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Umfrage zur Arbeit mit KI
Viele Angestellte fühlen sich bei künstlicher Intelligenz allein gelassen

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In Kürze:
  • Eine Umfrage zeigt: Vier von fünf Mitarbeitenden benötigen mehr Fachwissen für bestehende KI-Anwendungen.
  • Nur ein Viertel der Unternehmen besitzt eine klare Strategie für deren Einsatz.
  • Politiker und Fachleute fordern grundlegende KI-Kompetenzen in der Grund- und Weiterbildung.

Mindestens eine Stunde pro Tag verbringt Giovanni Crupi mit Chat-GPT und anderen KI-Werkzeugen. Sie gehören für den 58-Jährigen, der als Produktmanager bei der Swisscom arbeitet, so selbstverständlich zum Arbeitsalltag wie der Internetbrowser oder die Office-Programme.

So verwendet er einen internen, speziell auf die Swisscom abgestimmten, datenschutzkonformen KI-Chatbot. Dieser macht ihm Vorschläge für Textbausteine in E-Mails. Und er hilft ihm bei seinen Recherchen.

Nutzt sowohl privat als auch beruflich häufig KI-Tools wie Chat-GPT: Giovanni Crupi, Produktmanager bei der Swisscom.

Wie Crupi machen es viele Angestellte. Bei knapp der Hälfte der Berufsleute in Dienstleistungs- und Wissensberufen gehört die sogenannte generative KI zum Arbeitsalltag. Dies zeigt eine Umfrage der Hochschule für Wirtschaft Zürich unter 1843 Mitgliedern der Allianz «Die Plattform», die acht unabhängige Angestellten- und Berufsverbände umfasst, also unter anderem Anwältinnen, Wirtschaftsprüfer, kaufmännische Angestellte, Marketing-, Verkaufs- und Personalfachleute vertritt.

Als generative KI werden Modelle der künstlichen Intelligenz bezeichnet, die darauf ausgelegt sind, neue Inhalte in Form von geschriebenem Text, Audio, Bildern oder Videos zu erzeugen.

Viele Firmen haben keine KI-Strategie

Laut den Ergebnissen erkennen die Angestellten das Potenzial generativer KI, sie fühlen sich jedoch allein gelassen: 80 Prozent geben an, dass sie mehr Fachwissen benötigen, um KI effektiv in ihre Arbeit zu integrieren. Besonders in weniger anspruchsvollen Positionen besteht ein ausgeprägtes Bedürfnis nach zusätzlichem Know-how.

Die Umfrage zeigt eine deutliche Kluft zwischen den Erwartungen der Mitarbeitenden an ihre Arbeitgeber und der Realität. Nur ein Viertel der Unternehmen verfügt über eine klare KI-Strategie. Der Mangel an Leitlinien führt zu Unsicherheiten in vielen Firmen. 

Bemerkenswert ist ausserdem: Der Bildungsgrad und die berufliche Funktion beeinflussen die Einstellung gegenüber KI erheblich. Höher Qualifizierte und solche in Führungspositionen erkennen die wirtschaftlichen Chancen, die mit dem Einsatz von KI einhergehen. Gleichzeitig sind sie sich jedoch auch der gesellschaftlichen Herausforderungen bewusst, wie der Beeinflussung öffentlicher Debatten oder der potenziellen Überwachung. Weniger gut Qualifizierte hingegen und solche in tieferen Funktionen zeigen sich bezüglich der Chancen skeptischer.

Arbeitgeber sollten ihre Angestellten einbeziehen

Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung zeigt die Umfrage, dass die Berufsleute in Dienstleistungs- und Wissensberufen dem Thema KI deutlich aufgeschlossener gegenüberstehen. Während 57 Prozent der befragten Berufsleute KI positiv gegenüberstehen, sind es in der Gesamtbevölkerung nur 35 Prozent.

In Anbetracht dieser Ergebnisse sei wichtig, dass die KI-Strategie des Bundes sich nicht auf Fragen zur Regulierung beschränke, sondern auch die Aus- und Weiterbildung der Angestellten berücksichtige, sagt Ursula Häfliger, Geschäftsführerin von «Die Plattform».

«Unsere grösste Sorge ist, dass es zwei getrennte Entwicklungen gibt», sagt sie. Die Firmen einerseits würden sich zwar mit KI befassen, «doch sie denken die Angestellten nicht mit», sagt Häfliger. Die Angestellten andererseits wüssten, dass KI zu grossen Umwälzungen führen werde, deshalb würden sie KI-Tools auf eigene Initiative nutzen. «Dies ist jedoch problematisch, denn die Arbeitgeber sollten ihre Mitarbeitenden in die Prozesse einbeziehen und schauen, dass sie die notwendigen Fähigkeiten erwerben können – am besten gleich bei der aktuellen Tätigkeit», findet Häfliger.

Künstliche Intelligenz als Thema in der Grundschule

So sieht es auch der Schwyzer Mitte-Nationalrat Dominik Blunschy. Er schlägt vor, KI-Kompetenzen bereits in der Grundausbildung zu vermitteln. «Es wäre naheliegend, KI im Fach Medien und Informatik zu integrieren. Dafür wären keine gesetzgeberischen Anpassungen nötig.» Blunschy hat dazu in Bern eine Interpellation eingereicht. Die Antwort des Bundesrats wird in der Wintersession erwartet.

Anders als viele Befragte ist Giovanni Crupi zufrieden mit der KI-Strategie seines Arbeitgebers. Bei der Swisscom sei KI Chefsache. Die Vorgesetzten würden den Umgang vorleben, und es sei eigens eine Geschäftseinheit gegründet worden, welche die Angestellten mit KI-Werkzeugen ausstattet und Infoveranstaltungen zu KI durchführt.

Dennoch sei es auch an jedem Einzelnen, aktiv zu werden, um den Anschluss nicht zu verpassen. «Man muss sich selber diejenigen Weiterbildungen aussuchen, die einen im eigenen individuellen Arbeitsumfeld unterstützen.» Dieses Denken, vermutet Crupi, sei bei grossen Firmen angekommen, bei kleineren allenfalls noch nicht so sehr.