Kommentar zum Service in RestaurantsKaum ist das Essen serviert, wird man ignoriert
Auswärts essen ist eine Freude – jedenfalls, bis die Teller auf dem Tisch stehen. Dann vergisst der Service, was grundsätzlich zu tun wäre.
Warum wird man in manchen Restaurants ignoriert, kaum steht das Essen auf dem Tisch?
Das ist natürlich eine sehr allgemein gehaltene Frage, aber lassen Sie mich etwas erzählen: Letzthin feierte eine Freundin in einer Pizzeria Geburtstag. Alles gut, es gab Campari Spritz zum Apéro, Grissini und dann Vorspeisen, Hauptgänge, Pizza mit abenteuerlichen Belägen, che bello und juhuu! Alle waren glücklich und die Flasche Wein schnell leer.
So blieb es auch, zumindest eine Weile. Bis wir dann zu siebt einigermassen verkrampft zur Bar starrten, wo das Personal in eine andere Richtung schaute. Auf das Dessert verzichteten wir, nicht, weil wir keine Lust mehr hatten, sondern weil wir es nicht schafften, eines zu bestellen.
(Bezahlt haben wir an der Kasse beim Eingang, wo wir auf uns aufmerksam machten, weil wir mit Hundertfrankenscheinen wedelten – die zeigten Wirkung).
Mir scheint, das passiert mir derzeit öfter – auswärts essen ist eine Freude, jedenfalls bis der – oft ungelernte – Service vergisst, was grundsätzlich zu tun wäre. Das passiert mir in eher modernen Stadtbeizen, in hippen Neo-Lokalen, in Pop-ups. Niemals in angesehenenen Restaurants oder Sterneschuppen.
Nervig, unsinnig und schlecht für den Ruf
Und darum geht es hier nicht um die Restaurants, in denen sich Fachkräfte halb zu Tode schuften, weil eben Fachkräftemangel herrscht. Wo Profis sich hingebungsvoll um die Kundschaft kümmern, obwohl sie schon lange keine Energie mehr haben. Sondern um die andern. Die, in denen Betreiberinnen und Betreiber den Blick (des Gastes) über den Tellerrand nicht mitbekommen.
Gäste ignorieren, kaum ist das Essen serviert, macht aus drei Gründen keinen Sinn: Erstens sind am Ende alle schlecht gelaunt, auch das Personal, das Misstöne zu spüren bekommt, sei es mit bösen Blicken oder wenig Trinkgeld. Zweitens ist es wirtschaftlich unsinnig. Weil – siehe erstens – der Umsatz beträchtlich geschmälert wird. Drittens leidet der Ruf eines Lokals. Von der oben erwähnten Pizzeria rate ich seit meinem letzten Besuch allen ab – obwohl ich schon lange keine so perfekte Pizza mehr gegessen habe.
Einfacher wäre es natürlich, man würde von Anfang an ignoriert und müsste via App bestellen. Aber ich will doch am Ende eines Essens, das ich genossen habe, grosszügig Trinkgeld verteilen. Allerdings nicht einem QR-Code, der auf dem Tischtuch festgemacht ist.
Worüber ich bis jetzt gar nicht gesprochen habe: wie entwürdigend es ist, wild herumzufuchteln, um einen Caffè Corretto zu bestellen. In diesem Sinne: Buon appetito.
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