Tourismusbranche hofft auf LockerungenKommt der grosse Aufschwung nach dem «Freedom Day»?
Mit dem «Freedom Day» könnten sämtliche verbliebenen Corona-Massnahmen aufgehoben werden, so auch Reisebeschränkungen und die Testpflicht für Ungeimpfte.
Die Schweiz wartet gebannt auf diesen Mittwoch: Wie wird der Bundesrat entscheiden? Fallen praktisch alle übrigen Massnahmen und kommt es tatsächlich zum langersehnten «Freedom Day»? Nicht nur für Ungeimpfte und Nicht-Immunisierte könnte sich dann einiges ändern. So pocht der Tourismussektor schon lange darauf, dass wieder möglichst uneingeschränkt gereist werden kann.
Derzeit gilt zwar für Geimpfte und Genesene keine Testpflicht mehr, doch für nicht immunisierte Personen besteht diese noch. Des Weiteren könnte auch das Ausfüllen des Kontaktformulars bei Heim- respektive Einreise in die Schweiz ab Mittwoch Geschichte sein.
«Wie auch unsere ausländischen Gäste hat sich die Mehrheit der Schweizer Gäste an die Zertifikatspflicht gewöhnt und sich deswegen nicht vom Reisen abhalten lassen. Wir gehen daher davon aus, dass kein konkreter Effekt erkennbar sein wird», heisst es bei Schweiz Tourismus.
Aus Sicht von Hotelleriesuisse sind die Lockerungen der Massnahmen für den Tourismus hingegen von grosser Bedeutung. «Vor allem die Lockerung der grenzsanitären Massnahmen sind für den internationalen Tourismus wichtig. Aber auch die Lockerung der Zertifikatspflicht beispielsweise in Restaurants oder Wellnessanlagen trägt dazu bei, dass wieder mehr schweizerische und auch internationale Gäste in die Hotellerie kommen können», so ein Sprecher. Ob das zu einem Buchungsboom führen werde, ist laut Branchenverband unklar.
Swiss erhöht Kontingent bis im Sommer
Einige Leistungsträger erwarten aber, dass sich die Aufhebung der Restriktionen unmittelbar auf das Buchungsverhalten auswirken werde. «Fallen Beschränkungen weg, schlägt sich dies direkt in einem Buchungszuwachs nieder. Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass ein Freedom Day unsere Buchungszahlen sehr positiv beeinflussen würde», sagt Swiss-Sprecherin Meike Fuhlrott.
Bereits in den letzten Wochen habe sich die Buchungslage für einige wichtige Märkte, wie Bangkok, Dubai, Johannesburg und die USA, deutlich verbessert. «Neben den weiterhin dominierenden kurzfristigen Buchungen haben wir in den letzten Wochen auch verstärkt wieder längerfristige Buchungen verzeichnet, insbesondere für Feiertage, Ferien und die Sommermonate Juli und August», erklärt die Sprecherin.
Spätestens für die Sommersaison rechnet die Swiss mit einer Normalisierung: «Wir gehen davon aus, dass wir wie geplant unser Angebot im Hochsommer auf circa 80 Prozent von vor der Krise erhöhen können.»
Reisebüros mit mehr Buchungseingängen
Seit dem neuen Jahr hat auch Reiseveranstalter Kuoni konstant mehr Buchungseingänge verzeichnet. «Dafür ausschlaggebend ist der Wegfall der Testpflicht für Geimpfte, Genesene und Kinder bei der Wiedereinreise vor wenigen Wochen», erklärt Kuoni-Sprecher Markus Flick.
Der Bundesrat hatte diese per 22. Januar aufgehoben. Weiterhin besteht sie lediglich für Personen, die weder geimpft sind noch eine Corona-Erkrankung durchgemacht haben.
Flick rechnet damit, dass die bevorstehenden Lockerungen das Potenzial haben, aktuell noch etwas zurückhaltende Kundinnen und Kunden zu überzeugen. «Wir stellen auch fest, dass wieder etwas langfristiger gebucht wird. Hier ist insbesondere die Nachfrage nach Reisen mit kulanten Stornierungs- und Umbuchungsbedingungen im bevorstehenden Sommer hoch.»
Entscheidend sei aber vor allem auch, wie sich die Einreisebestimmungen im Ausland entwickeln werden. Aber auch hier gebe es Grund zur Hoffnung: «In den meisten davon stehen die Zeichen wie in der Schweiz ebenfalls auf Lockerungen», so der Touristiker.
Fernreisen und Wintersport angesagt
Längerfristiges Buchen und auch Fernreisen sind also wieder einfacher möglich. Dies zeigt sich auch bei Hotelplan, wo aktuell vor allem Ferndestinationen gebucht werden: «Im Frühling reisen – Stand heute – die meisten unserer Kundinnen und Kunden nach Ägypten, Dubai, auf die Malediven, in die Karibik oder in die USA, dort insbesondere nach Florida. Und in Europa sind die Kanarischen Inseln sehr gefragt», so Sprecherin Bianca Gähweiler. Der Eingang an Neubuchungen bewege sich bereits schon auf dem Niveau von 2019.
Rosig sieht es auch für den hiesigen Wintertourismus aus: Die Hotellerie-Buchungszahlen haben beispielsweise in Flims-Laax, Arosa und Samnaun das Vor-Pandemie-Niveau erreicht. «Die Aufhebung der aktuell geltenden Corona-Schutzmassnahmen wird diese positive Entwicklung im Tourismus weiter unterstützen», sagt Martin Vincenz, CEO von Graubünden Ferien.
Bis wieder so viele internationalen Touristen wie vor der Pandemie kommen, kann es noch eine Weile dauern, insbesondere bei Gästen aus Übersee. Die Nachfrage aus den europäischen Stammmärkten wie den Benelux-Staaten, Deutschland und weiteren Nachbarländern erhole sich aber bereits.
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