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Meinung

Gastbeitrag zum Roten Kreuz
Wer helfen will, zahlt oft einen hohen Preis

Red Cross volunteers and rescue workers carry a disabled man on a stretcher from a building which was damaged by a Russian rocket attack, in Kyiv, Ukraine, Tuesday, Jan. 2, 2024. (AP Photo/Evgeniy Maloletka)
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Niemals zuvor waren die globalen humanitären Bedürfnisse so hoch. Allein 2023 waren mehr als 360 Millionen Menschen weltweit auf humanitäre Unterstützung angewiesen. Verfolgung, bewaffnete Konflikte, Gewalt und Menschenrechtsverletzungen zwangen rund 110 Millionen Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen. Wir sind Zeuginnen und Zeugen neuer Kriege wie in der Ukraine und einer bestürzenden Eskalation von Gewalt und Zerstörung im Nahen Osten. Lang anhaltende Krisen und bewaffnete Konflikte wie in Äthiopien, im Sudan, in Jemen, Haiti, Myanmar oder der Demokratischen Republik Kongo dauern an, ohne Hoffnung auf eine baldige Lösung. Die dadurch ausgelöste Not ist unfassbar.

Beim Versuch, Zugang zu verletzlichen und notleidenden Menschen zu erhalten und dringend benötigte Hilfe zu leisten, zahlen Helfer und Helferinnen oft selbst einen hohen Preis. Die Umstände, unter denen Organisationen wie das Rote Kreuz und der Rote Halbmond in aktuellen Kriegs- und Krisengebieten Hilfe leisten, sind unerträglich. Humanitäre Hilfe unter solchen Umständen ist oft gefährlich, besonders wenn die Konfliktparteien ihre Verantwortung zur Einhaltung der geltenden Übereinkommen des humanitären Völkerrechts missachten. 

Recht auf ein Minimum an Versorgung und Würde 

Jeweils am 8. Mai, dem Weltrotkreuztag, erinnern wir an Henry Dunant, Gründervater der Rotkreuz-Idee und Mitinitiant jener diplomatischen Konferenz, bei der vor 160 Jahren die erste Genfer Konvention unterzeichnet wurde. Die heute gültigen und von 196 Staaten ratifizierten vier Genfer Konventionen bringen eine universelle Verpflichtung zur Menschlichkeit zum Ausdruck. Sie bilden das Kernstück des humanitären Völkerrechts. Dieses nimmt alle Konfliktparteien in die Pflicht, auch inmitten der Kriegswirren einen Raum zu schaffen, in dem jedem Menschen das Recht auf Zugang zu Versorgung und Würde erhalten bleibt – und diesen humanitären Raum auch zu respektieren. 

Hilfsorganisationen muss ermöglicht werden, humanitäre Hilfe, medizinische Versorgung und dringend benötigte Hilfslieferungen zu notleidenden Menschen zu bringen – und sie müssen dies ungehindert, schnell und sicher tun können. Humanitäre Hilfe richtet sich stets nach dem Ausmass der Not und darf unter keinen Umständen manipuliert, missbraucht und zum Spielball politischer oder militärischer Interessen werden. 

Um Sicherheit und nachhaltigen Frieden wiederherzustellen, sind nachhaltige politische Lösungen nötig. Bis diese erreicht sind, werden sich das Rote Kreuz und der Rote Halbmond zusammen mit ihren Partnern weltweit dafür einsetzen, dass Menschen Hilfe und Unterstützung erhalten, wo immer sie sich befinden und solange sie in Not sind – denn Menschlichkeit und humanitäre Hilfe sind nicht verhandelbar.

Thomas Zeltner ist Präsident des Schweizerischen Roten Kreuzes. Von 1991 bis 2009 leitete er das Bundesamt für Gesundheit.