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Meinung

Krieg im Sudan
Sie verhungern im Verborgenen

Children queue at a recently dug well for groundwater in in Sudan's eastern state of Gedaref on May 4, 2024, amid continuing fighting between the Sudanese army and the paramilitary Rapid Support Forces (RSF). (Photo by Ebrahim Hamid / AFP)
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Mit unerbittlicher Härte treiben zwei rivalisierende Generäle im Sudan ihren Krieg um die Vorherrschaft voran. Das geht nun schon 13 Monate lang so, und man muss feststellen: Sie haben ganze Arbeit geleistet, um den Staat am Nil, mit fast 50 Millionen Einwohnern, zugrunde zu richten. Die Hauptstadt Khartum: zerbombt. Truppen liefern sich vielerorts Gefechte um strategische Knotenpunkte, Territorien, Wasserstellen. Kolonnen von Pick-ups, mit Waffen und Kämpfern, rasen über staubige Pisten in dem riesigen Land, Zivilisten geraten zwischen die Fronten.

Das alles geschieht, während sich die Weltöffentlichkeit auf andere Konflikte konzentriert. Ukraine und Gaza beherrschen Diplomatie und Debatte, was bedeutet, dass die Generäle im Sudan – Mohamed Hamdan Dagalo mit der Miliz RSF und Abdel Fattah al-Burhan als Befehlshaber der Armee SAF – kaum Druck von aussen verspüren.

Was bleibt, ist eine Dauerschleife des Horrors für die Bevölkerung. Viele Menschen sind Vergewaltigungen, Folter und Willkür ausgesetzt. Doch niemand hat einen Plan, wie Millionen Sudanesinnen und Sudanesen überleben sollen. Milizen und Armee nehmen, was sie brauchen. Und verhindern, dass Bauern pflanzen und ernten können.

TOPSHOT - Internally displaced Sudanese women wait in a queue to collect aid from a group at a camp in the eastern state of Gedaref on May 19, 2024. (Photo by AFP)

Weil Daten in Kriegsgebieten schwer zu erheben sind, ist das Bild der humanitären Lage lückenhaft. Das aber sollte nicht als Vorwand dienen, untätig zu bleiben. Schon vor Monaten hat das Clingendael Institute, eine seriöse Forschungseinrichtung in den Niederlanden, verschiedene Szenarien für den Hunger entworfen. Es sind Abstufungen des Grauens, die alle in dieselbe Richtung weisen: Der Sudan entwickelt sich zur grössten Hungerkatastrophe seit Jahrzehnten. Mindestens sieben Millionen Menschen erleiden extremen Nahrungsmangel, das heisst: Sie können noch höchstens ein Drittel ihres Energiebedarfs decken.

Die Regierungen der Welt machen es sich zu einfach, wenn sie sich darauf verlassen, dass es die Vereinten Nationen mit ihrer Hilfsmaschinerie schon irgendwie richten. Das ist ein Irrtum; denn erstens fehlen noch immer Mittel, zweitens hat die UNO keinen Zugang.

Wenn Not tatsächlich erfinderisch macht, dann sind jetzt auch Methoden jenseits der klassischen Nothilfe gefragt. So wäre es schon von grossem Nutzen, wenn das Internet wieder auf breiter Fläche funktionierte, um Geld mobil anzuweisen. Ausserdem gibt es gut organisierte Hilfsnetzwerke an der Basis, die fantastische Arbeit leisten, soweit sie eben können. Es gilt, dieses Netz zu nutzen, wenn Hilfe in die Todeszonen gelangen soll.

Es rächt sich, dass die Staaten die Probleme zu lange zur Seite geschoben haben. Im Sudan tobt einer der grossen Kriege unserer Zeit. Und der geht alle etwas an.