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Meinung

Angriff auf akademische Welt
Trump will die Unis zu vorauseilendem Gehorsam erziehen

Protestierende an der Universität von Kalifornien, Berkeley, halten ein Schild mit der Aufschrift ’Education Not Censorship’ bei einer Demonstration gegen die Trump-Regierung am 19. März 2025 in Berkeley, Kalifornien.
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«Antiamerikanischen Irrsinn» warf Donald Trump den Universitäten im Wahlkampf vor. Der Ausdruck fand Aufnahme in den Wortschatz vieler Konservativer und in die Kommentare zum Einknicken der Columbia University. Das «Wall Street Journal» feierte den Erfolg von Donald Trump gegen «antiwestliche, antiamerikanische Ansichten» – was auch immer solche Parolen in einem akademischen Kontext bedeuten sollen. Um Begriffsschärfe geht es dem machtbesessenen Präsidenten und seiner Gefolgschaft nicht.

Trump wettert gegen alles, was «woke» sei, von «critical race theory» über den Umgang mit transgender Menschen bis zu DEI, im deutschen Sprachraum als Diversitätsmanagement bekannt. Ob er diese Konzepte versteht, ist zweitrangig. Entscheidend ist für den Präsidenten einzig, dass die Hochschulen anerkennen, wer das Sagen hat. Trump passt es nicht, wenn eine transgender Person in einem Schwimmteam mitmacht? 175 Millionen Dollar weg. Trump missfallen Proteste gegen den Krieg in Gaza? 400 Millionen weg. So erging es der University of Pennsylvania und der Columbia University in New York, beides private Eliteschulen.

Sie sollen es nicht mehr wagen, Trump zu kritisieren

Die Columbia University hat nun eine Reihe von Forderungen aus Washington erfüllt. Dazu gehören überfällige Schritte, um Trump erst einmal zu besänftigen. Unter anderem übernahm die Schule die Antisemitismus-Definition, die eine interne Taskforce schon vor Monaten empfohlen hatte. Mit anderen Massnahmen hingegen öffnet sich die private Bildungseinrichtung einer stärkeren Einflussnahme durch die Regierung.

Columbia will etwa die Forschung der Nahost-Institute überprüfen und neue Fakultätsmitglieder anstellen. Washington wird diese Prozesse eng verfolgen und mit neuen Aufsichtsverfahren Druck ausüben, wenn ihm etwas daran missfällt. Die Idee ist, die akademische Welt zu vorauseilendem Gehorsam zu erziehen. Sie soll sich erst gar nicht mehr wagen, Trump zu kritisieren. Die Liste der Drohungen gegen Befehlsverweigerer ist lang und reicht tief. Bereits liegen zum Beispiel Gesetzesvorschläge bereit, um die Milliardenvermögen der reichen Privatschulen mit Steuererhöhungen abzusaugen.

Das Vorbild von Donald Trump ist Ronald Reagan

Der Druck kann durchaus einige positive Nebeneffekte haben. Vor allem konservative Gastrednerinnen und Gastredner etwa wurden in der Vergangenheit niedergeschrien, Auswüchse, die in Zukunft seltener werden dürften. Doch insgesamt führen die Einflussversuche des Präsidenten eben gerade nicht dazu, die Universitäten weltanschaulich zu öffnen. Vielmehr politisiert er sie geradezu. Er will die Bildung nach rechts drehen, ein Versuch, seinen Einfluss auf die Gesellschaft auf Jahrzehnte hinaus zu zementieren. Wie er es mit dem Supreme Court bereits gemacht hat.

Im Justizwesen wirkt Trumps Strategie, weil die Richter auf Lebzeiten ernannt sind. In der akademischen Welt hingegen mag er ein paar kurzfristige Erfolge feiern, die durchaus beunruhigend sind. Auch fügt er den Universitäten und dem Forschungsstandort Schaden zu. Langfristig aber werden sie sich erholen. Das Drehbuch des Präsidenten ist altbekannt. Schon Ronald Reagan wandte es an. Er schimpfte gegen Hippies an den Universitäten und strich die Bundesgelder zusammen. Seither müssen sich Studierende verschulden, um exorbitante Studiengebühren bezahlen zu können. Nach rechts gerückt ist die akademische Welt trotzdem nicht.

Forschung muss Wissen schaffen, nicht die Mächtigen feiern. Die Freiheit der Gedanken ist stärker als Donald Trump.