Kämpfe im Ostkongo weiten sich aus – auch Truppen Ugandas involviert
Südafrika hat seine Truppen abgezogen, Ruanda unterstützt die Miliz M23, nun liefern sich ugandische Soldaten blutige Gefechte. Alle Rufe nach einer Waffenruhe verhallen, und Hunderttausende sind auf der Flucht.

Die Kämpfe im Osten Kongos weiten sich aus. Ugandische Truppen hätten sich am Samstag in der Provinz Ituri Gefechte mit der Rebellengruppe Codeco geliefert, teilte ein Sprecher der Gruppierung mit. Dies wurde auch von einem Vertreter örtlicher Behörden bestätigt. Damit wird neben Ruanda ein zweiter Nachbarstaat im umkämpften Osten der Demokratischen Republik Kongo militärisch aktiv.
Nach Darstellung der ugandischen Armee wurde einer ihrer Aussenposten im Ort Fataki in der Provinz Ituri am Mittwoch und Donnerstag von Hunderten Codeco-Kämpfern angegriffen. Die ugandische Armee habe 242 Milizionäre getötet, teilte Militärsprecher Chris Magezi auf X mit. Ein Soldat sei gefallen, vier verletzt worden. Ein Codeco-Sprecher wies diese Darstellung am Samstag zurück und sagte, es seien nur zwei Kämpfer getötet worden, die Zahl der Opfer aufseiten der ugandischen Armee sei viel höher.
Der Ostkongo ist seit Jahrzehnten instabil, dort kämpfen mehrere Milizen und inzwischen auch Armeen um Land und Bodenschätze. Codeco ist eine von ihnen. Im Fokus stand zuletzt die von Ruanda unterstützte Rebellengruppe M23: Ihre Kämpfer drängten die kongolesische Armee zurück und nahmen mehrere Städte ein, darunter im Januar die Millionenmetropole Goma. Angesichts dessen zogen vor gut einer Woche Südafrika, Malawi und Tansania ihre Soldaten aus der Region ab. Sie sollten eigentlich die kongolesische Armee unterstützen, wurden aber ebenfalls von den M23-Milizionären überrannt.
Rebellen: «Betrifft uns nicht»
Vor zwei Tagen trafen sich in Katar die Präsidenten der Demokratischen Republik Kongo und Ruandas. Beide bekräftigten ihr Bekenntnis zu einem Waffenstillstand, wie sie in einer gemeinsamen Erklärung mit Gastgeber Katar am Dienstagabend mitteilten. Dies dürfte aber wirkungslos bleiben, da die M23-Rebellen eine Waffenruhe ablehnen. Das «betrifft uns nicht», sagte ihr Anführer Corneille Nangaa über die Erklärung der Präsidenten.
Die Probleme in der Region gehen unter anderem auf den Völkermord an der Volksgruppe der Tutsi in Ruanda im Jahr 1994 zurück. Im Zuge des Konflikts, in den auch mehrere Nachbarländer hineingezogen wurden, wurden Millionen Menschen getötet.
Uganda entsandte 2021 Truppen in den Kongo, um bei der Bekämpfung einer weiteren Rebellengruppe, der Allied Democratic Forces (ADF), zu helfen – auch um eine Fluchtwelle nach Uganda zu verhindern.
Am schwersten leidet die Bevölkerung unter den Kämpfen. In weniger als drei Monaten seien mehr als 100’000 Menschen aus dem Kongo in die Nachbarländer geflüchtet, erklärte das Flüchtlingswerk UNHCR. Innerhalb des Landes seien weitere Hunderttausende Kinder, Frauen und Männer auf der Flucht. Die Menschen seien auf Hilfe von aussen angewiesen.
Die aber gebe es inzwischen nahezu nicht mehr, da die USA und andere Staaten ihre Unterstützung eingestellt hätten, klagt das UNHCR. Tausende Menschen seien von lebensrettender Medizin, Wasser, Essen und anderen Gütern abgeschnitten. Kurz nach seinem Amtsantritt im Januar hatte US-Präsident Donald Trump alle humanitären Hilfszahlungen der USA für 90 Tage ausgesetzt. Später strich seine Regierung Programme der Hilfsbehörde USAID zusammen.
SZ
Fehler gefunden?Jetzt melden.