Kachelmanns WetterZuversicht in Kalifornien – Wasser statt Dürre und Wüste
In den vergangenen Jahren gabs Waldbrände und viel Trockenheit. Heuer und wohl auf künftig gibts Wasser. Das hat Gründe und Folgen, wie Jörg Kachelmann schreibt.
Freude herrscht hüben und drüben, wenn die Welt wieder in Ordnung ist: Am Wochenende sind bei uns die Nachtfröste vorbei, der Föhn kommt zurück, und gleichzeitig erlebt Kalifornien einen grünen Frühling. Im Moment gibt es nirgendwo im äussersten Westen der USA Dürre. Und es gibt die Hoffnung, dass die Stauseen, die für die Wasserversorgung der grossen Städte zuständig sind, sich weiter erholen können.
Die Schneehöhe in den Bergen war im zu Ende gehenden Winter durchschnittlich, nachdem es im Winter zuvor den grössten Winterschnee seit über 50 Jahren gegeben hatte, und so ist die Zuversicht für den bevorstehenden trockenen kalifornischen Sommer (der übrigens immer trocken ist, das ist das Klima dort) gross, dass die Landwirtschaft normal arbeiten kann, bis das regnerische Winterhalbjahr kommt.
Eine wärmere Welt ist in der Summe eine nassere Welt
Durch die Berichterstattung in den trockeneren Jahren haben viele Menschen womöglich gedacht, dass der kalifornische Sommer immer trocken bliebe und der Übergang in eine Wüstengegend unmittelbar bevorstehen würde. Das ist aber nicht der Fall, weil es auch dort zum Klimawandel gehört, dass eine wärmere Welt in der Summe eine nassere Welt sein wird. Klar, warme Luft kann mehr Wasserdampf aufnehmen als die herkömmliche kühlere Luft.
Das kalifornische Sommerhalbjahr würde wegen des kalten Meeres vor der Tür und des Subtropenhochs über dem Südwesten der USA (San Diego hat die nördliche Breite von Marrakesch) trotzdem trocken bleiben. Aber das Winterhalbjahr würde durch höhere Wasser- und Lufttemperaturen noch viel mehr Wasser abbekommen als heute schon.
Diese Regenmengen werden immer häufiger katastrophale Ausmasse annehmen. Und auch die Intensität der Stürme wird zunehmen. Falls Sie ein Haus am Pazifik haben, sollten Sie es bald verkaufen. Haben Sie nur eins in der zweiten Reihe, werden Sie bald ein Haus am Pazifik haben.
Eher zu viel als zu wenig Wasser
In Kalifornien wie bei uns wird der Hauptgegner auf lange Sicht eher zu viel als zu wenig Wasser sein. In der Schweiz ist es insofern komplizierter, als es in den besonders trockenen Teilen des Landes (Oberwallis, Val Müstair) schwieriger wird, wenn es keine oder kaum noch Gletscher gibt.
Die Suonen (offene Wasserkanäle im Berggebiet) im Oberwallis werden über die Sommermonate öfter trocken bleiben. Alpwirtschaft wird in diesen Regionen nur noch eingeschränkt möglich sein. Und die heute noch durch Permafrost zusammengehaltenen stolzen Berge werden gleichzeitig vor sich hin bröckeln. Der Brantschen Franz, der begnadete Randeier Bergführer, hat schon früh gewusst: Am Ende wird nur noch das prächtige Weisshorn (hoffentlich) unverändert dastehen.
Zum Schluss noch eine kleine Mitteilung aus der Volkshochschulabteilung, wenn wir schon bei Kalifornien und der Schweiz sind: Nein, das Wetter in den USA kommt nicht nach einer beliebigen Zeit zu uns. Das ist eine düstere, abseitige und völlig falsche Räubergeschichte. Es gibt keinen Zusammenhang. Bitte sagen Sie das weiter.
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