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Meinung

Replik auf Alarmismus-Vorwurf
Menschen verlieren ihr Leben wegen der Klimakrise

The creek Laveggio after heavy rainfalls in Capolago in Mendrisio, on Sunday, July 7, 2024. Severe weather in the past days caused floodings, landslides, blocked roads and destruction. (KEYSTONE/Ti-Press/Elia Bianchi)
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In seiner Analyse zu den Unwettern in der Schweiz bezichtigt Martin Läubli die Klimastreik-Bewegung des Alarmismus, weil sie in diesem Zusammenhang von Klimatoten spricht. Das provoziere Kreise der SVP, die bestrebt seien, jegliche Klimamassnahmen zu bremsen. Stattdessen solle man sich auf die Fakten berufen. Diese besagen, dass aufgrund der globalen Erhitzung die Wahrscheinlichkeit für extreme Wetterereignisse wie starke Niederschläge zunimmt. Ausserdem kann man nie ein einzelnes Ereignis von der Grössenordnung wie im Misox oder im Maggiatal eindeutig auf die Klimakrise zurückführen. 

Das sind unbestreitbare Tatsachen, auf deren Basis auch wir vom Klimastreik argumentieren. Ähnlich verhält es sich beim Rauchen: Eine Raucherin hat ein erhöhtes Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. Falls sie aber daran erkrankt, kann dies nicht eindeutig auf das Rauchen zurückgeführt werden, denn auch Nichtraucherinnen können Lungenkrebs bekommen – einfach seltener. Doch wäre es nun alarmistisch, wenn die Krebsliga aufgrund dieses Falles vor den Gefahren des Rauchens warnt?

Geht es um Schutzmassnahmen für Hochwasser wie im Wallis, reicht ein Einzelereignis aus, dass Unternehmen vom Kanton nun effektivere Massnahmen fordern. Es wäre schlicht unsinnig, die nächsten Überschwemmungen abzuwarten, wenn man aufgrund heutiger wissenschaftlicher Erkenntnisse bereits weiss, dass die Häufigkeit extremer Niederschläge zunehmen wird.

Im gleichen Sinne ist es nicht alarmistisch, auf den Zusammenhang zwischen der Verbrennung fossiler Brennstoffe und der Zerstörung in der Alpenregion hinzuweisen. Die Autos auf den Schweizer Strassen, die Flugzeuge am Flughafen Zürich und die Investitionen von Schweizer Banken in fossile Infrastruktur sind die Ursache für intensivere und häufiger auftretende Extremwetterereignisse.

Wir haben die Wucht der Klimakrise eher unterschätzt

Klimaaktivisten als Alarmisten zu schmähen, ist eine bekannte Taktik der extremen Rechten. Das macht es einfacher, unseren Protest zu diskreditieren. Solche Erzählungen dürfen nicht salonfähig werden. Eigentlich sollte man uns viel eher dafür kritisieren, dass auch wir oftmals die Wucht der Klimakrise unterschätzt haben. Die Realität von brennenden oder überfluteten Landstrichen, in denen bereits heute Tausende Menschen sterben, ist längst die grösste Warnerin.

In dieser Hinsicht sind auch der politische Fokus auf die rasche Öffnung von weggeschwemmten Autobahnen und die Missachtung des Urteils, das der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte zugunsten der Klimaseniorinnen fällte, äusserst zynisch: Diverse Menschenrechte werden bereits heute verletzt, Menschen verlieren ihr Leben aufgrund der Klimakrise. Dieses kann man nicht wieder in zwei Wochen reparieren.

Das zentrale Anliegen des Klimastreiks ist die Verhinderung von möglichst viel menschlichem Leid aufgrund der Klimakrise. Im Gegensatz zu Bundesrat Ignazio Cassis haben wir eine Antwort auf seine Frage nach den Unwettern, was denn eigentlich passiert sei: Das Nichthandeln der Staatengemeinschaft – die Schweiz eingeschlossen – und der weitere Zubau fossiler Infrastruktur heizen die Klimakrise an. Mit den aktuellen Massnahmen steuern wir auf 2,7 Grad globale Erhitzung zu. Heute spüren wir die Auswirkungen bei einer Erwärmung von 1,1 Grad. 

Jonas Kampus ist Sprecher der Klimastreik-Bewegung.