Schweizer KlimapolitikVorerst müssen wir Erdgas akzeptieren
Die Schweiz unterstützt Gaskraftwerke im Ausland und wird von Klimaschützern kritisiert. Doch die Kritiker machen es sich zu leicht.

Erdgas schadet dem Klima weniger als Erdöl. Ist es also Klimaschutz, wenn es durch den Bau von Gaskraftwerken gelingt, schneller vom Erdöl wegzukommen? Für viele Klimaschützer ist die Antwort klar: Nein.
Klar ist deshalb auch ihr Urteil über die Schweizerische Exportrisikoversicherung. Die öffentlich-rechtliche Anstalt des Bundes unterstützt Firmen dabei, Technologie für Gaskraftwerke in Ländern wie Vietnam oder Turkmenistan zu liefern. Die Schweiz, war an dieser Stelle unlängst zu lesen, befeuere so «das Klimachaos».
So einfach ist es nicht. Natürlich liegt die Zukunft nicht beim Erdgas. Bis sich der Energiesektor auf erneuerbare Energien ausgerichtet hat, bleibt Erdgas als Übergangstechnologie aber zu akzeptieren. Zum einen, weil dadurch zumindest teilweise der Ausstieg aus den besonders klimaschädlichen Energieträgern Öl und Kohle schneller gelingen kann.
Zum anderen lässt sich die Gasinfrastruktur in Zukunft weiterhin nutzen. Mittelfristig können Gaskraftwerke mit synthetischem Brennstoff und damit klimaneutral betrieben werden. Als Lieferant von regelbarer Energie können sie zudem helfen, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, etwa bei Verbrauchsspitzen oder wenn Wind- und Solaranlagen wetterbedingt zu wenig Strom produzieren.
Was es jetzt vor allem braucht
So bedeutend Erdgas bis auf weiteres bleibt: Unbesehen davon braucht es weiterhin enorme Anstrengungen, um eine klimafreundliche Infrastruktur aufzubauen, gerade in den ärmeren Ländern. Staatliche Gelder allein werden dafür nicht ausreichen, es müssen in Zukunft viel mehr private Mittel fliessen. Die laufende Klimakonferenz COP29 in Aserbaidschan steht denn auch im Fokus der internationalen Klimafinanzierung.
Der Bund kann hier vorangehen: indem er es Schweizer Firmen so leicht wie möglich macht, ihr Know-how für den Umbau zu einer klimaneutralen Gesellschaft zu exportieren. Es braucht dazu zwar mehr als nur ein starkes politisches Signal, ein solches wäre aber jetzt gerade besonders wichtig – nicht zuletzt, weil es von zwei SVP-Bundesräten kommen müsste: Klimaminister Albert Rösti und Wirtschaftsminister Guy Parmelin.
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