Vorbereitung auf die StrommangellageKrach ums Stromsparen – Parmelin setzt auf die Handyanbieter
Das Wirtschaftsdepartement von Guy Parmelin will Grossbezügern von Strom in der Krise Einsparungen von bis zu 30 Prozent befehlen. «Unmöglich», sagen Swisscom und Co. Doch der Bundesrat zeigt sich beharrlich.
Was tun, wenn es in der Schweiz in einer Krise zu wenig Strom gibt? Mit diesem unangenehmen Fall, der sich heute nicht unmittelbar abzeichnet, hat sich das Wirtschaftsdepartement von Guy Parmelin auseinanderzusetzen. Parmelin hat dem Bundesrat dazu in Form von Verordnungsvorschlägen einen Plan vorgelegt. Dieser zeigt auf, wer in der Krise wie viel Strom sparen muss. Im äussersten Fall würde in Teilen der Schweiz der Strom ganz abgestellt. Um das zu verhindern, würde der Bund gemäss Vorschlag zuerst Grossbezügern von Strom verbindliche Sparziele vorgeben. Das könnten 20 oder gar 30 Prozent sein.
Geheime Krisensitzung
In einer geheimen Krisensitzung von letzter Woche, die diese Zeitung publik machte, versuchten Swisscom, Sunrise und Salt dem Bund klarzumachen, dass dies technisch gar nicht machbar sei. Für den Betrieb der digitalisierten Netze und der Antennen seien 100 Prozent des heute verwendeten Stroms nötig. Mit nur noch 80 oder 70 Prozent Strom würden die Netze zusammenbrechen. Gefährdet sei dann auch die Alarmierung von Feuerwehr, Polizei und Sanität.
In dieser Sache zu Wort meldet sich auch der unabhängige Fernmeldedienstanbieter Fredy Künzler, der Inhaber des vergleichsweise kleinen Internet- und TV-Anbieters Init7. Künzler, eine Art Robin Hood unter den Providern, wies ebenfalls auf den Umstand hin, dass es unmöglich sei, 20 oder 30 Prozent Strom zu sparen und die Dienstleistungen aufrechtzuerhalten. Es sei simpel, twittert er, die Kommunikation funktioniere entweder «ganz» oder «gar nicht». «Nicht 70 Prozent oder 80 Prozent.»
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Anders sah dies am Montag Wirtschaftsminister Parmelin in der Fragestunde des Nationalrats. Er hatte aus den Reihen von SVP, FDP, Mitte und GLP gleich mehrere Fragen zu beantworten. Sorgen machten sich die Fragestellenden wegen der Versorgung der Bevölkerung sowie wegen der Erreichbarkeit der Blaulichtorganisationen, sollte das Telefon ausfallen.
Parmelin sah dabei in erster Linie die Anbieter Swisscom, Sunrise und Salt in der Pflicht. Der Bundesrat erwarte, dass diese die Risiken einer unzureichenden Stromversorgung begrenzten. «Eine Stromknappheit ist ein Risiko, dem die Betreiber von Mobilfunknetzen vorbeugen müssen», sagte er. Nur ein Teil ihrer Dienstleistungen sei für die Aufrechterhaltung der Grundversorgung erforderlich.
Mit anderen Worten, Parmelin erwartet, dass die Anbieter das Telefonieren auch mit weniger Strom gewährleisten können, während Youtube, Fernsehen oder Videospiele abgestellt würden.
«Wir suchen nach Lösungen»
Doch genau dies gehe nicht, sagen die Anbieter. «Die Telecomnetze in der Schweiz sind für kurzfristige, rund einstündige Stromausfälle gewappnet, nicht aber für den reduzierten Betrieb während einer längeren Strommangellage», schreiben dazu die Anbieter.
Auf Nachfrage der Nationalräte Thomas Hurter (SH) und Christian Wasserfallen (BE) sagte Parmelin am Montag, man werde das Thema im Expertenkreis weiter erhellen. «Wir suchen nach Lösungen», aber die Anbieter müssten die Problematik auch antizipieren, sagte der Wirtschaftsminister. Die Problematik sei den Providern bereits seit acht Jahren bekannt.
Mit einem Augenzwinkern meinte Parmelin, immerhin habe es der Bund mit seinem Verordnungsentwurf geschafft, dass sich die Konkurrenten Salt, Sunrise und Swisscom für einmal einig seien.
Damit zeichnet sich im Streit ums Stromsparen auch nach der gestrigen Nationalratssitzung vorerst keine Lösung ab. Die Anbieter haben nun bis zum 12. Dezember Zeit, ihre Einwände dem Wirtschaftsdepartement zu unterbreiten. Sie verlangen, von den Stromsparbefehlen ausgenommen zu werden. Am Schluss entscheidet der Bundesrat, was für Swisscom, Sunrise, Salt und Co. im Falle einer Stromkrise gilt.
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