Kommentar zum Gaza-KriegEs gibt zwei Wege für die Zerschlagung der Hamas
Die militärischen Ziele Israels im Gazastreifen waren von Beginn an unrealistisch. Erfolge lassen sich nur mit einem noch höheren Blutzoll erreichen.
Israel führt seit drei Monaten Krieg im Gazastreifen. Die eine, alles entscheidende Erfolgsmeldung lässt auf sich warten. Weder sind die obersten Führer der radikalislamischen Hamas gefasst oder getötet worden noch die Mehrzahl der Militanten. Von den Tunneln sind bei weitem nicht alle zerstört. Und von den etwa 240 Geiseln, deren Freilassung oder Befreiung eines der erklärten Kriegsziele ist, sind noch weit über 100 Männer, Frauen und Kinder in der Hand der Terrorgruppe.
Ein israelischer Militärsprecher hat erklärt, dass die militärische Infrastruktur der Hamas im Norden des Gazastreifens nun zerstört sei. Er musste einschränken: Die Militanten kämpfen weiter, wenn auch «ohne organisatorischen Rahmen und ohne Kommandanten».
Hohe Zahl ziviler Opfer war absehbar
Rund 14’000 Hamas-Männer sollen sich bei Kriegsbeginn im Norden verschanzt gehalten haben: Wie viele von ihnen sich in den Süden absetzen konnten, sagt das israelische Militär nicht. Und auch nicht, wie viele der Militanten weiter als Zellen oder Einzelkämpfer aus dem Hinterhalt schiessen können.
Nach dem Terrorfeldzug der Hamas am 7. Oktober war klar, dass Israel mit grösstmöglicher Härte antworten würde. Die Bedrohung durch die Hamas musste beendet, auf den Zorn und die Trauer der israelischen Bevölkerung mussten Antworten gegeben werden. Die militärischen Ziele aber waren unrealistisch. Auch die hohe Zahl an zivilen Opfern war angesichts der engen Bebauung des Palästinensergebiets absehbar.
Das grundsätzliche Problem bleibt
Jetzt verlagert das israelische Militär den Kampf vollends in den Süden des Gazastreifens. Das aber ändert am Problem nichts. Die Militanten verstecken sich in den Tunneln oder zwischen den Zivilisten, sodass Erfolge nur mit einem noch höheren Blutzoll erreicht werden können.
Wer die Hamas zerschlagen will, muss entweder den Gazastreifen mit Bomben endgültig unbewohnbar machen oder eine politische Lösung des Palästinenserproblems finden. Letzteres wäre Israelis und Palästinensern zu wünschen. (Lesen Sie zum Thema auch die Analyse «Auf beiden Seiten fehlt es an politischer Führung».)
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