Region verlegt hat. Es dürfte, so merkwürdig das klingt, im Sinne der Hizbollah sein, dass es Israel gelang, sich allein gegen den Angriff zu wehren – anders als beim iranischen Angriff im April. Dass die USA nicht zum Schutz Israels eingreifen mussten, senkt das Risiko einer grösseren Eskalation in der Region.

So geht es jetzt wieder um die Friedensverhandlungen zwischen der Hamas und Israel in Kairo. Nasrallahs Stellvertreter Naim Kassim sagte vor einer Woche, die Vergeltung für den Tod von Fuad Schukr sei «unabhängig» von den Verhandlungen. Auffallend ist allerdings, dass die Hizbollah am Sonntagmorgen kein Wort über den anderen Toten verlor – sie erwähnte nur Schukr, ihren Mann, nicht Ismail Haniya, den Hamas-Anführer. Das deutet darauf hin, dass sich der Iran die Rache für Haniyas Tod selbst vorbehält.