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Papablog: Stunts im Seilpark
Kind, ich bin beeindruckt!

Erste Schritte ohne Boden unter den Füssen: Kind in einem Seilpark nach dem ersten Lockdown im Juni 2020.

Aus eigenem Antrieb hätte ich mit meinem Siebenjährigen niemals einen Seilpark aufgesucht. Dazu etwas Vorgeschichte: Der Brecht ist ein bewegungsfreudiges Kind. Er rennt, hüpft, hampelt und fuchtelt – auf festem Boden. Ganz anders in der Höhe: Da wird er unsicher, kriegt Angst und friert ein wie früher Windows ME.

Ich habe das Kind im Leben vielleicht dreimal auf einem Klettergerüst gesehen. Jedes Mal musste ich es bewegungsstarr wimmernd irgendwo aus dem Seilgeflecht retten – an Stellen so unzugänglich, dass ich kurz davorstand, die Rega zu rufen.

Ich schwitzte also nicht schlecht, als ich die Nachricht von Lea-Marihuanas Mutter las: Das Klassengspänli möchte den Brecht gerne zum Ausflug in den Seilpark mitnehmen. Mein Kind freute sich und blieb auch nach meiner hurtig improvisierten Diashow «Die gefährlichsten Seilparks der Welt» dabei: Ich solle unbedingt zusagen.

Wer ist dieses Äffchen?

Zweite Tage später stehen wir im Seilpark. Die aus früheren Besuchen parkerfahrene Lea-Marihuana geht voran, der Brecht erst wacker hinterher. Plötzlich steht er auf der ersten Plattform, vier Meter ob Boden und soll über knirschende Planken zum nächsten Baum gelangen. Er setzt seinen ersten Fuss aufs verwurmte Holz, zieht in wieder zurück geht mit den Fäusten vorm Mund in die Knie. «Ähhh … ich habe Angst.»

«Das wars», denke ich und krame nach dem Rega-Gönnerausweis. Doch dann, der magische Moment: Lea-Marihuana sagt «komm schon» und der Brecht balanciert behutsam hinüber. Was … was bin ich sehend?

Die Szene wiederholt sich noch zweimal, als die Plattformen höher werden und nur noch ein ausgeleiertes Stahlseil von der einen Rotbuche zur nächsten führt. Doch bereits eine halbe Stunde später wieselt der Brecht über die verschiedenen Parcours wie ein übermotiviertes Eichhörnchen nach acht Tassen Ristretto.

Mein Kind, dem der Staat psychomotorischen Förderunterricht finanziert. Mein Kind, das Spielplätze nur zweidimensional nutzt, lässt sich zehn Meter über dem Boden in seine Gurte fallen, um an einem Stahlseil durch den Wald zu rasseln, als gälte es, den nächsten James Bond zu casten.

Motivation, die von innen kommt

An diesem Tag beeindruckt mich der Brecht mehr als je zuvor. Kurz halte ich das aufkommende wohlige Gefühl für Stolz. Doch dazu gibt es keinen Anlass. Ich habe nichts dazu beigetragen, dass er dort oben seine Angst überwindet. Der Orden gehört ihm allein.

Hätte ich vorgeschlagen, in den Seilpark zu gehen und anstelle von Lea-Marihuana «los, trau dich» gerufen, wir wären an diesem Tag beide frustriert nach Hause gefahren. Der Motivator gilt nichts in der eigenen Familie.

Einfach bäumig! Im Seilpark erlebt man auch den Wald aus einer anderen Perspektive.

Natürlich haben mich meine Kinder schon öfter beeindruckt. Der Brecht zum Beispiel, als er in einer Ferienwoche spontan vier Bücher in Romanstärke verschlang. Wäre es mein Vorschlag gewesen, ein Buch zu lesen, er hätte mich wie ein räudiger Teenager angefaucht, dass er keine Lust habe.

Es sind diese Momente, die für mich viel vom Abenteuer Familie ausmachen.

Ähnlich beeindruckende Aktion von Beebers. Kürzlich fragte ich: «Wollen wir rausgehen?» Das noch nicht zweijährige Kind verschwand und kam komplett angezogen wieder. Inklusive Schuhen am jeweils richtigen Fuss.

Es sind diese Momente, die für mich viel vom Abenteuer Familie ausmachen. Und so sehr ich Floskeln, Sprichwörter und Bauernregeln verabscheue, so sehr hatte Remo Largo mit seinem Mantra recht: Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. Stimmt das Wetter, und hat man vorher grosszügig gedüngt, wuchert es ganz von selbst.

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