Kachelmanns WetterDie Flut in Dubai – wenn plötzlich alles zusammenkommt
Jörg Kachelmann schreibt über den heftigen Regen in der Wüste und warum dereinst auch Städte wie Zürich, Basel und Bern unter Wasser stehen könnten.
Oh ja, es regnet in der Wüste. Und nein, es waren nicht die etwas seltsamen Versuche, Quellwolken zum Regnen zu bringen. Das versucht man schon seit vielen Jahrzehnten: einen grossen Cumulus congestus (ein Wolkengebilde), der es gerade nicht schafft, für einen Regenschauer reif zu werden, mit Silberjodid zu bestreuen und ihn so über die Ziellinie zu bringen.
Das funktioniert manchmal mit etwas Glück und bringt einen örtlichen Miniregen. Es war aber beim Dubai-Unwetter erstens nicht notwendig (es hat ganz von selbst ausführlich geregnet) und wäre auch nicht ins Gewicht gefallen, wenn man das zusätzlich gemacht hätte. Aber wir sind in einer Welt voller seltsamer Verschwörungstheoretiker und müssen aushalten, dass jeden Tag eine neue Räubergeschichte (das Unwetter in Dubai kam doch wegen des «cloud seeding») erzählt wird.
Das perfekte Gewitter an der richtigen Stelle
Die Wettervorhersage-Modelle haben auch vorher korrekt gewusst, was passieren wird, und mehr als 150 Millimeter (entsprechend Liter pro Quadratmeter) in 24 Stunden vorhergesagt. Die Wetterlage war einfach so, dass es gepasst hat. Und Dubai hat zwar Wüstenklima, aber nur die Monate Juni bis Oktober sind praktisch sicher trocken. So kann es eben passieren, dass bei einer Wetterlage, bei der alles perfekt passt, eine Grossstadt wie Dubai erwischt wird. Und eine solche Wetterlage mit derartigen Regenmengen kommt in den umliegenden Gebieten öfters vor. Aber dann wird das Ganze weniger zur Kenntnis genommen, weil eben keine Grossstadt betroffen ist.
Wir werden das in der Schweiz auch erleben, weil eine wärmere Welt in der Summe eine nassere Welt sein wird. Ganz besonders gilt das für die Regenmengen, die in sommerlichen Gewittern zu erwarten sind. Auch die tiefer gelegenen Teile von Zürich, Bern und Basel werden eines Tages mindestens knietief unter Wasser sein. Dann nämlich, wenn das perfekte Gewitter an der richtigen Stelle steht, nur ganz langsam weiterzieht und sich immer wieder regeneriert.
Auch Hagelkörner werden immer grösser
Die Kanalisationswelt ist auf alte Zeiten ausgelegt, und alle hoffen einfach darauf, dass ein solcher «perfect storm» nicht sehr wahrscheinlich ist und es – wenn schon – eher Bachenbülach, Arlesheim oder Bümpliz treffen möge anstelle der grossen Stadt. Denn dort würde das Entschlammen aller Keller anstrengender als in kleinen Orten.
Das kann in diesem Sommer passieren oder nächstes Jahr oder erst in 20 Jahren. Es wird jedes Jahr etwas wahrscheinlicher, weil die wärmere Luft immer mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann (auch die Hagelkörner werden immer grösser, aber darüber ein anderes Mal).
Wenns dann richtig kommt: Die wichtigsten Regeln
Wenn es dann also im Sommer einmal ziemlich heftig regnet und Sie sehen, dass sich auf dem Radar nichts bewegt, schon mal jetzt das Wichtigste: keine ganz wichtigen Dinge im Keller lagern. Nicht nachsehen, ob das Nass schon durch die Wand drückt während des Gewitters (es geht manchmal sehr schnell mit dem Wasser) und nicht in Tiefgaragen fahren. Dann überleben Sie das Ganze, und das ist schon mal erfreulich. Und Sie brauchen Geduld. Die Feuerwehr wird erst mal keine Zeit für Sie haben.
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