Konferenz in BrasilienFür den Klimagipfel werden Tausende Hektaren des Amazonas abgeholzt
Um die Weltklimakonferenz im Amazonasgebiet zugänglicher zu machen, wird eine Strasse durch den Regenwald gebaut – mit Folgen für Mensch und Natur.

Anlässlich des Klimagipfels COP 30 im November in der Stadt Belém lässt Brasilien eine vierspurige Autobahn errichten. Die brasilianische Regierung preist die Autobahn als «nachhaltig» an und hebt hervor, dass der Bau nötig ist, um den Verkehr von Belém zu entlasten, da aufgrund der Weltklimakonferenz über 50’000 Menschen erwartet werden. Naturschützerinnen und Naturschützer überzeugt dieses Argument aber nicht. Am Ende soll die Strasse 13 Kilometer durch ein eigentlich geschütztes Gebiet des Amazonas-Urwaldes führen.
Zum ersten Mal findet eine COP am Rand des tropischen Regenwaldes statt. Die Wahl des Ortes soll ein politisches Signal senden und hat somit auch einen grossen symbolischen Wert. Der Amazonas-Regenwald ist nämlich einer der wenigen verbliebenen grossen Urwälder der Erde und beherbergt mehr Pflanzen- und Tierarten als jede andere Region der Welt. Mit seinen Milliarden Bäumen ist er auch ein für das Weltklima bedeutender CO2-Speicher und spielt eine zentrale Rolle für das weltweite Klima.
«Alles wurde zerstört»
Allerdings wurden über das letzte Jahrhundert insgesamt circa 20 Prozent der Gesamtfläche des Amazonas-Regenwaldes zerstört. Im Herbst letzten Jahres aber meldete das internationale Institut für Weltraumforschung (INPE) Brasiliens, dass die Abholzung zuletzt so gering war wie seit neun Jahren nicht mehr. Dementsprechend sorgt das Vorhaben der brasilianischen Regierung unter Fachleuten und in der Bevölkerung für Kritik.
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«Alles wurde zerstört», sagte Claudio Verequete gegenüber der BBC. Er lebt 200 Meter von dem Ort entfernt, wo bald eine Strasse durch den Regenwald führen soll. Der Bau hat jetzt schon Folgen für ihn. «Unsere Ernte ist bereits zerstört worden. Wir haben dieses Einkommen nicht mehr, um unsere Familie zu ernähren», erzählte er der BBC weiter.
Er und die anderen Bewohnerinnen und Bewohner des Ortes werden die Strasse nicht einmal nutzen können, sagt Verequete. Auf beiden Seiten der Autobahn habe es Mauern. «Wenn jemand krank wird und ins Zentrum von Belém muss, werden wir die Strasse nicht nutzen können», sagt Verequete.
Folgen für Wildtiere und Ökosystem
Der Bau der Autobahn könnte auch massive Folgen für die Umwelt haben. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler befürchten, dass die Strasse das Ökosystem unterteilen und die Bewegungen der Wildtiere stören könnte. Professorin Silvia Sardinha äussert gegenüber der BBC ebenfalls Besorgnis. Die Tierärztin und ihr Team rehabilitieren verletzte Wildtiere, die hauptsächlich durch Menschen oder Fahrzeuge zu Schaden gekommen sind. Sobald sie geheilt sind, werden die Tiere wieder in die Wildnis ausgesetzt. Tiere «werden nicht mehr auf die andere Seite gelangen können, wodurch sich die Gebiete, in denen sie leben und sich vermehren können, verringern», sagt Sardinha.
Die Regierung investiert für die Vorbereitungen auf den Grossanlass im November insgesamt mehr als 81 Millionen Dollar. Unter anderem sollen neben der Autobahn auch ein 500’000-Quadratmeter-Stadtpark mit Grünflächen, Restaurants, einem Sportkomplex sowie weiteren Einrichtungen für die Öffentlichkeit entstehen.
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